Handwerk in Schwerte

Doctor Strange in Holzen: Superheld macht Frederik Hanné zum Gesellen

Das kreisrunde Fenster schmückt die Machtzentren des Superhelden-Epos Doctor Strange – und bald auch die Wohnung des frischgebackenen Glasergesellen Frederik Hanné.

Holzen

, 26.07.2022 / Lesedauer: 3 min

Es ist sein absoluter Lieblingsstreifen. „Oft genug“ gesehen hat Frederik Hanné (19) das Superhelden-Epos „Doctor Strange“, das 2016 in die Kinos kam. Er kennt die Dialoge fast auswendig. „Ich bisschen mitsprechen kann man das eine oder andere schon“, sagt der 19-Jährige. Jetzt hat er auch noch eine Film-Requisite, die kein anderer Fan besitzt.

Selbst nachgebaut hat er das unverwechselbare Rundfenster, das die Giebel der drei großen Machtzentren der Science-Fiction-Story in London, New York und Hongkong prägt. Das gelungene Gesellenstück beweist eindrucksvoll, was er in der dreijährigen Lehrzeit bei seinem Vater Dirk Hanné in dessen Glaserbetrieb „Glas & Rahmen“ gelernt hat.

Der Prüfer wollte sich anschließend noch ein Erinnerungsfoto machen

Ob die Prüfer der Kreishandwerkerschaft an der Langen Reihe in Dortmund den cineastischen Kassenschlager je auf der Leinwand erlebt haben und um die Bedeutung des Fensters wissen, weiß man nicht.

Aber die perfekte Nachbildung der Bleiverglasung überzeugte sie so sehr, dass sie dafür nichts anderes als ein glattes „Sehr gut“ verleihen konnten. Und noch eine weitere Auszeichnung durfte sich Frederik Hanné anrechnen lassen: „Dann hat der Prüfer sich noch ein Foto gemacht anschließend.“

Filigranarbeit leistete Frederick Hanné (19) für sein Gesellenstück im Glaserhandwerk, ein bleiverglastes Fenster aus dem Science-Fiction-Film „Dr. Strange". © Dirk Hanné

Es war der Lohn für eine Arbeit, die den Holzener eigentlich schon seit Ostern beschäftigt hatte. Da fing er an, nach Filmfotos ein erstes Musterteil des Fensters zu machen, das in seinem Original mit einem Durchmesser von drei bis vier Metern natürlich viel zu groß geworden wäre.

Deshalb musste für eine Zeichnung alles auf einen Durchmesser von einem Meter verkleinert werden. Dabei half ein moderner Rechner, während die handwerklichen Techniken bei der Ausführung anschließend antiken Regeln folgten.

Die orangenen Partien der Scheibe wurden so ganzflächig mit einer Aufreibefarbe überzogen, die hinterher mit dem Handballen verwischt wurde, um die marmorierte Patina zu erzielen. Natürlich war die Farbe auch selbst mit Gummi Arabikum angemischt. Anschließend bei 600 Grad im Ofen gebrannt, erhielt sie ihre Festigkeit.

Das Gesellenstück wird ein Schmuckstück seiner Wohnung

Noch mehr Aufwand erforderte das Muster aus den unzähligen dünnen, schwarzen Linien, die im großformatigen Film-Original aus Bleirippen der Verglasung bestehen. „Das geht in der Verkleinerung nicht“, erklärt Frederik Hanné.

Sie wurden deshalb mit einem speziellen Zwei-Komponenten-Glaslack aufgemalt, wofür zuvor 18 Folien-Schablonen erstellt worden waren. Diese zuzuschneiden und die nicht benötigten Felder herauszuknibbeln, dauerte allein einen ganzen Nachmittag im Garten.

Mittels einer selbstgefertigten Schablone wurden die feinen schwarzen Linien mit speziellem Glaslack auf das Fenster aufgebracht. © Reinhard Schmitz

Perfekt wollten später noch die Verstrebungen aus Blei zwischen die Scheiben gesetzt und behutsam verlötet werden, ohne das Glas durch die Hitze zu beschädigen. Später möchte Frederik Hanné das meisterliche Gesellenstück noch mit einer LED-Durchleuchtung von der Rückseite her versehen, um es als Schmuckstück in seiner Wohnung aufzuhängen.

Vater Dirk Hanné hat auch BVB-Stars in der Kundenkartei

Das Gesellenstück seines Vaters Dirk Hanné (62) – eine Kopie des Kaiser-Karl V.-Porträts aus dem Wiener Stephansdom – schmückt übrigens das WC seines Betriebs „Glas & Rahmen“, den er am 1. Juli 1999 in den Räumen eines früheren Getränkemarkes an der Kreisstraße 41 in Dortmund-Holzen eröffnet hat. Dort gibt es weit mehr zu bestellen als Spiegel und Duschen, Isolierscheiben und Küchenrückwände oder begehbare Verglasungen.

Die eindrucksvollsten Werke des Meisters füllen ein dickes Musterbuch. Sie reichen vom geätzten Hauswappen in einer Glastür des Dortmunder Edel-Juweliers Rüschenbeck bis hin zu Kirchenfenstern am Fasanenweg in Dortmund-Berghofen. Ein weiteres Vorzeigestück ist auf allen Baustellen dabei.

Auf dem Firmen-Transporter wirbt das Foto eines mehr als drei Meter langen Spiegels, den sich der frühere BVB-Starfußballer Marcel Schmelzer in seiner Wohnung einbauen ließ.

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