"Klau-Kids" schlugen 2013 mehr als ein Dutzend Mal zu

Überfälle in Schwerte

Immer wieder sorgen "Klau-Kids", die Menschen an Geldautomaten überfallen, für Schlagzeilen. Doch die Polizei kann wenig gegen die jungen Täter tun, die oft noch nicht strafmündig sind. Auch in Schwerte haben die "Klau-Kids" schon zugeschlagen – mehr als ein Dutzend Mal im vergangenen Jahr.

SCHWERTE

, 12.08.2014, 11:04 Uhr / Lesedauer: 2 min
Wie brutal auch junge weibliche Klau-Kids vorgehen, zeigt dieses Bild: Die Schwerterin Silke Bruns wurde im Februar in der Volksbank überfallen und dabei verletzt.

Wie brutal auch junge weibliche Klau-Kids vorgehen, zeigt dieses Bild: Die Schwerterin Silke Bruns wurde im Februar in der Volksbank überfallen und dabei verletzt.

"Seit einigen Jahren wundern wir uns über diese Masche", sagt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Früher hätten die "Klau-Kids" eher "einfache Taschen- und Trickdiebstähle" begangen, heute überfielen sie oft Menschen, die gerade Geld abheben. Sobald es die Geheimzahl eingegeben hat, wird das Opfer bei dieser Masche abgelenkt oder weggestoßen. Dann heben die Täter den größtmöglichen Betrag ab und verschwinden mit dem Geld. Genaue Zahlen, wie häufig so etwas vorkommt, können weder das LKA noch die örtlichen Polizeibehörden nennen. Die Polizei Unna, die auch für Schwerte zuständig ist, spricht zwar von 17 Fällen seit Januar 2013. "Das ist allerdings eine Schätzung", sagt Sprecher Ralf Hammerl. Seinem Gefühl nach sei die Masche aber vor ein bis zwei Jahren noch häufiger vorgekommen.

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Ramona Hörst, Sprecherin der Polizei Recklinghausen, bestätigt das. "Viele Menschen sind mittlerweile gewarnt und verhalten sich am Geldautomaten vorsichtig", sagt sie. Hin und wieder kommen "Klau-Kids" aber auch nach Recklinghausen. Momentan fahndet die Polizei dort nach zwei Mädchen, die die Masche im Mai angewendet haben sollen. Um ihre Kunden zu schützen, haben einige Banken die Eingabe der PIN-Nummer ans Ende des Abhebevorgangs gelegt – nach der Auswahl des Geldbetrags. So sei die Beute begrenzter, sagt eine Sprecherin der Commerzbank, wo die Reihenfolge vor einigen Jahren geändert wurde. Auch die Postbank änderte die Reihenfolge.

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Bei dem Diebstahl in Schwerte werden beide Mädchen geschnappt. Die Polizei nimmt sie in Gewahrsam. Weil die Eltern nicht zu erreichen sind, werden die Kinder dem Jugendamt übergeben und in eine Jugendschutzstelle gebracht. Innerhalb weniger Stunden flüchten sie aber. In der Jugendschutzstelle wird den Kindern nicht nur eine Mahlzeit und ein Bett angeboten, sondern auch pädagogische Hilfe. "Aber wir kommen fast nie an sie ran", sagt Helga Erlbruch, die eine Jugendschutzstelle in Dortmund leitet. Nur in wenigen Einzelfällen nähmen die Kinder die Angebote an. In aller Regel blieben sie nicht lange.

"Es kann durchaus sein, dass die Kollegen dann am nächsten Tag die gleichen Täter wieder fassen", sagt LKA-Sprecher Scheulen. Viele der "Klau-Kids" werden immer wieder aufgegriffen. Die Polizei kann ihnen nichts anhaben. Strafmündig ist man in Deutschland erst ab 14 Jahren. Laut LKA werden viele der Kinder, die häufig aus Südosteuropa stammen, von ihren Familien oder anderen Hintermännern auf Beutezug geschickt. Sie seien selbst auch Opfer. "Die NRW-Polizei geht gezielt gegen diese Drahtzieher und Organisationen vor", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) im vergangenen Jahr. Das sei aber schwierig, erklärt Scheulen. "Es scheitert ja meist schon daran, Erziehungsberechtigte zu finden.

"Hintermänner seien so nicht zu ermitteln.Trotz aller Schwierigkeiten konnte die Polizei Duisburg im vergangenen Sommer bei "Klau-Kids", die innerhalb von zwei Monaten 60 Mal zugeschlagen hatten, die Eltern ermitteln. Denen drohte die Polizei mit Kindesentzug. Gelöst hat sich das Problem damit nicht, sondern lediglich verschoben. "Die Familien sind dann mit unbekanntem Ziel verzogen", sagt Polizei-Sprecher Ramon van der Maat.

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