
Die Ferien findet Autor Thomas Raulf schon allein deswegen papatastisch, weil das hier jetzt Pause hat: das mordendliche Theater mit den Pausensnack-Dosen. © Raulf/Hennes
Unser Kampf mit den Brotdosen hat endlich zwei Wochen Pause
Papatastisch
Wir haben wieder eine Runde geschafft: endlich Ferien. Das Schönste daran ist, dass wir zwei Wochen lang nicht hinter Butterbrotdosen herrennen müssen.
Der frühe Morgen nervt schon manchmal, und dass es auf den dunklen Winter zugeht, macht es nicht besser. Wenn doch nur das Theater mit den Butterbrotdosen nicht wäre...
Brotdosen längst nicht mehr für Ökos
Natürlich sind wir so umweltfreundlich unterwegs, wie es geht. Ich erinnere mich noch an Mitschüler aus meiner eigenen Schulzeit, die in der Pause Brote aus Folie auswickelten und dazu Kakao aus einem Tetrapack schlürften. Umweltschutz war damals noch ‘was für Ökos. Die Zeiten sind vorbei. Kunststoffdosen, die über Jahre immer wieder verwendet werden, sind der Stand der Dinge, das gleiche gilt für Trinkflaschen.
Die Voraussetzung fürs Wiederverwenden ist natürlich, dass man die Dosen im richtigen Moment zur Hand hat. Funktioniert meist nicht: Hier stolpert das tolle System leider schon im Hause Raulf. Dabei sind die Arbeitsschritte einfach: Wer aus der Schule kommt, erledigt bitte drei Sachen. Schuhe und Jacke wegstellen/-hängen, Hände waschen, Dosen und Flaschen aus dem Tornister packen. Was bitte lenkt diese Kinder dermaßen ab, dass sie von diesen drei Sachen mindestens eine immer vergessen? Meistens ist es Punkt 3, was regelmäßig zu Stress führt: Unser Haushalt besitzt gefühlt 28 Pausenbrotdosen in allen Farben, Größen und Formen.
Schön: Da sind noch Reste drin
Davon sind morgens aber nur drei zur Hand, von einer fehlt der Deckel. „Ach Leute!“, rufe ich den Verantwortlichen zu. Schuldbewusst kramen sie dann die Behälter vom Vortag aus ihren Taschen. Die Dosen sind natürlich in der Nacht nicht appetitlicher geworden, je nachdem ob halbe Brote darin geschlafen haben, Obststücke, oder - ich liebe es besonders - Reste einer warmen Mahlzeit im Thermobehälter. So etwas passiert morgens, wenn ich noch keinen Kaffee hatte.
Das Befüllen nehmen wir den Schülern ja sogar ab. Warum eigentlich? Diese Kinder zocken mich gnadenlos ab mit einer Spielekonsole, die ich noch nicht einmal einschalten kann. Geschickte Hände haben sie also. Einen Apfel kleinschneiden oder ein Brot zusammenklappen, das wäre machbar. Dazu müsste man natürlich früh genug aufstehen: funktioniert meist nicht. Was hingegen schnell und einfach funktioniert, ist ein Müsli- oder Schokoriegel, denn den muss der Nutzer nur aus dem Schrank holen, fertig verpackt. Das ist vermutlich auch der Grund, warum Eltern ihren Kindern das Befüllen der Dosen so gern abnehmen - damit ein bisschen Qualität reinkommt.
So. Jetzt ist erst mal Pause. Zwei Wochen lang muss niemand morgens nach Dosen suchen. Zwei Wochen? Gerade kommt mir der Gedanke, was passieren würde, wenn Reste von Pausenbrot oder Eintopf die Ferien im Tornister verbringen. Das gab es natürlich auch schon, und der Effekt am Morgen des ersten Schultags war umso eindrucksvoller.
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
