Zig Kameras klickten bei der Zugtaufe im Schwerter Bahnhof. Heute wären es wohl Smartphones gewesen.

© Reinhard Schmitz (A)

Vor 10 Jahren: Am 17. September 2011 war es am Schwerter Bahnhof so voll wie nie

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Selten hat man den Bahnhof so voll gesehen. Von der Aufgangstreppe bis zur Spitze des Bahnsteigs 1 drubbelte sich vor genau 10 Jahren eine Menschentraube. Es gab Schnaps für alle, die Kameras klickten.

Schwerte

, 17.09.2021, 15:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Selten hat man den Bahnhof Schwerte so voll gesehen. Es schien fast so, als wollte die halbe Stadt dabei sein an jenem 17. September 2011, als ein ICE-Triebwagen der Deutschen Bahn feierlich auf den Namen „Schwerte (Ruhr)“ getauft wurde.

„Was ist aus dem geworden?“, fragt zehn Jahre später Leser Axel Ehwald. Ist der superschnelle Zug immer noch als rollender Botschafter für die Ruhrstadt auf den Schienen unterwegs?

In zehn Jahren legte der Zug rund fünf Millionen Kilometer zurück

Wie er das ist, das klingt schon rekordverdächtig. „Der Täufling hat in den vergangenen zehn Jahren rund fünf Millionen Kilometer zurückgelegt“, berichtet eine Bahnsprecherin (Düsseldorf) auf Anfrage: „Er hätte es damit rund 13-mal von der Erde bis zum Mond geschafft.“

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Tag für Tag absolviere der Zug Langläufe zwischen 1.300 und 1.800 Kilometern. Dabei sei er sehr häufig in seiner Taufregion unterwegs, da er überwiegend auf den Strecken vom Ruhrgebiet nach München oder nach Basel eingesetzt werde. Wer Glück hat, kann auf diesen Touren im Dortmunder Hauptbahnhof einen schnellen Blick auf den ICE erhaschen.

Die stellvertretenden Bürgermeister Ursula Meise und Jürgen Paul schauten im September 2011 zu, wie Bürgermeister Heinrich Böckelühr die Zuckerguss-Sektflasche am ICE „Schwerte (Ruhr)“ zerschmetterte. DB-Konzernbeauftragter Reiner Latsch war zufrieden.

Die stellvertretenden Bürgermeister Ursula Meise und Jürgen Paul schauten im September 2011 zu, wie Bürgermeister Heinrich Böckelühr die Zuckerguss-Sektflasche am ICE „Schwerte (Ruhr)“ zerschmetterte. DB-Konzernbeauftragter Reiner Latsch war zufrieden. © Reinhard Schmitz (A)

„Allzeit gute Fahrt“ war dem Zug von jedem gewünscht worden, der bei der Taufe einen Hansetrunk gekippt hatte. Als Kiepenkerl im Blaukittel gewandet, stieß der Westhofener Ortsheimatpfleger Lothar Meißgeier mit den Festgästen mit dem Hochprozentigen im Schnapspinnchen auf das Wohl des ICE an.

Für den selbst gab es eine Sektflasche, die der damalige Bürgermeister Heinrich Böckelühr an einem Puffer zerschellen ließ – ähnlich wie bei einer Schiffstaufe. Natürlich war sie nicht aus echtem Glas, sondern wie im Theater aus Zuckerguss gefertigt, um keine Kratzer auf dem Lack zu hinterlassen.

Als Kiepenkerl verteilte Lothar Meißgeier den Hansetrunk an die Festgäste der Zugtaufe und stieß mit ihnen auf „allzeit gute Fahrt“ des ICE an.

Als Kiepenkerl verteilte Lothar Meißgeier den Hansetrunk an die Festgäste der Zugtaufe und stieß mit ihnen auf „allzeit gute Fahrt“ des ICE an. © Reinhard Schmitz (A)

Wunsch der Eisenbahner ging in Erfüllung

Denn vor seiner Taufe war der Triebwagen, der im Jahr 2004 bei Bombardier gebaut worden war, erst einmal generalüberholt worden. Der 330 Stundenkilometer schnelle Flitzer mit 12.000-PS-Motoren gehörte zur dritten ICE-Serie mit der Baureihen-Bezeichnung 403, wo er die Zugnummer 362 erhielt. In der 200 Meter langen Einheit sollte er Sitzplätze für 400 Passagiere bieten.

So voll wie selten war der Bahnsteig 1 bei der Zugtaufe am 17. September 2011.

So voll wie selten war der Bahnsteig 1 bei der Zugtaufe am 17. September 2011. © Reinhard Schmitz (A)

Mit der Zugtaufe hatte die Deutsche Bahn einen Wunsch der Eisenbahnfreunde Schwerte erfüllt, die in jenem Jahr eine große Ausstellung zur heimischen Eisenbahngeschichte präsentierten.

Eigens für den Festakt schrieb Musiklehrer Uwe Schiemann ein Lied zur Jim-Knopf-Melodie „Eine Insel mit zwei Bergen“, das er mit den „Schiemann-Chören“ auf dem Bahnsteig schmetterte. Wer wollte, konnte danach sogar in die Lokführer-Kabine klettern, bevor der ICE davonrollte und nie wieder in seiner Taufstadt anhielt.

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