
© Reinhard Schmitz
Kommt doch noch ein Biomarkt? Das planen zwei Schwerter für die Haverhallen
Haver-Hallen in Schwerte
Im Internet bot die Stadt die 100 Jahre alten Hallen an, die ursprünglich einem Landmaschinenhandel dienten. Zwei Schwerter haben eine Alternative zur ausschließlich gewerblichen Nutzung.
Die Streiter für den Erhalt des Elsebads und der Rohrmeisterei haben vorgemacht, wie es geht. Ihre erfolgreichen Initiativen sind die großen Vorbilder für ein alternatives Nutzungskonzept in den alten Haver-Hallen Im Reiche des Wassers, für die die Stadt im Internet einen Käufer sucht. Für einen symbolischen Euro möchten Reinhard Streibel und Michael Rotthowe die 1000 Quadratmeter große Backstein-Brache übernehmen.
Sie bringen dabei andere Nutzungsformen als ausschließlich Gewerbe ins Gespräch. Ihr Konzept: Aufenthalts- und Begegnungsmöglichkeiten für junge Schwerter und Künstler schaffen und gleichzeitig einen Standort für einen Bio- oder Unverpackt-Markt.
Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung
Die beiden Initiatoren sind Mitglieder von Bündnis90/Die Grünen, verstehen ihr Vorhaben aber ausdrücklich nicht als Aktion ihrer Partei. Sie kündigten an, ihr Angebot noch am Montag, 30. September, im Rathaus einzureichen. An diesem Termin endete die Bieterfrist. „Wir sind gespannt“, sagte Streibel, der für die Halle 1 ein integratives Begegungsprojekt für Jugendliche mit und ohne Behinderung schaffen möchte.
Unter anderem soll ein Teil der Fläche in eine Betonlandschaft mit Rundungen und unterschiedlichen Elementen verwandelt werden, die auf inklusive Weise von Rollsport-Treibenden und Skateboardern genutzt werden könne. Außerdem ist eine Basketball-Fläche unter Dach vorgesehen. Daneben könnten, von Raumteilern abgetrennt, Ateliers für junge Künstler entstehen, die sich keine aufwendigen Arbeitsräume leisten können.
Die Nachbarhalle 2 dagegen ist für einen Bio- oder Unverpackt-Markt vorgesehen, wobei sich auch beide Verkaufsformen kombinieren könnten. „Außerdem kommt auch das Konzept eines gemeinsamen Hofladens von mehreren regionalen Bauernhöfen in Betracht“, schreiben die Initiatoren.

In den Haver-Hallen war 25 Jahre lang das Feuerwehrmuseum zu finden. Doch der schrumpfende Förderverein löste sich im Herbst 2016 auf. Der damalige stellvertretende Vorsitzende Peter Hübel musste die Ausstellungsräume schweren Herzens aufgeben. © Reinhard Schmitz (A)
Mit ihrem Vorhaben wollen Streibel und Rotthowe den „stadtbildprägenden Charakter“ der Haverhallen bewahren, deren Fassade nicht durch Werbetafeln verändert werde. Bei einer gewerblichen Nutzung indes befürchten sie bauliche Veränderungen oder gar einen Abriss. Die Parkplätze vor dem Gebäude würden „weitestgehend erhalten“, allerdings brauche man mehr Behinderten-Parkplätze. Zudem wird eine ausreichend große Abstellanlage für Fahrräder gewünscht.
Das Nutzungskonzept ist die eine Sache. Die Finanzierung eine andere. Aber auch darüber haben sich die Initiatoren schon Gedanken gemacht. Das Vorhaben solle in eine Rechtsform - beispielsweise eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder eine Unternehmergesellschaft (UG) - gegossen werden, kündigte Streibel an. Man habe sich auch schon kundig gemacht, welche Fördermöglichkeiten bestehen, beispielsweise vonseiten von Stiftungen.
Dabei könne man auf die Unterstützung von „engagierten Menschen, die sich auskennen“, bauen. Weitere Mitstreiter und Sponsoren vor Ort werden gesucht. Denkbar sei auch eine Spendensammlung im Internet, ein sogenanntes Crowdfunding.
Mehr als zehn Angebote im Rathaus eingegangen
Insgesamt waren bis Montagmittag „mehr als zehn“ Angebote und Nutzungsvorschläge für die alten Haverhallen im Rathaus eingegangen, wie Stadt-Pressesprecher Ingo Rous auf Anfrage berichtete. Der neue Planungsdezernent Christian Vöcks werde sich mit weiteren Vorgehensweise beschäftigen, wenn er zum 1. Oktober seinen Dienst antritt. Dabei gehe es auch darum, wie die Ideen präsentiert werden.
Wenn der Rat schließlich das letzte Wort spricht, spielt nicht allein die Höhe des Kaufgebots eine Rolle. „Die Entscheidung über den Verkauf des Grundstücks wird auch die Nutzungsvorstellungen des Bieters, deren Einbettung in das vorhandene Umfeld und weitere Aspekte berücksichtigen“, hatte die Stadt in ihrem Intenet-Angebot angemerkt.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
