Busfahrer hat Kinder als „Wichser“ beleidigt Bahn: „Wir sind mit Verhalten nicht zufrieden“

Schimpfender Busfahrer – Bahn: „Sind mit Verhalten nicht zufrieden“
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Er hatte Kinder und Jugendliche auf seiner Buslinie 594 nach Westhofen regelmäßig beleidigt – als „Arsch“, „nervige Hauptschüler“ oder „kleine Wichser“. Viele Eltern hatten sich über den Busfahrer beschwert.

Auch bei der Deutschen Bahn hatten Eltern angerufen – und mehrere E-Mails geschrieben. Über Monate passierte nichts. Nach unserer Berichterstattung über das Verhalten des Fahrers äußert sich die Deutsche Bahn jetzt doch zu den Vorkommnissen.

Denn nach unseren Anfragen hatte es offenbar Handlungsbedarf gegeben. „Unsere Qualitätsprüfer sind mehrmals mitgefahren, teilweise unerkannt und teilweise mit Ankündigung“, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Telefon.

„Das muss sich ändern“

Das Ergebnis der Kontrollen: Mit dem Verhalten des Fahrers sei man nicht zufrieden. „Wir haben mit dem Auftragnehmer Kontakt aufgenommen, bei dem der Mann angestellt ist, und gefordert: Das muss sich ändern.“ Der Busfahrer habe eine „Rüge“ bekommen. Arbeitsrechtliche Konsequenzen lägen allerdings nicht im Bereich der Deutschen Bahn. „Der Fahrer ist Mitarbeiter des Auftragnehmers, und der muss entscheiden, wie er damit umgeht.“

Das betroffene Unternehmen, bei dem der Fahrer angestellt ist, hatte unserer Redaktion gegenüber geäußert, Konsequenzen dem Mitarbeiter gegenüber zu ziehen. Einzelheiten dazu wollte man jedoch nicht nennen.

Der Busfahrer fährt inzwischen weiter auf der Linie – und transportiert Kinder und Jugendliche. Auf Anfrage erklärt eine Mutter, dass er in den vergangenen Tagen „sehr akribisch“ die Tickets der Kinder kontrolliert habe. Wer keines dabei hatte, habe nicht mitfahren dürfen. Das ist grundsätzlich natürlich seine Aufgabe. Was sagen die Jugendlichen dazu?

Die Tochter von Jessica C., Acelya, habe gesagt, der Busfahrer sei „schon netter“ geworden. „Und gestern hatte jemand keine Maske auf, da meinte er wohl: ‚Wenn du dich hinsetzt, musst du aber deine Maske aufsetzen‘, ziemlich freundlich.“

Durchgefahren sei er bis jetzt auch nicht mehr – in der Vergangenheit hatte er Kinder häufig erst an der Endhaltestelle hinausgelassen. Dann mussten die Jungen und Mädchen laufen. Das scheint jetzt vorbei zu sein. Trotzdem macht sich die Mutter weiter Sorgen. „Keine Ahnung, wenn es so bleibt, ist es ja okay. Nur was ist, wenn er wieder anfängt damit?“

Kinder an einer Bushaltestelle
Ein Busfahrer aus Schwerte hat Kinder, die er vom Zentrum nach West- und Wandhofen gefahren hat, beleidigt und genötigt. © Martina Niehaus (A)

„Die Rüge muss etwas bringen“

Betul S., eine weitere Mutter, ist der Meinung, dass eine Rüge an den Fahrer okay sei, solange es etwas bringe. „Ich habe mir schon gedacht, dass sie ihn nicht direkt rausschmeißen, sondern erstmal ermahnen.“ Trotzdem bleibt sie wachsam und sagt: „Sobald er wieder damit anfängt, werden wir ihn anzeigen.“

Auch ihre Kinder hätten berichtet, dass er am Anfang extra kontrolliert und auch „ein paar Sprüche gedrückt“ habe. Mittlerweile sei er wohl ruhiger und entspannt.

Unabhängig vom Verhalten des Fahrers sind die Eltern verärgert darüber, dass man ihre Beschwerden nicht von Anfang an ernst genommen habe. „Ich finde, die Bahn hat viel zu spät reagiert. Wir haben alle die gleiche Antwort per Mail bekommen“, sagt Betul S..

Auch Sascha Kudella ist als Elternvertreter des Friedrich-Bährens-Gymnasiums (FBG) zwiegespalten, was die Reaktion seitens der Deutschen Bahn betrifft. „Begrüßenswert ist, dass die Kinder jetzt erst einmal durch den Fahrer anständig behandelt werden. Ganz offensichtlich ist die akribische Ticketkontrolle aber eine Reaktion auf die Ansprache des Arbeitgebers und zeigt in meinen Augen, dass der Fahrer nicht gerade mit Verständnis auf die Rüge reagiert.“ Eine Ticketkontrolle sei allerdings das gute Recht des Fahrers.

„Bedauerlich ist, dass die Reaktionen der Bahn und des Unternehmens so lange auf sich haben warten lassen“, sagt Sascha Kudella. Ob es sinnvoll sei, es bei einer „Rüge“ durch die Qualitätssicherung der Bahn zu belassen, bezweifelt der Schwerter allerdings. „Die Kinder sind zum Teil durch den Fahrer doch schon sehr eingeschüchtert worden. Als Schulpflegschaftsvorsitzender hätte ich mir eine deutlichere und andere Reaktion gewünscht. Die Kinder werden nach wie vor jeden Tag mit dem Fahrer konfrontiert, der zum Teil handgreiflich geworden ist und diese grob beleidigt hat.“

Buslinie 594 nach Westhofen
Die Deutsche Bahn hat inzwischen auf die Vorwürfe der Eltern reagiert - mit einer „Rüge“. © Martina Niehaus (A)

„Reaktion ist nicht angemessen“

Er glaube nicht, dass eine Rüge hier die angemessene Reaktion sei, um die Kinder aus dieser Situation herauszuholen. „Ich bin mir sicher, dass die Eltern aus Wandhofen und Westhofen besonders sensibel auf zu erwartende weitere Verfehlungen des Fahrers reagieren werden.“

Warum es so lange mit einer Reaktion seitens der Bahn gedauert hat, konnte die Sprecherin der Deutschen Bahn unserer Redaktion gegenüber nicht sagen. Sie werde da noch einmal „nachhaken“. Der Busfahrer darf sich inzwischen sicher sein, dass die Schwerter Eltern sein Verhalten auch zukünftig genau beobachten werden.

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