Die ehemaligen Mitarbeiter der Gießerei Hundhausen, die im vergangenen Sommer ausscheiden mussten, erhalten jetzt noch eine Förderung durch die EU. © Reinhard Schmitz
Nach Massen-Entlassung
Ausgeschiedene Hundhausen-Mitarbeiter erhalten fettes Geld von der EU
Ein Dreivierteljahr nach der Entlassungswelle erhalten 86 Ex-Mitarbeiter von Hundhausen Fördergeld von der EU. Es gibt 1,1 Millionen Euro, die sie sich mit Kollegen aus Schwesterfirmen teilen.
Die Entlassungswelle war gewaltig. Fast jeder Fünfte der 484 Hundhausen-Mitarbeiter musste im vergangenen Sommer unfreiwillig gehen, als die Gießerei hinter dem Bahnhof Schwerte in wirtschaftliche Schieflage geschlittert war. Jetzt sollen die Betroffenen noch einen Batzen Geld von der Europäischen Union erhalten. Insgesamt 1,1 Millionen Euro will die EU-Kommission bereitstellen, die sie sich allerdings mit weiteren Ex-Kollegen aus der damaligen Muttergesellschaft GMH Guss teilen müssen.
Förderung wird mit drei Schwesterunternehmen geteilt
Insgesamt werden rund 500 ehemalige Beschäftigte an mehreren Standorten der GMH Guss unterstützt, wie Reinhard Höninghaus als Sprecher der Europäischen Kommission in Deutschland (Berlin) mitteilt. Neben Hundhausen stammen sie aus zwei Gussfirmen in Mülheim/Ruhr (Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH und Friedrich Wilhelms-Hütte GmbH) und einem weiteren Betrieb in Gevelsberg (Dieckerhoff Guss GmbH).
Das ist gedacht für Qualifizierungen
86 der Geförderten sind frühere Hundhausen-Mitarbeiter, die im August 2020 in die BOB-Transfergesellschaft gewechselt sind, die den Antrag auf Fördergeld bei der EU gestellt hatte. Welcher Anteil von dieser Summe nach Schwerte fließt, vermag BOB-Transfer-Geschäftsführer Peter Klöckner nicht zu beziffern.
„Die Förderung kann nicht auf einzelne Standorte runtergerechnet werden“, sagt er. Die Mittel werden auch nicht auf die Konten der Betroffenen überwiesen. Vielmehr sind sie für Qualifizierungen gedacht, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt im Rahmen des laufenden Transferprozesses zu verbessern.
Weithin sichtbar sind die Werksanlagen der Gießerei Hundhausen hinter dem Bahnhof Schwerte. © Reinhard Schmitz (A)
Aber auch, wer diesen bereits abgeschlossen hat, darf von der BOB-Transfer dank der Förderung jetzt noch weiter betreut werden. „Wir dürfen den Betroffenen in Absprache mit der Agentur für Arbeit weitere Qualifizierungen anbieten“, erklärt Peter Klöckner: „Das ist im Grunde ein ganz tolles Projekt.“
EU will helfen, wenn Arbeitsplätze in fremde Länder verlagert werden
Der Europäische Globalisierungsfonds soll Beschäftigten helfen, die ihre Arbeitsplätze in Unternehmen verloren haben, weil deren Kunden ihre Produktion in Länder außerhalb der EU verlagert haben - im Fall der GMH-Gruppe ging die Arbeit nach Asien und Osteuropa. Die Förderung soll ermöglichen, durch Beratung und Fortbildung neue Kompetenzen zu erwerben und so einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Corona erlaubt derzeit keinen Präsenzunterricht
Die Durchführung dieses Vorhabens wird allerdings derzeit durch die Pandemie ausgebremst. „Unter der Corona-Schutzverordnung dürfen wir keine Erwachsenenbildung machen“, sagt Peter Klöckner. Zurzeit sei nur Onlineberatung zugelassen, aber die betroffene Klientel benötige Präsenzunterricht, weil es zum Beispiel häufig an Deutschkenntnissen mangele: „Wir hatten gehofft, dass es uns unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen wieder erlaubt würde.“ Aber auch eine Beschränkung der Personenzahl im Seminarraum, Lüften und Masketragen konnten die Behörden nicht erweichen.
Nach dem 30. Juni sind die Betroffenen nur noch schwer erreichbar
Ein weiteres Problem ist: Die Zeit tickt. Der laufende Transferprozess für die ausgeschiedenen Hundhausen-Mitarbeiter endet für die meisten Teilnehmer am 30. Juni, wie Peter Klöckner berichtet. Mit dem EU-Geld wäre danach zwar immer noch eine weitere Qualifizierung möglich: „Aber dann müssten wir den Leuten hinterherlaufen, weil wir sie nicht mehr in der wöchentlichen Beratung haben.“ Wer erstmal Arbeitslosengeld bezieht, ist nur noch schwer zu erreichen: „Das sind die Corona-Verlierer in diesem Bereich.“
Die Gießerei Walter Hundhausen ist mittlerweile wieder auf Kurs. Es gelang, einen ehemaligen Kunden als Käufer für das Unternehmen zu finden. Es gehört jetzt zur Beinbauer Group, einem nach eigenen Angaben führenden Anbieter von Gussteilen für die Nutzfahrzeug-Industrie in Europa.
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