Brauer-Familie Ostermann besuchte Schwerte

Nachfahren auf Spurensuche

Wo ihr letzter Braumeister residierte, steht jetzt der graue Rathaus-Anbau: Eine Reise in die Vergangenheit machten jetzt vier Nachfahren der Ostermann-Dynastie, als sie aus Süddeutschland nach Schwerte gereist waren. Sie wollen den Schwerter Teil ihrer Familiengeschichte aufarbeiten, solange es noch Zeitzeugen gibt.

SCHWERTE

, 13.09.2016, 17:38 Uhr / Lesedauer: 2 min
Nachkommen der Brauerei Ostermann besuchten die Stadt Schwerte und machten eine Führung mit Uwe Fuhrmann.

Nachkommen der Brauerei Ostermann besuchten die Stadt Schwerte und machten eine Führung mit Uwe Fuhrmann.

Quer durch die Stadt führte sie Heimatvereins-Vorsitzender Uwe Fuhrmann zu Orten, an denen einst Häuser der Familie standen. „Darunter war auch eine Villa am Rathaus, die vor über 20 Jahren für einen Rathausanbau abgerissen worden ist“, berichtet Simon Ostermann (24) aus Gießen, der Ur-Ur-Ur-Enkel des Brauerei-Gründers Wilhelm Ostermann Senior.

Massive Proteste gegen Abriss von Ostermann-Villa

Früher habe der Jugendstilbau der Witwe von Alexander Ostermann gehört, wusste Fuhrmann zu berichten: „Der war Bruder von Wilhelm Ostermann junior und für das Braugeschäft zuständig.“

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Historische Aufnahmen der Villa und des Brauereigebäudes der Ostermann-Familie

Wo ihr letzter Braumeister residierte, steht jetzt der graue Rathaus-Anbau: Eine Reise in die Vergangenheit machten vier Nachfahren der Ostermann-Dynastie, die am Samstag aus Süddeutschland nach Schwerte gereist waren. Sie wollen den Schwerter Teil ihrer Familiengeschichte aufarbeiten, solange es noch Zeitzeugen gibt.
06.09.2016
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Archiv-Bild der besetzten Ostermann-Villa.© Foto: Oskar Neubauer
Archiv-Bild der besetzten Ostermann-Villa.© Foto: Oskar Neubauer
Archiv-Bild der Ostermann-Villa.© Foto: Oskar Neubauer
Zeitungsartikel der Ruhr Nachrichten über die Räumung der Ostermann-Villa 1988. Sie wurde aus Protest besetzt.© Foto: Archiv
Zeitungsartikel der Ruhr Nachrichten über den Abriss der Ostermann-Villa 1988.© Foto: Archiv
Archiv-Bild der besetzten Ostermann-Villa.© Foto: Oskar Neubauer
Archiv-Bild der Ostermann-Villa. Sie musste 1988 einem Rathausanbau weichen.© Foto: Strunck/Archiv
Die Villa wurde trotz der massiven Proteste abgerissen.© Foto: Strunck/Archiv
Ein seltenes Dokument: Die Reste der früheren Brauerei Ostermann an der Gasstraße konnte Museumsgründer Josef Spiegel im Jahre 1937 noch fotografieren, als er den Stadtpark auf dem Gelände des alten Friedhofs anlegen ließ.© Foto: Ruhrtalmuseum
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Zuletzt als Jugendamtsvilla bekannt, kam das Haus 1988 in die Schlagzeilen, als es im September 1988 trotz massiver Proteste dem Rathausanbau weichen musste. Mitglieder der Initiative Kunterbunt – heute Betreiber des Kulturzentrums Rattenloch – hatten die Räume sogar besetzt.

Produktionshallen der Brauerei sind längst verschwunden

Wie das Wohnhaus sind auch alle Produktionshallen der Brauerei, die kurz nach dem Ersten Weltkrieg stillgelegt wurde, längst verschwunden. „Herr Fuhrmann zeigte uns aber Baupläne, wie sich die Gebäude vor uns eröffnet hätten“, erzählt Simon Ostermann.

Sie erstreckten sich zwischen dem Stadtpark und der Beckestraße, die früher noch viel näher am Bahnhof vorbeiführte. In der Baustelle für den Busbahnhof war dort im Sommer der Schacht des alten Braureibrunnens aufgetaucht, der inzwischen verfüllt ist.

Rationierung der Braugerste war möglicherweise fatal

„Uns war immer bewusst, dass unsere Vorfahren eine Brauerei in Schwerte hatten“, sagt Simon Ostermann. Durch Einheirat habe sein Ur-Ur-Ur-Großvater sie einst von der Familie Uffelmann übernommen: „Er hat sie umbenannt und groß gemacht.“

Über den Grund für das jähe Ende gebe es in der Familie aber keine Erinnerungen. Möglicherweise hänge es mit der Rationierung der Braugerste zusammen, die in Hungerszeiten zum Brotbacken benötigt wurde.

„Es gab einen großen Finanzverlust in der Familie“, erklärt Simon Ostermann: „Sie mussten viel rationalisieren und Teile der Braurei verkaufen.“ Der Sudkessel wurde 1920 von einem Pferdegespann zur Stiftsbrauerei nach Hörde gebracht.

Kaum noch Zeitzeugen des Ostermann-Pilseners

Ahnenforschung beschäftige seine Familie schon lange, berichtet der Student: „Jetzt wollten wir das Kapitel in Schwerte aufarbeiten, bevor es zu spät ist.“

Denn es leben nicht mehr viele Zeitzeugen, die sich an die Gemäuer erinnern können. Und wie das Ostermann-Pilsener geschmeckt hat, weiß erst recht keiner mehr. Vielleicht so ähnlich wie das Landbier, bei dem die Gruppe nach drei Stunden ihre Führung in der „Waage“ am Postplatz beendete.

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