Fernöstliche Klänge umwehten den Konvoi, drei dreimal am Bahnhof Schwerte vorbeirollte. Sie schallten aus einer der dunklen Limousinen herüber, die dem offenen Transporter vorausfuhren, der das Allerheiligste der Hindu-Gemeinde geladen hatte.
Auf der Ladefläche hüteten Gläubige die Statuen der Gottheiten, die vom bisherigen Tempel an der Robert-Koch-Straße auf das neue Gelände am Beckenkamp umzogen. Weil der Prachtbau des künftigen Tempels dort noch auf seine Vollendung wartet, finden sie ihre vorübergehende Heimat im bereits fertiggestellten Gemeindehaus.
Fahrzeug mit Saris geschmückt
„Die Götterstatuen sind alle mit dem mit Saris geschmückten Fahrzeug trocken und sicher am Beckenkamp angekommen“, berichtet der Vorsitzende der Hindu-Gemeinde, Suntharalingam Gobinaath. Nach den drei Touren war die Aufgabe am Freitagabend (5.5.) erledigt.
Die Hauptgöttin Sri Kanankathurka Ampal habe der Priester Jeyanthinatha Sivasamykurrukkal persönlich in seinen Händen gehalten, die übrigen Statuen seinen von Gläubigen getragen worden. Die Gemeinde dankte der Hagener Firma Baustoffe und Transporte Horst Weiß, die das Fahrzeug zur Verfügung gestellt hatte.

Der Umzug war notwendig geworden, weil der Tempel nach den Ritualen der Hindu-Gemeinde eigentlich alle zwölf Jahre renoviert werden muss. Diese Frist war in dem bisher genutzten Gebetssaal an der Robert-Koch-Straße abgelaufen, doch hätte sich dort eine Renovierung angesichts des Tempel-Projekts am Beckenkamp 7 nicht mehr gelohnt. Deshalb dient das dort zugehörige Gemeindehaus jetzt vorübergehend als Tempel auf Zeit. Zeremonien begleiteten den Einzug der Götter, bei denen unter anderem die Hauptgöttin eine rituelle Milchdusche erhielt.
Kein Umzug zum Tempelfest
In dem Übergangstempel finden ab sofort täglich von 18 bis 19 Uhr die üblichen Gottesdienste statt. Er wird auch Ort der heiligen Feiern zum Tempelfest sein, das in diesem Jahr nur innerhalb des Gebäudes begangen wird. Auf den großen Umzug durch die Straßen wird einmal verzichtet. Er wird auf einer neuen Route wieder starten, wenn auch der neue Tempel eingeweiht ist. „Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres“ – so hofft Suntharalingam Gobinaath – werde dieses Ziel wohl erreicht sein.

Derzeit müssen die Tempelbauer sehr viel Feinarbeit beim Ausschmücken des Gotteshauses leisten, was sehr zeitaufwendig ist. Denn beim Gestalten und Bemalen muss immer wieder darauf gewartet werden, bis die frisch aufgetragenen Mörtelschichten getrocknet sind.
Ein schöner Sommer mit viel Sonne könnte diesen Prozess beschleunigen. Unterdessen steht die bisher als Tempel genutzte Halle in einem Hinterhof an der Robert-Koch-Straße zum Verkauf. „Wer Interesse hat, kann sich melden“, sagt Suntharalingam Gobinaath, der am besten per E-Mail (hindutempel.schwerte@gmail.com) zu erreichen ist.
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