Mit dem Blechritter über der früheren Gaststätte Alt Schwerte bezahlte ein Künstler einst seinen Deckel.

© Reinhard Schmitz

Fußgängerzone Schwerte: Mit diesem Blechritter bezahlte ein Künstler seinen Deckel

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Man verschickte noch Ansichtskarten in Schwarzweiß, da war er schon zu sehen. Seit 90 Jahren prägt der Blechritter das Bild der Hüsingstraße. Ein Künstler bezahlte mit ihm seinen Deckel.

Schwerte

, 13.10.2020, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Er gehört zum Inventar der Schwerter Fußgängerzone wie die Eisdiele Venezia und die Metzgerei Lewe. Trotzig seine Lanze in die Höhe reckend, überstand er die Hitlerzeit, den Krieg und auch alle Innenstadt-Modernisierungen danach. Wie aus einer anderen Zeit schaut der Blechritter immer noch von seiner Schieferfassade auf jeden herab, der die Hüsingstraße hinuntergeht. Alle kennen das Wahrzeichen der seit Jahr und Tag geschlossenen Gaststätte Alt Schwerte. Aber kaum jemand weiß: Er ist ein echtes Kunstwerk.

Der Blechritter prägt schon seit 90 Jahren das Bild der Hüsingstraße

„Der Schwerter Künstler Ernst Montenbruck hat den Blechritter um 1930 gestaltet“, berichtet Heimatforscher Friedhelm Arno Berthold. Damals, als junger Mann, habe dieser in einem der Fremdenzimmer über der Gaststätte gewohnt, die der Wirt „Paul“ dort vermietete: „Für einen ,Deckel´ hat er dann den Ritter gemacht.“ Auf diese Weise seine Rechnungen zu bezahlen, war in Künstlerkreisen nicht unüblich.

Als Künstler schuf der 1982 gestorbene Ernst Montenbruck viele Werke mit Schwerter Motiven.

Als Künstler schuf der 1982 gestorbene Ernst Montenbruck viele Werke mit Schwerter Motiven. © Reinhard Schmitz

Eine Signatur sucht man vergeblich, aber die Handschrift von Montenbruck blitzt aus der Gestaltung unverkennbar hervor. „Das ist seine typische Malweise“, sagt Heimatvereins-Vorsitzender Uwe Fuhrmann. Auf alten Bildern sei der Landsknecht immer schon zu sehen gewesen: „Ich kenne das Gebäude gar nicht ohne ihn.“ Die einzige Veränderung sei an dem Bierfass geschehen, das er bewacht. Das wurde mal neu bepinselt, als der Wirt auf eine andere Marke umgestiegen war.

Das größte Bild von Ernst Montenbruck wird im Museum aufbewahrt

„Stadtgeschichte geschrieben“, betitelten die Ruhr Nachrichten ihren Nachruf, als Ernst Montenbruck im November 1982 im Alter von 78 Jahren gestorben war. Als Architekt verstand sich der gebürtige Hagener auch auf das Zeichnen. Immer wieder entstanden Serien von oft historischen Stadtansichten, als deren Markenzeichen oft irgendwo ein Pferdewagen auftauchte. „Bei Pferdekämper hängen noch Stahlstiche“, berichtet Uwe Fuhrmann. Das größte Bild befinde sich im Bestand des Ruhrtalmuseums: Im Format von 1,50 mal 1 Meter zeigt es einen Kaufmannszug durch die Ruhr watend.

Der Schwerter Künstler Ernst Montenbruck gestaltete das Innere der Diskothek For You in Geisecke.

Der Schwerter Künstler Ernst Montenbruck gestaltete das Innere der Diskothek For You in Geisecke. © Reinhard Schmitz (Repro)

Auch als Werbegrafiker war Ernst Montenbruck gefragt. So gestaltete er beispielsweise Motive in den früheren Büroräumen der Gutehoffnungshütte (heute: Quick Bauprodukte) neben dem Nickelwerk und einen ganzen Fries von Fabrik-Reklamen in der Bahnhofshalle, die bei der Renovierung hinter einer Verkleidung verschwanden. Eine Spezialität war die Gestaltung von Gaststätten. Als eines der Musterbeispiele ist die Ausstattung der Diskothek For You an der Unnaer Straße noch original erhalten. Keinesfalls verschwinden - so Friedhelm Arno Berthold - sollte auch der Blechritter: „Falls Alt Schwerte mal abgerissen werden sollte, sollte er ins Museum kommen.“