
So lecker und gesund ist unser Obst. Aber in der Schule sorgen unsere Pausensnacks für Ärger. Gut, dass wir gerade eine Pause von der Schule machen können. © Martina Niehaus
Äpfel sollen Kinder sportlich machen? Von wegen!
Kolumne
Die Herbstferien sind da. Endlich! Denn so sehr es mich auch gefreut hat, dass meine Jungs gern Äpfel vom Baum pflücken – das Obst bringt uns nur Ärger. Vor allem, was den Sport betrifft.
Es ist soweit. Zwei Wochen Ferien. Zwei Wochen Gnadenfrist, in denen ich keine Mails, Notizen oder Anrufe von verärgerten Lehrern bekomme. Und das nur, weil gerade die Äpfel reif sind.
Die Natur kann ja nichts dafür. Unser Apfelbäumchen im Garten hat ganze Arbeit geleistet. Jeden Tag pflücke ich mehrere Handvoll Äpfel, die ich meinen Jungs dann mit in die Schule gebe.
Heimlich essen in der ersten Reihe: Viel Erfolg!
Und hier geht der Ärger los. Denn der Jüngere kann sich bis zur großen Pause einfach nicht beherrschen. Er futtert seine Äpfel im Unterricht. Obwohl er es heimlich versucht, fliegt er immer wieder auf. Maskenpflicht gibt es schließlich gerade nicht, deshalb sieht auch jede Lehrerin und jeder Lehrer seine Kaubewegungen. Zumal der Junge sowieso schon in der ersten Reihe genau vor dem Lehrerpult sitzt. Warum, will ich hier lieber gar nicht erst erklären. Nur so viel: Früher saß er neben dem besten Kumpel ganz hinten.

Wie kann man es schaffen, in der ersten Reihe heimlich einen Apfel zu verputzen? Die Antwort lautet: gar nicht. Und das gibt Ärger. © Martina Niehaus
Die für andere völlig verständliche Regel, wann Pausensnacks ordnungsgemäß zum Mund geführt werden dürfen – in der Pause nämlich –, kommt bei dem Kind einfach nicht an. Er kaut am liebsten mitten in der Vokabelabfrage. Was natürlich jede Lehrkraft völlig zu Recht auf die Palme bringt.
Und mich auch. „Hör EINFACH auf zu essen, das kann doch nicht so schwer sein“, fauche ich ihn an, wenn wieder mal eine Mail kommt. „Sorry“, sagt er dann. „Ich hab einfach nicht dran gedacht, Mama.“
Gut, dass man notfalls die Lehrerin anschnorren kann
Ich glaube, das Homeschooling ist Schuld. Da konnten die Jungs den ganzen Tag futtern. In den Videokonferenzen merkte das kein Mensch. Homeschooling bedeutete für mich vor allem, dass ich nur den Essensspuren im Haus folgen musste, um meine Kinder zu finden. Jetzt ist wieder Disziplin angesagt und komplette Körperbeherrschung. 90 Minuten ohne Nahrungsaufnahme – keine Chance bei meinem Kandidaten!

So ein Mist. Auch dem Sportlehrer hat die spezielle Aufwärmübung des Kindes nicht gefallen. © Martina Niehaus
Besonderen Ärger hatte er sich zuletzt eingehandelt, weil er in der Pause Knabberzeug kaufte, das dann auch noch Lärm machte beim Snacken. Als Konsequenz gab ich ihm kein Geld mehr mit. Ebenso konsequent schnorrte mein Junior daraufhin seine Klassenlehrerin an („Meine Mama hat mir nichts zu Essen eingepackt“), um sich in der Pause M&M’s zu kaufen. Die er dann mitten im Reli-Unterricht zerknackte. Dass er sich regelmäßig Geld bei ihr lieh, erfuhr ich auf dem Elternsprechtag. Und versank im Boden.
Ein Apfel ist Aufwärmtraining für den Magen
Doch wir haben die Bonbon-Phase überwunden und sind inzwischen auf gesunde Snacks umgestiegen. In der vergangenen Woche waren es also die Äpfel, die Ärger brachten. Um zehn nach Acht fiel dem Sportlehrer auf, dass mein Sohnemann beim Aufwärmtraining heimlich seinen Magen aufwärmte. Um neun Uhr bekam ich die Mail, und er einen Eintrag ins Logbuch. „Seine Sportnote ist gefährdet“, steht dort.
Mann, bin ich froh, dass jetzt Ferien sind. Danach gebe ich ihm einfach diese Astronautennahrung mit in die Schule. In Tablettenform.
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
