„Ein Hobo ist ein freier Geist, der überall in der Welt zu Hause ist“, so erklärte Laura Goetze (39) ihre Lebensart und die Namensgebung für ihr Yoga-Studio kurz nach dessen Eröffnung im Juni 2021. Nun, knapp zwei Jahre später, sagt sie: „Ich habe das Gefangen-Sein in der Selbstständigkeit unterschätzt.“
Inzwischen ist das „Hobo Mädchen“, wie Laura Goetzes Vater seine Tochter immer nannte, wieder frei. Denn die 39-Jährige hat ihr Studio „Hobo Yoga“ in Schwerte nach der letzten Yoga-Klasse am 17. Februar 2023 geschlossen.
Leichtigkeit verloren
„Ich hatte meine Leichtigkeit verloren, das ist mir sehr nahe gegangen“, erklärt Laura Goetze ihren Entschluss, die Räumlichkeiten am Nordwall 2a aufzugeben. Die Verantwortung habe sie erdrückt. Denn anders als ursprünglich geplant sei Hobo Yoga zu einer „One-Woman-Show“ geworden. „Die Yogis hier sind sehr Lehrer-gebunden. Die meisten wollten nur zu mir“, sagt die Yoga-Lehrerin und -Therapeutin.
Dabei habe sie anfangs Kolleginnen und Kollegen einbinden wollen. Am Ende habe sie jedoch alle Klassen in der Tagesklinik, im Studio und im Sommer auch im Elsebad selbst unterrichten müssen. „Krank zu sein oder in den Urlaub zu fahren, konnte ich mir kaum erlauben. Es war zu viel. Ich habe so viel Energie in alles gesteckt, hatte so viel Stress und konnte mir am Ende noch nicht einmal ein finanzielles Polster aufbauen.“

Grund dafür sei auch die Corona-Pandemie. Eigentlich sollte Hobo Yoga bereits im November 2020 eröffnen, was am Lockdown scheiterte. „Viele sagen, ich hätte mich in der schlimmsten Zeit selbstständig gemacht. Aber das konnte ich ja nicht absehen, als ich mich für das eigene Studio und die Immobilie entschieden habe.“
2015 schloss Laura Goetze ihre Ausbildung zur Yoga-Lehrerin ab. Seitdem träumte die gelernte Veranstaltungskauffrau vom eigenen Studio. Deshalb habe sie sich zunächst auch nicht von ihrem Corona-bedingt schwierigen Start unterkriegen lassen. „Das war mein Lebenstraum – nur zur falschen Zeit.“
So geht es mit Yoga weiter
Die Entscheidung, diesen Traum vorerst aufzugeben, habe sie sich nicht leicht gemacht. „Ich habe das seit Sommer 2022 mit mir herumgetragen und immer überlegt: Mache ich weiter oder stoße ich das Studio ab?“ Sobald die Entscheidung gefallen war, habe sie sich erleichtert gefühlt. Noch mehr, nachdem sie sie ihren treuen Yogis mitgeteilt hatte.
Die letzten Wochen in ihrem Studio seien dann eine wahre Freude gewesen. „Ich hatte meine Leichtigkeit zurück“, sagt die 39-Jährige. „Loslassen heißt für mich auch nicht, dass der Lebenstraum weg ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich irgendwann nochmal ein eigenes Studio haben werde. Aber ich würde es dann ganz anders angehen.“
Vorerst werde sie jedoch keine eigenen Räume mehr anmieten. Stattdessen unterrichtet sie ab dem 4. Mai einen Pränatal-Yoga-Kurs im Physiogarten Iserlohn (donnerstags, 18.30 bis 20 Uhr). Außerdem geht es für Laura Goetze wieder ins Elsebad: Ab dem 8. Mai findet dort auf der Wiese bei gutem Wetter (mindestens 15 Grad und trocken) Yoga für alle statt (montags 18 bis 19 Uhr).
Nach dem Abbaden im September wird sie voraussichtlich Online-Yoga anbieten. Auch Wochenend-Workshops seien denkbar. Parallel dazu bildet Laura Goetze neue Yoga-Lehrerinnen und -Lehrer aus.
Neuer Beruf
Neben dem Yoga hat Laura Goetze nach einem Todesfall im engsten Familienkreis zudem einen neuen Berufszweig für sich entdeckt. „Ich arbeite seit März in Teilzeit als Fachkraft in einem Bestattungsunternehmen“, sagt sie. „In Deutschland bedeutet das erst einmal viel Bürokratie, dann geht es um die Art der Bestattung. Ich kümmere mich aber außerdem um die Dekoration bei der Beerdigung und bin auch bei der Zeremonie dabei.“
Es sei für sie eine sehr erfüllende und auch sehr yogische Aufgabe, den Abschied von einem geliebten Menschen für die Angehörigen so schön wie möglich zu gestalten. „Ich hätte mich in dem Bereich gerne schon im vergangenen Jahr weitergebildet. Aber mit meinem eigenen Studio war das nicht möglich, ich war gebunden. Dabei verbinde ich das Hobo-Dasein mit Frei-Sein.“
Nun könne sie endlich wieder frei aussuchen, was sie machen möchte, so die 39-Jährige. „Ich habe eigentlich immer das gemacht, worauf ich Lust hatte: im Restaurant arbeiten, Veranstaltungen planen, die Ausbildung zur Yoga-Lehrerin und -Therapeutin, das eigene Studio – und jetzt begleite ich eben Angehörige.“ Und vielleicht gehört irgendwann auch wieder ein neues, eigenes Studio zu dieser Auflistung.
- Alle Informationen zu aktuellen Yoga-Klassen und -Workshops von Laura Goetze gibt es auf der Homepage www.hoboyoga.de oder bei Instagram unter „hoboyoga“.
- Laura Goetze bietet Yoga für alle interessierten Yogis an, hat aber auch spezielle Angebote für Schwangere und werdende Eltern.
- Yoga für alle im Elsebad (montags, 18 bis 19 Uhr) startet am 8. Mai und läuft bis zum Abbaden im September. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Wer mitmachen möchte, muss eine eigene Matte mitbringen. Kosten: Badeintritt 4,50 Euro und Yoga-Einheit 8 Euro. Bei schlechtem Wetter fällt die Klasse aus.
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