
© Reinhard Schmitz
Honigtanke im Süden von Schwerte hat rund um die Uhr geöffnet
Naturschutz in Schwerte
Anklingeln und enttäuscht nach Hause fahren, weil der Imker nicht zu Hause ist - das war einmal. Auf dem Bürenbruch gibt es ein Angebot, das mit 7/24 aus dem Internet konkurrieren kann.
Sesselmarkt nennen die Bauern am Neusiedlersee ihre unbesetzten Verkaufsstände am Straßenrand. Nach demselben Muster funktioniert die „Kasse des Vertrauens“ auf Gladiolenfeldern und sogar an manchen Freiluft-Museen außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten. Aussuchen und einkaufen, wann immer einem danach ist - und das Geld einfach in die bereitstehende Zahlbox einwerfen. Rund um die Uhr, nicht mehr anders als beim Bestellen im Internet. Diese Möglichkeit gibt es auf dem Bürenbruch auch für das flüssige Gold von der Biene: Eine Honigtanke hat Hobby-Imker Michel Sticken vor seinem Haus am Bürenbruch 3 in Betrieb genommen.
Nur ein einziges Mal lag nicht der volle Kaufpreis in der Kasse
Wer hier mit dem Auto stoppt, muss die klebrige Masse natürlich nicht mit einem Schlauch zapfen und auch kein Gefäß mitbringen. In einer schützenden Styroporkiste hat der 44-Jährige gefüllte 500-Gramm-Gläser bereitgestellt. Daneben hängt eine Art Klapp-Aschenbecher, in den der Kaufpreis von glatten fünf Euro eingeworfen werden kann. „Ich hab´ auf die Ehrlichkeit der Leute vertraut, dass sie was ´rausnehmen können und ihren Obolus dalassen“, sagt Michael Sticken. Das Angebot werde ganz gut angenommen. Und bislang sei es nur einmal vorgekommen, dass jemand nicht die komplette Summe in der Kasse hinterließ: „Entweder wollte er nicht soviel geben oder er hatte nicht mehr Geld dabei.“ In letzterem Fall ließe sich die offene Schuld ja beim nächsten Abstecher zum Bürenbruch noch begleichen.

Glatte fünf Euro kostet ein 500-Gramm-Honigglas aus der Honigtanke am Bürenbruch 3. © Reinhard Schmitz
Vor etwa drei Wochen wurde die selbstgebaute Honigtanke eröffnet.
„In ländlichen Gegenden gibt´s das häufiger“, berichtet Michael Sticken, der sich seit 2014 mit Honigbienen beschäftigt. In der Weihnachtsbaum-Schonung nebenan hatte sein Nachbar, der auch Vorsitzender des Imkervereins Schwerte ist, schon lange seine Bienenstöcke stehen: „Das fand ich ganz spannend und bin einfach mal ´rübergegangen.“ Als das Interesse erwacht war, erhielt er als Geschenk noch einen „Ableger“, ein junges Volk mit einer Königin. Hauptsächlicher Grund für den Einstieg ins Hobby: „Dass wir eigenen Honig haben und was für die Bienen tun.“
Das Lebenswerk einer Biene ist ein einziger Teelöffel Honig
Mittlerweile hegt Michael Sticken sieben Völker in seinem Garten, wo die Honigsammler im Frühling ein Meer von blühenden Kirsch- und Apfelbäumen finden. Zweimal konnte der Imker die Ernte aus den Waben schleudern, zuletzt vor zwei Wochen. Als Ersatz werden die Völker jetzt mit Zuckerwasser gefüttert, damit sie ihren Vorrat für den Winter anlegen können. Das haben sie sich redlich verdient: „Ein Teelöffel Honig ist das Lebenswerk einer Sammlerin.“ Und dafür fliegt sie bis zu zwei Kilometer weit von ihrem Bienenstand hin und her.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
