Schwertes dienstältester Polizist Jörg Przystow schließt nach 38 Jahren die Tür der Wache hinter sich

38 Jahre in Schwerte: Jörg Przystow schließt Tür der Polizeiwache hinter sich
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Dieser Text erschien in dieser Version bereits am 21. November 2022. Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir ihn an dieser Stelle ein weiteres Mal.

Den Mann kennt in Schwerte praktisch jeder. Zumindest wenn er mal auf dem Pannekaukenfest war. Denn da moderiert Jörg Przystow auf der Hauptbühne. Und auch wenn anderswo in Schwerte ein Moderator gebraucht wird, ist Przystow meist im Einsatz.

Doch beruflich ist der Mann mit den lockeren Sprüchen Polizist. So kam er auch zur Moderation, nämlich bei gemeinsamen Aktionen der Feuerwehr, der Polizei und der Rettungsdienste. Jetzt geht der dienstälteste Polizist auf der Schwerter Wache.

45 Jahre öffentlicher Dienst

Eigentlich ist es ja erst im Februar soweit, dann folgt auch eine offizielle Verabschiedung. Immerhin 45 Jahre war er im öffentlichen Dienst tätig. Doch weil man bei der Polizei so viele Überstunden anhäuft, ist Jörg Przystow bereits jetzt Ruheständler.

1982 begann er bei der Landespolizei, nach vier Jahren als Zeitsoldat. Drei Jahre dauerte die Ausbildung, danach ging es direkt nach Schwerte. „Ein Schwerter Junge gehört doch in seine Heimatstadt“, gab ihm sein Vorgesetzter mit auf den Weg.

Jörg Przystow als Jungspund auf seinem Dienstmotorrad.
Jörg Przystow als Jungspund auf seinem Dienstmotorrad. © Repro hm

15 Jahre war Przystow im Wach- und Wechseldienst tätig. Wenn man ihn heute nach den Erlebnissen auf der Straße fragt, kommt auch immer eine Geschichte aus dem Jahr 1989.

„Es war ein Einsatz, eine größere Familienstreitigkeit in der Regenbogenstraße in Schwerte. Durch ein Familienmitglied wurden mir zwei gefüllte Bierflaschen an den Kopf geworfen, die auch beide trafen. Ich hatte gerade ein Haus gebaut, war noch nicht wirklich komplett durch entsprechende Versicherungen abgesichert und hatte großes Glück laut Aussage des Notarztes, dass ich ‚nur‘ mit einer Kopfverletzung, die genäht werden musste, davongekommen bin“, erzählt der Fahnder, wie ihn die Kollegen genannt haben. Den Spitznamen hatten ihm die Kollegen relativ früh verpasst.

Der Fahnder nimmt ein Bad

Doch es gab auch lustige Begebenheiten. Bei einem Einbruch in ein sehr tolles Haus in Schwerte sollten die Täter damals noch im Objekt sein. Das Haus war umstellt und ein Hundeführer schlug vor, über die Rückseite ins Haus zu gelangen. Bewusst ohne Taschenlampe, ging es durch ein eingeschlagenes Fenster ins Gebäude. Der Hund wurde vorgeschickt, dann der Hundeführer, dann der Fahnder.

„Ich dachte noch, was gluckert denn hier und im nächstes Moment rutschte ich ab und lag im Schwimmbad des Hauses. Das ging natürlich sofort über Funk, alle Taschenlampen gingen an, Gelächter überall und die Täter waren schon lange weg. Die Sprüche in den Tagen danach kann man sich vorstellen. Als der nächste Einsatz kam, hieß es dann auch über Funk: Nicht dass unser Fahnder erst wieder ein Bad nimmt…“

Wechsel ins Kommissariat

Als er 2000 ins Kriminal- und Verkehrskommissariat der Wache Schwerte wechselte, passte der Name Fahnder noch besser. 20 Jahre ermittelte er vor allem bei Verkehrsdelikten. „Ich kenne nach wie vor jede Unfallstelle, die ihre Besonderheiten hatte, verbunden mit menschlichem Leid, bei Unfällen mit tödlichem Verlauf. Die danach geführten Gespräche mit den Angehörigen, überhaupt das Überbringen der Nachricht, ganz egal, alles ist mir noch präsent“, so Przystow.

Als Moderator für die Polizei

Und wie wurde aus dem Fahnder Przystow der Moderator? 1992 plante der Kreis eine große Schau der Rettungskräfte, von der Reiterstaffel der Polizei bis zum Hubschrauber. Es wurde jemand gesucht, der das Programm präsentieren könnte.

Der damalige Oberkreisdirektor Landwehr meinte dann in einer der vielen Vorbesprechungen: „Sie machen das mal!“ Bei der Moderation lernte Przystow auch Lothar Baltrusch kennen, mit dem er sich viele Jahre als Moderatorenduo BP durch den Kreis Unna moderierte.

Im Schimanski-Krimi "Schuld und Sühne" (2011) waren Lothar Baltrusch (l.) und Jörg Przystow (r.) als Kriminalisten an der Seite von Götz George zu erleben. Die Dreharbeiten fanden 2010 in Duisburg statt.
Im Schimanski-Krimi „Schuld und Sühne“ (2011) waren Lothar Baltrusch (l.) und Jörg Przystow (r.) als Kriminalisten an der Seite von Götz George zu erleben. Die Dreharbeiten fanden 2010 in Duisburg statt. © Lothar Baltrusch

Und nun? Fällt es schwer loszulassen? „Ja“, da macht er keinen Hehl draus. Die vielen Kontakte wird er aber doch halten. Denn viel Zeit für Muße hat er wohl nicht. Denn neben der Moderation und seiner Arbeit hat er in der Corona-Pause das Krimischreiben für sich entdeckt. Das neue Buch ist fast fertig.

Außerdem moderiert er das Talkformat Schwerter Runde, will das Wohnmobil endlich nutzen, den Garten auf Vordermann bringen und dann ist da ja auch noch das Pannekaukenfest. Und in die Wache geht er auch noch manchmal, auch wenn der Nachfolger schon an seinem ehemaligen Schreibtisch sitzt.

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