
Zum ICE-Halt wurde Schwerte am Sonntagmittag (15.5.). Fahrgäste stiegen am Gleis 4 aus, um sich die Beine zu vertreten oder eine Zigarette zu rauchen. © Wolfgang Güttler
Schwerte wird zum ICE-Halt: Lokführer beweist handwerkliches Geschick
Bahnhof Schwerte
Normalerweise sieht man sie nur vorbeirauschen. Doch am Sonntag hielt ein ICE der Deutschen Bahn in Schwerte und ließ Fahrgäste aussteigen. Wolfgang Güttler erfuhr den besonderen Grund.
Eigentlich rauschen sie nur zwischen Metropolen wie Berlin, Dresden oder München hin und her. Auch in Dortmund und Hamm kann man noch in den ICE zusteigen. Aber dass er im Bahnhof Schwerte anhält, ist schon außergewöhnlich. Am Sonntagmittag (15.5.) stand der Paradezug der Deutschen Bahn plötzlich mit geöffneten Türen am Bahnsteig 4.
Wolfgang Güttler von den Eisenbahnfreunden war zur Stelle
Wolfgang Güttler von den Eisenbahnfreunden Schwerte, zufällig am Ort des Geschehens, reagierte sofort. Eigentlich wollte er nur seine Tochter zu einem anderen Zug bringen, aber jetzt zückte er sofort seine Kamera. „Die Reisenden stiegen aus, konnten sich die Beine vertreten und ein Zigarettchen rauchen“, berichtet er. Einige hätten den außerplanmäßigen Halt auch genutzt, um in Regionalzüge – hauptsächlich Richtung Hagen, Wuppertal und Köln – umzusteigen.

Auf seiner Fahrt von Berlin-Ostbahnhof nach Köln legte der ICE „Brandenburg an der Havel" einen Nothalt im Bahnhof Schwerte ein. © Wolfgang Güttler
Der Eisenbahnfreund brachte auch den Grund für den ungewöhnlichen Stopp in Erfahrung. Es habe sich um einen Nothalt gehandelt: „Grund war ein Druckabfall im gesamten Zug, wodurch die Bremsen des Triebzugs nicht mehr ordnungsgemäß arbeiteten. Da die Sicherheit bei der Eisenbahn an erster Stelle steht, wurde der Zug auf Gleis 4 am Schwerter Bahnsteig gestoppt.“
Der Lokführer konnte die Störung selbst reparieren
Ein Sprecher der Deutschen Bahn (Düsseldorf) bestätigte am Dienstag (17.5.) auf Nachfrage, dass der ICE 652 wegen einer Triebfahrzeug-Störung um 12.23 Uhr in Schwerte angehalten habe. Er sei ursprünglich auf der Fahrt von Berlin nach Bonn unterwegs gewesen und dabei bis Hamm fast planmäßig gewesen. Der Stopp in Schwerte habe genau eine halbe Stunde gedauert. Um 12.53 Uhr konnte der ICE seine Fahrt aus eigener Kraft wieder fortsetzen: „Der Lokführer hat das Problem gelöst.“ Um 13.50 Uhr war dann Endstation im Kölner Hauptbahnhof.

Der bislang einzige planmäßige ICE-Halt am Bahnhof fand am 17. September 2011 statt, als der damalige Bürgermeister Heinrich Böckelühr (vorn, 3.v.l.) den Zug mit einer Zuckerguss-Sektflasche auf den Namen „Schwerte (Ruhr)“ taufte. © Reinhard Schmitz (A)
„Dem Zugpersonal konnte ich mitteilen, dass sich alle Schwerter Bürger freuen, dass jetzt sogar wieder ICE-Züge einen Halt in Schwerte einlegen. Man nahm es mit Humor“, erzählt Wolfgang Güttler. Denn ganz so weit geht die Aufwertung der Ruhrstadt natürlich nicht. Aber immerhin ist sie seit Dezember durch den Intercity Frankfurt-Schwerte-Norddeich wieder ans Fernzugnetz angebunden, was der Eisenbahnfreund auch schon bei der Premierenfahrt getestet hat.
Vor elf Jahren hielt ein ICE zur Taufe in Schwerte
Der einzige planmäßige Halt eines ICE am Bahnhof fand am 17. September 2011 statt – anlässlich der Taufe des 330 km/h schnellen Flitzers auf den Namen „Schwerte (Ruhr)“ durch den damaligen Bürgermeister Heinrich Böckelühr. Hunderte wollten das Ereignis miterleben oder gar ins Cockpit des Zuges klettern, der seitdem mehr als fünf Millionen Kilometer auf Bahngleisen zurückgelegt hat. Nur nach Schwerte kam er nie wieder.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
