Auf in den hohen Norden Schwedens! So lautete der Urlaubsplan unserer Autorin.

Auf in den hohen Norden Schwedens! So lautete der Urlaubsplan unserer Autorin. © Loser

Haustausch in den Norden Schwedens: 30 Grad hinterm Polarkreis

rnUrlaubs-Serie

Frühere Urlaube sind oft verbunden mit Kindheitserinnerungen. Meine Familie fuhr vor Jahren nach Luleå. Wir aßen an fremden Tischen, genossen eine nie untergehende Sonne. Warum ist Schweden so schön?

Schwerte

, 16.07.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

2014: Damals entdeckten wir irgendwann im Winter einen Zettel am schwarzen Brett: „Haustausch nach Nordschweden“. Wir Kinder waren von der Idee eines Abenteuers im hohen Norden natürlich begeistert. Und auch meinen Eltern gefiel die Idee.

Ein kurzes E-Mail-Hin-und-Her zwischen der Familie in Schweden und meinen Eltern und unser Sommerurlaub stand fest: drei Wochen Luleå, im hohen Norden Europas. In derselben Zeit würde die schwedische Familie dann in unserem Haus in Schwerte wohnen.

Stockender Start auf deutschen Autobahnen

Ein paar Monate später waren die Koffer gepackt und die Gemüter gespannt auf das, was uns erwartet. Das Abenteuer begann bereits auf den deutschen Autobahnen – wie soll es auch anders sein! Denn auf dem Weg zur Fähre gerieten wir nicht in den gewöhnlichen Ferienstau, sondern in eine Vollsperrung.

Nördlich vom Polarkreis wird es tatsächlich auch mal warm. Da ist eine Abkühlung dringend notwendig!

Nördlich vom Polarkreis wird es tatsächlich auch mal warm. Da ist eine Abkühlung dringend notwendig! © Loser

An dieser Stelle ein hilfreicher Tipp für Familien mit Kindern: Der Schlüssel für entspannte Autofahrten sind Hörbücher. Während wir stundenlang in diesem Stau feststeckten, unsicher, ob wir die Fähre noch erreichen würden, erhitzte sich zwar das Auto zunehmend in der Mittagssonne, doch die Gemüter blieben luftig-frisch und entspannt.

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Auf dieser Autofahrt waren es die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling, die uns unterhielten. Und zusätzlich die Gesichter von unfassbar genervten Autofahrern um uns herum. Regelmäßig brachen wir in herzhaftes Gelächter aus.

Endlose Straßen durch tiefe Nadelwälder

Als letztes Auto schafften wir es am Abend auf die Fähre. Und am nächsten Morgen wachten wir in Schweden auf. Nun waren wir zwar in unserem Zielland angekommen, aber der Löwenanteil des Weges lag noch vor uns.

Der erste Halt war Stockholm. Die schwedische Hauptstadt strahlte in den Farben der Sonne und wirkte so unglaublich lebendig, als müsse sie nun in den Sommermonaten ihre ganze Energie herauslassen, bevor es im Winter wieder dunkel wird. Nach ein paar Tagen im sonnigen Stockholm, gefüllt mit Zimtschnecken und endlosen Erkundungstouren durch die Stadt, ging es weiter in Richtung Norden.

Urlaub in einem fremden Haus? Das war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung.

Urlaub in einem fremden Haus? Das war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung. © Loser

Wir folgten endlosen Straßen durch tiefe Nadelwälder bis zu unserem Ziel: ein einstöckiges, weiß gestrichenes Haus in einem Vorort Luleås. Im Garten stand ein großes Trampolin. In der Küche hingen Familienfotos am Kühlschrank.

Frühstück am fremden Esstisch

Ein bisschen seltsam war es schon. Da waren diese Bilder von Menschen, denen wir noch nie begegnet waren. Und wir schliefen nun in ihren Betten und saßen zum Frühstück um ihren Esstisch. Aber es war auch schön. Es ist ein anderes Gefühl, in einem „tatsächlichen Zuhause“ Urlaub zu machen, nicht in einem anonymen Ferienhaus.

In der Sommerhitze lud der Strand des Lule älv zum Verweilen ein.

In der Sommerhitze lud der Strand des Lule älv zum Verweilen ein. © Loser

In den folgenden Wochen erkundeten wir die Gegend: Kajakfahren im Schärengarten, Besuche in einem nahegelegenen Freilichtmuseum, sonnige Tage am Strand des Flusses Lule älv. Wir besuchten auch die Storforsen, die größten Stromschnellen Skandinaviens. Auf dem Rückweg begegneten wir einem Rudel Rentiere und zwei Elchen. Ach Schweden, du warst so gut zu uns!

Storforsen, die größten Stromschnellen Skandinaviens, waren beeindruckend. Direkt nebenan konnte man auch selbst gefahrlos ins Wasser hüpfen.

Storforsen, die größten Stromschnellen Skandinaviens, waren beeindruckend. Direkt nebenan konnte man auch selbst gefahrlos ins Wasser hüpfen. © Loser

Außerdem hatten wir für Nordschweden herausragend gutes Wetter: Bei einem Ausflug hinter den Polarkreis waren es über dreißig Grad! Den gesamten Urlaub hatten wir wunderschönen Sonnenschein. Und wenn ich sage „den gesamten Urlaub“, dann meine ich das auch wörtlich: Denn die Sonne ging in dieser Zeit kein einziges Mal unter. Im Gegenteil: Nachts knallte sie mit voller Wucht in unser Schlafzimmer. Das war auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, aber eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Eine Paddeltour durch den Scherengarten: ein Muss für jeden Schweden-Urlaub.

Eine Paddeltour durch den Scherengarten: ein Muss für jeden Schweden-Urlaub. © Loser

Kaum eine Mücke weit und breit – das war wohl das Beste! Und das ist für diese Breitengrade nun wirklich außergewöhnlich. Der Grund, so wurde es uns erzählt: Erst im Mai war das Eis auf dem Meer geschmolzen, und so hatten es die Mücken nicht bis ins nächste Jahr geschafft. Uns hat es gefreut.

Auf den Straßen Lapplands begegnet man beinahe mehr Wildtieren als Autos. Diese Rentier-Herde störte sich herzlich wenig an uns.

Auf den Straßen Lapplands begegnet man beinahe mehr Wildtieren als Autos. Diese Rentier-Herde störte sich herzlich wenig an uns. © Loser

Auf dem Rückweg machten wir einen Halt in Malmö, dort wurden wir wieder ordentlich zerstochen – 30 Stiche in einer Nacht. Damit sitzt man dann gerne den ganzen Tag im Auto.

Wieder Zuhause, merkten wir nicht, dass bei uns eine fremde Familie gelebt hatte. Aber unsere Nachbarn erzählten uns, dass es sehr nette und herzliche Menschen waren.

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