Die Erkältungswelle in Schwerte lässt Große wie Kleine flachliegen - und das deutlich länger.

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Erkältungswelle überrollt Schwerter Kitas: „Große wie Kleine liegen flach“

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Die Erkältungswelle ist längst bei uns angekommen: Wer Kinder hat, dem graut es vor dieser Zeit, in der sich alle gegenseitig anstecken. In Schwerte ist dieses Jahr aber vieles anders.

Schwerte

, 12.10.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zuerst kratzt es im Hals, dann läuft die Nase und der Husten kommt dazu: Wer kennt sie nicht, die klassischen Erkältungssymptome? Sobald die Herbst- und Wintermonate kommen, holen sich vor allem Kinder schnell einen Infekt.

Um draußen zu spielen, ist es zu kalt, und drinnen verteilen sich die Viren. Dieses Jahr, so scheint es, trifft die Erkältungswelle Kinder besonders hart.

Längere Fehlzeiten: Erkältungswelle überrollt Kitas

„Die Erkältungswelle überrollt uns eigentlich immer“, sagt Eva Hanisch. Die 34-Jährige ist die stellvertretende Leiterin der Kita Am Wuckenhof in Schwerte. Träger der Einrichtung ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Besonders auffällig sei es gewesen, dass die Erkältungswelle im Corona-Jahr 2020 vollkommen ausgefallen sei, erklärt die Schwerter Erzieherin.

Dass dadurch in diesem Jahr mehr Kinder krank sind, kann sie nicht bestätigen, wohl aber, dass Kinder und Kollegen nun länger fehlen: „Vor allem bei den Kollegen kriege ich das mit. Anstatt drei Tage sind sie bis zu eineinhalb Wochen krankgeschrieben. Und auch die Kinder sind länger krank, habe ich das Gefühl.“

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Gerade für die Mitarbeitenden in der Kita ist es schwierig, Abstand zu den Drei- bis Sechsjährigen zu halten: „Wir tragen die Kinder auf dem Arm, wir trösten sie“, erklärt Eva Hanisch. Ein Sprecher der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Ruhr-Lippe-Ems ergänzt: „Die Erzieher arbeiten ja ohne Maske, darum kann es sie genauso treffen wie die Kinder. Die Erkältungswelle lässt also Große wie Kleine flachliegen.“

Jahr 2020 „nicht repräsentativ und damit nicht vergleichbar“

Die aktuelle Lage für die Awo-Kitas in Schwerte schätzt er so ein: „Für unsere Einrichtungen können wir insgesamt sagen, dass definitiv mehr Kinder von Erkältungen betroffen sind, als im vergangenen Jahr – wobei das Jahr 2020 wegen der allgemeinen Corona-Situation und der damit verbundenen Schutzmaßnahmen nicht repräsentativ und damit nicht vergleichbar ist.“

In Kitas ist Abstandhalten kaum möglich. Dementsprechend hoch ist die Ansteckungsgefahr bei der derzeitigen Erkältungswelle (Symbolfoto).

In Kitas ist Abstandhalten kaum möglich. Dementsprechend hoch ist die Ansteckungsgefahr bei der derzeitigen Erkältungswelle (Symbolfoto). © picture alliance / Julian Strate

Genau darin liegt wohl die Krux: Wegen des Lockdowns im letzten Jahr haben viele Kinder keine Krankheiten durchmachen müssen und das Immunsystem nicht trainiert. „Wir haben eine heftige Erkältungswelle, weil die Kinder ja jetzt wieder alle zusammen sind“, sagt Kinderarzt Heinrich Wiggermann gegenüber unserer Redaktion. Ende September habe es bereits so viele Fälle gegeben, dass er Kinder teilweise bis 21 Uhr in seiner Praxis an der Bethunestraße behandeln musste.

Mein Kind hat Symptome: Darf ich es in die Kita schicken?

Wenn das eigene Kind betroffen ist, stehen Eltern vor der Frage, ob sie ihre Kinder mit laufender Nase und Husten in die Kita schicken können. In Schwerte gibt es dazu keine aktualisierten Regeln für Kitas und Grundschulen.

Das Jugendamt der Stadt Schwerte verweist laut Stadtsprecher Ingo Rous auf den bestehenden Appell des NRW-Familienministeriums: Eltern sollten ihre Kinder mit Krankheitssymptomen zu Hause lassen und einen Corona-Test machen lassen. Erkältete Kinder werden aber in der Regel nicht abgewiesen. So lautet die Theorie. Und wie klappt das vor Ort in den Kitas?

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„Viele Menschen sind derzeit stärker sensibilisiert für gesundheitliche Themen, auch was den Gesundheitsschutz für andere angeht. Das macht es für alle einfacher, es gibt viel Verständnis auf beiden Seiten“, sagt Daniel Frieling, Awo-Bereichsleiter der Kindertagesbetreuung.

Corona scheint in der Hinsicht einen positiven Effekt zu haben. Denn, so bestätigt es auch Eva Hanisch: „Eltern lassen ihre Kinder eher zu Hause als vor Corona. Aber auch wir haben früher mehr ausgehalten. Jetzt schicken wir Kinder mit Symptomen auch schon mal eher nach Hause.“

Die Eltern holen sich dann auch die kostenlosen Tests der Kita ab und testen ihr Kind – die Zusammenarbeit sei wirklich sehr gut: „Ich bin froh, dass wir das mit den Eltern so gut hingekriegt haben.“

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