Erinnerungen an das Schwerter Ostermann-Bier
Ein Stück Heimatgeschichte
Zu sehen ist in Schwerte von der früheren Brauerei Ostermann nichts mehr. Doch wer genau sucht, findet noch Spuren des Schwerter Bieres - und Erinnerungen. Selbst Schwerter, die nie selbst davon kosten durften, können zu dieser Heimatgeschichte beisteuern.
Malzig und würzig. So schmeckte das Dunkelbier aus der früheren Ostermann-Brauerei, weiß Hans Kuchheuser (73) zu berichten. Zwar konnte der Konditormeister es selbst nicht mehr trinken, weil die Braustätte schon um 1920 geschlossen wurde. Aber er hat immer noch die schwärmenden Worte seines Vaters Walter Kuchheuser im Ohr: „Ich habe nie wieder so ein gutes Bier getrunken.“
Als Fünfjähriger – so erzählte Walter Kuchheuser gern im Kreis seiner Familie – durfte er immer auf dem Pferdekarren mitfahren, wenn sein Vater Carl bei der Ostermann-Brauerei Gärreste abholte. Der sogenannte Treber diente als Dünger in dem großen Garten hinter ihrem Haus an der Ecke Ostberger Straße/Am Ostentor.
Gärreste fürs Feld, ein Dunkelbier für den Sohn
Während Carl Kuchheuser den Besuch für ein Glas Helles nutzte, sollte auch sein Sohn nicht leer ausgehen. Er durfte aus einer kleinen Bauchflasche mit Schnappverschluss ein Dunkelbier trinken. Das war damals – um 1923 – aber noch nicht ganz ohne, sondern hatte einen Alkoholgehalt von zwei Prozent, berichtet Hans Kuchheuser. Das verfehlte seine Wirkung nicht: „Mein Vater ist auf dem Rückweg auf dem Kutschbock eingeschlafen.“
Dass sie auf diese Weise einen Fan fürs Leben gewinnen würden, ahnten die Ostermänner sicherlich nicht, deren Nachfahren aus Süddeutschland vor zwei Wochen den Standort der längst abgerissenen Brauerei gegenüber vom Bahnhof besuchten.
Begleitet wurden sie dabei von Freya Kleinemeyer (75), deren Schwiegermutter Margarete aus der Ostermann-Dynastie stammte. Eingeheiratet hatte die dann in eine andere bekannte Schwerter Familie. Ihr Ehemann Heinrich Kleinemeyer war der Pfarrer, den die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg als ersten Bürgermeister einsetzten und dem es gelang, die gesprengte Villigster Ruhrbrücke wieder aufzubauen.