Seit etwa drei Jahren lebt Julia Mink (38) in Schwerte, vorher hat sie in Dortmund-Lichtendorf gewohnt. Jahrelang ist sie in Dortmund aktives Mitglied bei den Foodsavern gewesen, einer Umweltbewegung, die Lebensmittel vor dem Mülleimer rettet. „Ich hab das hier so vermisst“, sagt die heutige Schwerterin. Dann hat sie sich erkundigt, ob die Ruhrstadt denn wohl auch Bedarf an Foodsaving hat, neben den Lebensmittelrettern und der Tafel, die es ja nun schon in Schwerte gibt.
In ihrer Nachbarschaft kam ein sogenannter „Fairteiler“ gut an. Das ist eine Box oder ein Schrank, worin übrig gebliebene Lebensmittel ausgetauscht werden können. „So fing es an“, erzählt sie.
Lebensmittel retten: Viel Obst und Gemüse
Und tatsächlich sind Schwerter Betriebe auf sie zugekommen, die namentlich nicht genannt werden wollen. „Das hat uns total gefreut und geflasht. Von Null auf Hundert sind wir dann durchgestartet“, erzählt Julia Mink. Mit „Wir“ meint sie unter anderem Sabine und Julia, zwei Foodsaverinnen aus Holzwickede, die das Projekt mit ihr in Schwerte auf die Beine gestellt haben.
Jetzt sind es schon etwa 60 Mitglieder bei den Schwerter Foodsavern, 12 davon aus der Ruhrstadt selbst. „Aber es dürfen gerne mehr werden“, sagt Julia Mink. Zum Vergleich: In Holzwickede ist es schon etwa die doppelte Anzahl an Mitgliedern.

Die Foodsaver organisieren sich im Netz über die Plattform foodsharing.de. Dort gibt es eine Terminliste, auf der man sich eintragen kann. Zu zweit werden dann die Betriebe angesteuert. „Oft kriegen wir auch zwei Kofferräume voll.“ Vorher könne man aber nie sagen, was denn tatsächlich an Lebensmitteln von den Betrieben übrig bleibt. „Viel Obst und Gemüse, auch mal Fleisch und Molkereiprodukte. Eben das schnell Verderbliche“, sagt Julia Mink.
Es zeigt sich ein komplexes Problem. Die Supermärkte bestellen in rauen Mengen, für die Kunden muss alles bis zur letzten Sekunde verfügbar sein, den Apfel mit Macke kaufen sie aber beispielsweise nicht. „Aber ich habe das Gefühl, das wird schon besser.“
Umweltbewegung, nicht gemeinnützig
Solange Lebensmittel am Ende des Tages übrig bleiben, werden die Foodsaver in Schwerte Essen retten, so Mink. Vor Ort wird sortiert, dann die Kisten in die Autos gepackt und später über Freunde und Familie verteilt. Kurios werde es manchmal, wenn es beispielsweise nur Kisten mit Bananen zu verteilen gibt: „Da wurde ganz viel Bananenbrot gebacken in der Siedlung.“ Sie lacht.
Wichtig zu betonen ist, dass sich die Foodsaver als Umweltbewegung verstehen, nicht gemeinnützig wie die Tafel. Julia Mink: „Die Tafel hat vor uns immer Vorrang. Wir nehmen das, was danach noch übrig bleibt.“

In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die ehrenamtlichen Foodsaver aktiv und haben schon jede Menge Lebensmittel vor der Vernichtung bewahrt – eine internationale Bewegung, die jetzt auch in der Ruhrstadt aktiv ist.
An einem Infostand beim Anbaden im Elsebad (30.4.) konnte man sich vor Ort davon überzeugen, welche Lebensmittel durch die Foodsaver gerettet werden können. Dabei haben die Schwerter das kostenlose Angebot auch gut angenommen und so selbst Lebensmittel gerettet.

Suche nach neuen Interessierten
Auf der Suche sind die Foodsaver in Schwerte nicht nur nach neuen Interessierten, die Spaß an Umweltthemen haben und mit anpacken wollen, sondern auch nach einem Standort für einen neuen, öffentlich zugänglichen „Fairteiler“. Der Wunsch der Foodsaver ist es, Freiwillige zu finden, die diesen auf ihrem Grundstück aufstellen, sich um ihn kümmern und der Öffentlichkeit zugänglich machen würden. Dann könnten noch mehr interessierte Schwerterinnen und Schwerter profitieren als nur die Nachbarn von Julia Mink.
„Über eine Nachricht freuen wir uns total“, sagt die 38-Jährige. Zu erreichen sind Julia, Julia und Sabine per E-Mail an schwerte@foodsharing.network. Die Zeiten sind flexibel, neben dem Ehrenamt sind die Allermeisten berufstätig.
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