Urgestein der Schwerter Ruhr Nachrichten Reinhard Schmitz geht in den Ruhestand

Urgestein der Ruhr Nachrichten: Reinhard Schmitz geht in den Ruhestand
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Es ist das Los des Journalisten, dass er in seinen Berichten und Reportagen lebt, aber selten selbst in den Vordergrund tritt. Und die große Bühne als Moderator oder der Job vor der Kamera waren ohnehin nie seine Sache.

Doch Reinhard Schmitz ist wohl der Journalist, der die Schwerter Zeitung in den vergangenen 30 Jahren am deutlichsten geprägt hat. Durch Kontinuität und durch seine Heimatverbundenheit. Heute, am 31. Oktober, absolviert er seinen letzten Arbeitstag – oder zumindest den letzten als Redakteur.

Ab dem 1. November ist Reinhard Schmitz – sein Autorenkürzel ist „rs“ – dann offiziell Rentner.

Viel erlebt hat Reinhard Schmitz in den Jahrzehnten als Redakteur: Mit Einmal-Ganzkörperschutzanzug, Helm, Handschuhen und Sicherungsgurt durfte er etwa 2018 in den Hauptkanal hinabsteigen, durch den das Abwasser aus Schwerte zur Kläranlage wabert. Zur Sanierung nahmen die Arbeiter ihn mit.
Viel erlebt hat Reinhard Schmitz in den Jahrzehnten als Redakteur: Mit Einmal-Ganzkörperschutzanzug, Helm, Handschuhen und Sicherungsgurt durfte er etwa 2018 in den Hauptkanal hinabsteigen, durch den das Abwasser aus Schwerte zur Kläranlage wabert. Zur Sanierung nahmen die Arbeiter ihn mit. © RN-Archiv

Volontariat im Juli 1988

Als gebürtiger Schwerter schrieb und fotografierte er schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Fünf Jahre war Reinhard Schmitz freier Mitarbeiter, bevor er am 1. Juli 1988 sein Volontariat bei den Ruhr Nachrichten antrat.

Nach dem Abschluss startete er am 1. Mai 1990 seine Karriere als Redakteur, aber nicht in seiner Heimatstadt, sondern in der Mantelredaktion im Pressehaus in Dortmund. Dort war er unter anderem zuständig für den Umbau der Ruhr Nachrichten für die Münstersche Zeitung.

„Glücksfall für die Redaktion“

Am 21. Mai 1991 kehrte er dann auch beruflich als Redakteur in seine Heimatstadt zurück. Das verdankte er auch seinem damaligen Redaktionsleiter Peter Schwarze. Der kündigte ihn in der Redaktionskonferenz als „Glücksfall für die Redaktion“ an. Und schon bald hatte Schmitz sein Publikum in der Ruhrstadt.

Mit viel Heimatverbundenheit ging er das journalistische Arbeitsfeld Schwerte an. Es gab wohl keinen Kollegen, der die Stadt und ihre Protagonisten besser kannte, Zusammenhänge wusste und dabei den Menschen meist positiv gegenübertrat. Denn im Zentrum seiner journalistischen Arbeit standen nicht die örtlichen Politiker oder die Wirtschaftsbosse, sondern die Menschen vor Ort.

Reinhard Schmitz auf dem Weg zur Pflanzentauschbörse 2015 – natürlich in seinem VW Polo, mit dem er auch heute noch unterwegs zu Terminen ist.
Reinhard Schmitz auf dem Weg zur Pflanzentauschbörse 2015 – natürlich in seinem VW Polo, mit dem er auch heute noch unterwegs zu Terminen ist. © Anna Gellner (A)
Die Westhofener feiern 2013 ihr Sup Peiter, plattdeutsch für „Sauf Peter“. Und Reinhard Schmitz ist mittendrin, muss auf diesem Foto hautnah den Platz vor dem bullernden Kanonenofen kennenlernen.
Die Westhofener feiern 2013 ihr Sup Peiter, plattdeutsch für „Sauf Peter“. Und Reinhard Schmitz ist mittendrin, muss auf diesem Foto hautnah den Platz vor dem bullernden Kanonenofen kennenlernen. © Braumann (A)

Ein neues Geschäft in der Fußgängerzone; der Rentner, der einen Roman über seinen Hund verfasst hat; oder wie jüngst Ex-Bürgermeister Heinrich Böckelühr, der zum Regierungspräsidenten ernannt wurde: „rs“ nahm sie alle wichtig.

Nickel-Skandal aufgedeckt

Das heißt aber nicht, dass Reinhard Schmitz nicht auch investigativ und bissig sein konnte. Wie zum Beispiel 2009, als er den Nickel-Skandal aufdeckte. Begonnen hatte alles mit einer Pressemitteilung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, die ihn stutzig gemacht hatte.

Nach drei Seiten voll des Lobes über die Verbesserung der Luftqualität an der Ruhr folgte der Vermerk, dass erhöhte Nickeldepositionen in Duisburg und Schwerte gemessen wurden. Seine Recherche ergab, dass es sich nicht um eine Kleinigkeit, sondern um 30-fach erhöhte Richtwerte handelte.

Buch der Jahrgangsbesten

Die Recherche löste eine ganze Reihe von Konsequenzen aus. Zumal die Redaktion daraufhin ein eigenes Bodengutachten erstellen ließ. Die Stadt veranstalte eine Bürgerversammlung, das Land ließ den Boden selbst noch einmal überprüfen.

Es gab Handlungsempfehlungen und Anweisungen, und am Ende brachte die weitere journalistische Arbeit, die auf diese Recherche folgte, der Redaktion einen Eintrag ins Buch der Jahrgangsbesten beim renommierten Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ein.

Immer ein Teamplayer

Hier wie in vielen anderen Fällen war es der Blick auf die Details, der zum Erfolg führte. Und das ist auch eine Sache, die „rs“ stets auszeichnet. Er sieht sich alles ganz genau an, findet auch kleine Unstimmigkeiten und lässt sich nicht von schönmalerischen Worten ablenken oder gar von Gegenwind einschüchtern.

Ein Termin im Jahr 2009, an den man sich gerne erinnert: Vorwitzig springt das sieben Wochen alte Eichhörnchen Dorothea auf den Parka von Reinhard Schmitz.
Ein Termin im Jahr 2009, an den man sich gerne erinnert: Vorwitzig springt das sieben Wochen alte Eichhörnchen Dorothea auf den Parka von Reinhard Schmitz. © Meissner (A)

Und auch als Kollege war Reinhard Schmitz geschätzt. Denn man konnte sich auf ihn verlassen. Er sprang ein, wenn es nötig war und blieb immer ein Teamplayer.

Und auch wenn Reinhard Schmitz am 1. November kurz vor seinem 66. Geburtstag in den Ruhestand tritt, wird sein Kürzel weiterhin in den Ruhr Nachrichten zu lesen sein. Denn als freier Mitarbeiter bleibt er der Redaktion und vor allem seinen Leserinnen und Lesern in Schwerte erhalten.

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