
Barfuß marschierte die stellvertretende Bürgermeisterin Bianca Dausend (CDU, 5.v.l.) als offizielle Vertreterin der Stadt Schwerte vor dem Heiligen Wagen mit, in dem die Hindus ihre Göttin als Höhepunkt des Tempelfestes durch die Straßen zogen. © Reinhard Schmitz
Hindu-Göttin segnet die Stadt: Bianca Dausend schreitet barfuß mit
Festzumzug
Als Höhepunkt ihres zehntägigen Tempelfestes zogen die Hindus am Sonntag (31.7.) mit ihrer Göttin durch die Straßen der Stadt. Die stellvertretende Bürgermeisterin war ganz nah dabei.
Bianca Dausend zog ihre Schuhe aus. Geschmückt mit einer bunten Blumenkette und einem gold-lachsfarbenen Umhang, wurde der stellvertretenden Bürgermeisterin die Ehre zuteil, die Hindu-Göttin Sri Kanankathurka Ampal aus nächster Nähe bei ihrem Festumzug durch die Straßen zu begleiten. Mitten vor dem Heiligen Wagen mit der Göttinnen-Statue schritt die offizielle Vertreterin der Stadt Schwerte zwischen den Gläubigen, die ebenfalls barfuß die dicken Taue des rituellen Gefährts zogen. Links Frauen in ihren prächtigsten Saris, rechts die Männer mit bloßem Oberkörper.
Gläubige aus ganz Deutschland reisten zu dem Umzug an
Aus ganz Deutschland waren am Sonntag (31.7.) wieder Hindus zu dem Umzug angereist, der den Höhepunkt des zehntätigen Tempelfestes bildete. Seit zu Beginn der Feierlichkeiten mit dem Eröffnungsgottesdienst am 23. Juli die Fahne im Tempel gehisst worden ist, halten die Gläubigen ein freiwilliges Fasten ein. Wie eine Teilnehmerin berichtete, wird während dieser Zeit vegan gelebt und viele verzichten sogar auf das Verzehren von Eiern.

Von ihren Fenstern und Balkonen verfolgten die Anwohner der Märkischen Straße den Festumzug der Hindus mit der Göttin im Heiligen Wagen. © Reinhard Schmitz
Rein pflanzlich war deshalb auch das Festmahl zubereitet, das im befreundeten Tempel in Dortmund-Hombruch gekocht worden war. Dieser verfügt über einen größeren Küchenbereich als der Schwerter Tempel an der Robert-Koch-Straße, als dessen Ersatz ein großer, prächtiger Neubau am Beckenkamp entsteht. Er soll von Fachhandwerkern aus Indien noch in diesem Jahr fertiggestellt werden und wird künftig den Ausgangspunkt des Festzumzug bilden.
Zum letzten Mal auf der alten Route rund um die Märkische Straße
Viele Interessierte wollten die Prozession deshalb zum letzten Mal auf ihrer alten Route durch die Märkische Straße, den Kirschbaumsweg und die Graf-Diederich-Straße verfolgen, die jeweils abschnittsweise von Ordnern für den Autoverkehr gesperrt wurden. In den Fenstern, auf Balkonen und in Türeingängen schauten die Anwohner zu, viele von ihnen mit Handykameras in der Hand. Die Tempelgemeinde hatte sogar ein eigenes Fernsehteam im Einsatz, das das Ereignis filmte.

Tommeln und Trompetenstöße begleiteten den Festumzug der Hindus. © Reinhard Schmitz
Rückwärts gehend, schritten Frauen mit Leuchten und Gaben-Gefäßen auf dem Kopf vor dem Heiligen Wagen her, der alle paar Schritte stoppte. Dann wurden rituelle Handlungen vorgenommen, Glöckchen erklangen. Sobald die Trommler und Trompeter lautstark in Aktion traten, griffen die Gläubigen dann wieder in die Zugseile des Gefährts der Göttin. Manche warfen sich dahinter sogar auf den Asphalt und beteten eindringlich.
Die Göttin Sri Kanankathurka Ampal steht auch für Mut, wie Bianca Dausend von der Gemeinde erfuhr. Das griff sie in ihrer Ansprache auf. Denn Mut, so sagte sie, könnten alle in dieser schweren Zeit gut gebrauchen.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
