Reich gedeckt mit Gaben war der Platz vor dem Priesterpaar im Hindutempel, wo zum abschließenden Höhepunkt Blumenblüten in die Luft geworfen wurden.

Reich gedeckt mit Gaben war der Platz vor dem Priesterpaar im Hindutempel, wo zum abschließenden Höhepunkt Blumenblüten in die Luft geworfen wurden. © Reinhard Schmitz

Video aus Schwerter Tempel: Hindupriester heiratet seine Frau zum zweiten Mal

rnHindu-Gemeinde Schwerte

Diesen Liebesbeweis wünscht sich jede Frau. Jeyanthinatha Sivasamykurrukkal heiratete erneut. So machen es Hindupriester bei ihrem 60. Geburtstag. Eine Scheidung gab es nie.

Schwerte

, 02.07.2022, 11:00 Uhr

Der Trommelwirbel setzte zum Finale an. Die indischen Trompeten gaben alles. Und dann flogen von allen Seiten händeweise weiße Jasminblüten durch die Luft. Ähnlich wie die Reiskörner vor dem Trauzimmer im Rathaus galten sie einem Hochzeitspaar, das im Mittelpunkt einer zweitägigen Zeremonie im Hindutempel an der Robert-Koch-Straße stand.

Priester Jeyanthinatha Sivasamykurrukkal gab seiner Ehefrau Mohana Sarma erneut das Ja-Wort. So schreibt es der Glaube den Hindupriestern vor, wenn sie den 60. Geburtstag gefeiert haben. Die Söhne sind dann verpflichtet, das Ritual auszurichten.

Nach 60 Lebensjahren beginnt ein neuer Zyklus

Hintergrund ist – so berichtet Ulla Rademacher, Sprecherin des Hindu-Vereins – dass der Glaube nur 60 Lebensjahre kennt, von denen jedes einen besonderen Namen trägt. Hat ein Mensch diese Grenze erreicht, beginnt ein neuer Zyklus. Und der wird in Priesterfamilien mit der erneuten Hochzeit rituell gefeiert. Weitere Zeremonien folgen nach dem 70., 85. und 100. Lebensjahr: „Das stärkt die Ehe.“

Die Festgäste kamen in traditionellen Gewändern und mit Gaben in den Tempel an der Robert-Koch-Straße.

Die Festgäste kamen in traditionellen Gewändern und mit Gaben in den Tempel an der Robert-Koch-Straße. © Reinhard Schmitz

Viele Priesterkollegen waren zu dem Fest gekommen, das am Donnerstagmittag (30.6.) seinen Höhepunkt und Abschluss fand. Der Priester A.N. Somaskandakurukkal war aus England angereist, um die Zeremonie zu leiten. Die Gäste, gekleidet in traditionelle Gewänder, stellten 60 Kelche mit Gaben wie Bananenblüten, Kokosnussmilch und Wasser bereit – jeweils einen symbolisch für jedes Lebensjahr von Jeyanthinatha Sivasamykurrukkal.

Damit verbunden waren die Wünsche, dass er und seine Frau Mohana Sarma weiterhin friedlich und in Gesundheit leben können. Sie haben zwei Söhne, die ebenfalls Priester sind. Die jüngere Tochter geht noch zur Schule.

„Das Paar und seine Familie wird in besonderer Weise für die weitere Zukunft gesegnet und mit guten Wünschen bedacht“, erklärt Ulla Rademacher: „Dem schließen sich die Mitglieder des Sri Kanakathurka Ampal Aalayam Schwerte e.V. und die Gläubigen der Schwerter Hindugemeinde an.“

1987 hatte Jeyanthinatha Sivasamykurrukkal bei ihnen das Priesteramt übernommen, nachdem sein Vorgänger, der noch als Flüchtling von Sri Lanka nach Schwerte gekommen war, nach Kanada weitergereist war. Damals wurden alle Zeremonien noch in einem Kellerraum des längst abgerissenen Asylantenheims an der Schützenstraße begangen.

In einer zweitägigen Zeremonie feierte Hindupriester Jeyanthinatha Sivasamykurrukkal (r.) anlässlich seines 60. Geburtstag die erneute Hochzeit mit seiner Ehefrau Mohana Sarma (M.).

In einer zweitägigen Zeremonie feierte Hindupriester Jeyanthinatha Sivasamykurrukkal (r.) anlässlich seines 60. Geburtstag die erneute Hochzeit mit seiner Ehefrau Mohana Sarma (M.). © Reinhard Schmitz

Später gestaltete die Gemeinde eine ehemalige Fabrikhalle an der Robert-Koch-Straße zu einem Tempel für ihre Hauptgöttin Sri Kanakathurka. Deren Statue wird am 31. Juli (Sonntag) beim großen Tempelfest wieder durch die Straßen nordöstlich vom Robert-Koch-Platz getragen. Vermutlich zum letzten Mal in diesem Viertel. Denn am Beckenkamp entsteht ein prächtiger neuer Tempel, der noch in diesem Jahr vollendet werden soll.

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