
© Foto: Bernd Paulitschke (Archiv)
Kletterwald-Chef: Dieb auf Kamera entdeckt und finanzielle Sorgen
Corona-Krise
Der Kletterwald am Freischütz ist zurück. Damit sind längst nicht alle Probleme aus der Welt. Im Gegenteil: Das Team leidet unter Zerstörung und Geldsorgen. Sogar Insolvenz stand im Raum.
Fünf Einbrüche und Diebstähle in sechs Wochen – die Bilanz des Kletterwaldes am Freischütz während des Corona-Lockdowns macht Patrick Hahnrath wütend. Vier Mal hatte es jemand auf verschiedene Kabel und Stromleitungen abgesehen, vor zwei Wochen dann mutwillige Zerstörung von Schildern und Zäunen.
In der Nacht zu Dienstag war wieder jemand auf dem Gelände unterwegs. Der Täter zerstörte zwar zwei Überwachungskameras, hat aber eine wichtige Sache vergessen: „Die dritte Kamera hat er wohl nicht gesehen. Jetzt haben wir immerhin ein Bild“, sagt der Kletterwald-Geschäftsführer.
Wirklich viel zeigt das aber nicht. Nur mit dem Rücken steht der Täter zur Kamera, er trägt eine dunkle Hose, einen hellen Kapuzenpulli und eine Jacke.
Ein Zeuge hat schon einen Täter beim Diebstahl beobachtet
„Wir haben bisher einen Zeugen, der den Kabelklau am Freischütz-Kinderspielparadies Anfang April beobachtet hat“, verrät Hahnrath. Demnach ist der Täter männlich, rund 1,80 Meter groß, er trägt beim Kabelklau dunkle Kleidung und einen Hoodie, einen großen dunklen Rucksack, eine große Zange zum Zerschneiden der Kabel und fährt ein schwarzes Trekkingrad.
Ob da einen Zusammenhang gibt zwischen der Beschreibung und dem Mann auf dem Kamerabild? „Das kann man nicht sagen“, sagt Hahnrath. Er glaubt aber dass es sich beim Kabelklau und der Zerstörung der Schilder und Kameras um zwei verschiedene Tätergruppen handelt.
NRW-Soforthilfe kam in allerletzter Minute
Als hätte es der Kletterwald am Freischütz während des Corona-Lockdowns nicht schwer genug gehabt. Schon direkt zu Anfang, in der letzten Märzwoche, machten Hahnrath und sein Team ganz deutlich: „Wenn wir bis im Mai nicht aufmachen können, dann lohnt es sich auch nicht mehr Kredite aufzunehmen. Dann schaffen wir es nicht mehr über den Winter zu kommen.“
Direkt hatte Hahnrath alle fünf Festangestellten in Kurzarbeit geschickt, den 31 Saisonarbeitern schweren Herzens absagen müssen. Die Umsatzzahlen sind schnell dramatisch eingebrochen. Schlimmer wurde es noch, weil „wir nach dem Winter, mit vier Monaten ohne Umsätze, dann kurz vor Saisonbeginn den Betrieb verboten bekamen. Da waren die Konten bereits leer, bevor es in die Krise ging“, erklärt Hahnrath.

Der Kletterwald ist eigentlich im Frühjahr gut besucht. Doch dann kam Corona. © Foto: Manuela Schwerte
Deswegen hatte der Kletterwald-Chef direkt die NRW-Soforthilfe beantragt. „Allerdings hat es sechs Wochen gedauert, bis das Geld da war.“ Zwei Tage später, und man hätte einen Insolvenzantrag für die Freizeitanlage gestellt.
Kletterwald-Team hofft dringend auf mehr Besucher
Die langersehnte Öffnung kam dann endlich am vergangenen Samstag (9. Mai). Wie genau ein Besuch dort abläuft, ist hier noch einmal nachzulesen:
Viele Besucher habe es am ersten Wochenende nach dem Corona-Lockdown aber nicht gegeben. „Wir müssen jetzt abwarten.“ Wenn nicht mehr Besucher kommen, werde es eng: „Unser Geschäft ist sehr personalintensiv, so dass wir eine bestimmte Menge an Gästen benötigen, um überhaupt betriebswirtschaftlich sinnvoll handeln zu können.“
Falls das nicht so ist, würde sich das Team mit laufendem Betrieb noch mehr verschulden als ohne.
Wenn es um Hygiene geht, ändert sich nicht viel im Kletterwald
An sich sei das mit den Hygieneregeln auch gar kein Problem, die könne man sehr gut einhalten. „Niemand muss mit Maske klettern. Wir haben immerhin 2,2 Hektar Wald bebaut und 12 Parcours. Da ist Platz für Abstand“, so Hahnrath. Im Bereich des Basecamps, wo sich Kasse und Materialausgabe befinden, muss aber Maske getragen werden, um die Mitarbeiter zu schützen.
Und die Daten der Gäste habe man sowieso schon immer für sieben Jahre speichern müssen. Wegen der „Seilgartennorm“. Und schon immer habe man Helme und Gurte regelmäßig desinfiziert.
Und zu all diesen Problemen kommt eben noch die Sache mit den Einbrüchen und Diebstählen hinzu. Das Team hofft weiterhin auf aufmerksame Zeugen und Hinweise aus der Bevölkerung. Schließlich wüsste man nie, was als nächstes zerstört wird.
Aus tiefster Liebe zum Ruhrgebiet bin ich gerne immer und überall auf der Suche nach Geschichten – für Kultur, Kindergärten und Schulen, Umwelt, Politik und alles, was Menschen sonst noch beschäftigt.
