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Schwerter Geschäfte geben EC-Karte Vorzug vor dreckigem Bargeld
Coronavirus
Viele Geschäfte in Schwerte wollen in Corona-Zeiten nur noch EC-Karten-Zahlungen annehmen. Doch das hat nicht in allen Fällen nur Hygienegründe.
Die gute Nachricht vorab: Banken sind eine kritische Infrastruktur und werden deshalb weiterhin geöffnet bleiben. Die Versorgung mit Bargeld ist also sicher. Ob sie allerdings sinnvoll ist, daran hat Sparkassenchef Ulrich Bartscher seine Zweifel. Aus Hygienegründen empfiehlt er: „Lasst die Finger vom Bargeld.“ Das sei auch heutzutage nicht mehr notwendig.
„Es gibt kaum noch Geschäfte, die die Karte nicht akzeptieren“, so Bartscher. Ganz im Gegenteil: Manche nehmen jetzt gerne die Karte, wie zum Beispiel Sascha Ruhnke von Bäcker Becker. Hier kann man ab sofort vorübergehend ohne den früheren 5-Euro-Mindestbetrag mit der EC-Karte bezahlen.
Bei Bäcker Becker ab sofort Kartenzahlung ohne Mindestbetrag
„Um den Umgang mit Bargeld zu minimieren, können unsere Kunden außer in Villigst, dort ist es noch gar nicht möglich, vorübergehend ohne Mindestgrenze mit EC-Karte zahlen“, so Ruhnke. Außerdem sei das Verkaufspersonal natürlich dazu angehalten, noch mehr als sonst auf die Handhygiene zu achten. Wenn die Kunden es wünschen, tragen die Verkäufer Einweghandschuhe. Rigoroser gehen große Geschäfte vor: Bei Rewe Filips am Bahnhof belehrt ein Schild, dass man nur noch mit EC-Karte zahlen kann. Und auch Lidl und Aldi empfehlen ihren Märkten zurzeit, auf Bargeld zu verzichten.
Bundesbank: Keine Belege für Übertragung von Corona
Doch wie gefährlich sind Münzen und Scheine wirklich? Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung geben Experten der Deutschen Bundesbank Entwarnung, da es bis dato keinerlei fundierte Belege dafür gibt, dass Banknoten oder Münzen Überträger des Coronavirus seien. Trotzdem wird im Umgang mit Bargeld derselbe Hygienestandard wie bei anderen Alltagsgegenständen empfohlen. Im Zweifel gilt Händewaschen als beste Präventionsmaßnahme.
Grundsätzlich sind Geldscheine schon belastet.
Bis zu 3000 verschiedene Erreger auf einem Schein
Bis zu 3000 verschiedene Erreger-Arten tummeln sich auf einem Schein, haben Forscher der Universität New York festgestellt. Allerdings waren die Scheine bei dieser Untersuchung eher mit Bakterien besiedelt. Der Mikrobiologe Dr. Frank Mosel erklärt in der Apotheken Umschau: „Nur einem Bruchteil der Keime gelingt es, sich vom Geld abzulösen und auf den Fingern kleben zu bleiben: Selbst bei Abklatsch-Untersuchungen mit Spezialmedien im Labor können Experten von 1000 Keimen nur rund 100 nachweisen.“
Besonders kritisch sei es aber, wenn die Keime vom Geld an Lebensmittel gerieten. Dort könnten sie sich gut vermehren. Im Gegensatz dazu könne man seine Geldkarte mit Seife abwaschen, sagt Bartscher.
Bargeld ist nicht nur ein hygienisches Problem
Für die Geschäfte ist das Bargeld übrigens nicht nur ein hygienisches Problem. Denn die Logistik, um Tageseinnahmen zu transportieren, ist nicht gerade günstig. Deshalb gehen immer mehr große Ketten dazu über, ihren Kunden auch das Abheben von Bargeld an der Kasse zu ermöglichen. Die Banken finden das ebenfalls gut, da sie dann nicht die teuren und wartungsaufwendigen Geldautomaten aufstellen müssen. „Das ist eine Win-win-Situation“, findet Sparkassenchef Ulrich Bartscher.
Wieviel Ärger man mit einem Geldautomaten haben kann, erfuhr die Sparkasse jüngst in Geisecke. Dort wurde immer wieder in die abgelegene Automatenfiliale eingebrochen. Meist ohne finanziellen Erfolg, aber immer mit hohem Sachschaden verbunden.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
