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Hunderte Euro futsch: Frankreich-Urlaub startet mit einer Katastrophe
Urlaubs-Serie
Denkt man an frühere Urlaube, erinnert man auch die Katastrophen. Katastrophaler als unser Frankreich-Urlaub 2015 kann ein Urlaub kaum beginnen. Da konnte auch die Polizei nicht mehr helfen.
Wir waren mit der geballten Urlaubseuphorie morgens um 4 Uhr in Deutschland gestartet. Wir, das sind meine beiden Töchter - damals 6 und 2 Jahre alt - meine Frau und ich. Traditionell musste meine ältere Tochter nach rund 50 Kilometern erstmal brechen. Kennen wir und sind vorbereitet. Also, Tüte ausleeren und weiter.
Als sie mit der Tradition ein paar Jahre zuvor begonnen hatte, waren wir nicht vorbereitet gewesen. Das Auto war voll und meine Nerven blank, aber das ist eine andere Geschichte.
2015 hatten wir auf dem Weg ans Mittelmeer nach Banyuls sur Mer ein Hotel in Roussillion, südlich von Lyon, gebucht. Nach rund 10 Stunden Autofahrt hielten wir mit leerem Tank, leerem Magen und bei knackigen 32 Grad an einer Tankstelle.
Das Drama beginnt: Ich sah zur Mittelkonsole, mir wurde heiß
Ich hatte den Zapfhahn schon eingeführt, als ich mich wie jedes Jahr fragte, ob ich das richtige Benzin gewählt hatte. Verträgt das Auto E10? Meine Frau recherchierte bei Google. „Ich muss jetzt echt mal dringend groß“, kam es vom Rücksitz.
Müde und etwas genervt brach ich ab. Wir beschlossen erst mal ins Hotel zu fahren, etwas zu essen - und groß zu machen. Aber am ersten Kreisverkehr begann das Drama. Ich sah zur Mittelkonsole. Mir wurde heiß. Denn dort, wo immer mein Portemonnaie lag, lag nichts. „Scheiße“, sagte ich laut. „Sagt man nicht“, kam es von hinten. „Was ist los?“, fragte meine Frau. Das Auto hinter uns hupte.
„Verdammt, ich habe das Geld liegen gelassen“, schrie ich und gab Gas. Durch den Kreisverkehr und zurück zur Tankstelle. Ich sprang aus dem Auto und suchte panisch den Boden ab. Nichts. Ich lief ins Tankhäuschen. Dort stand eine etwas rundliche Dame mit Brille. Sie blätterte in einer Zeitschrift. Im Radio liefen französische Schlager.
„Pardon, est-ce que quelqu‘un a remis mon portemonnaie?“ Mit holprigem Französisch fragte ich die Dame, ob jemand meinen Geldbeutel abgegeben habe. Sie verstand mich. Helfen konnte sie nicht. „Da! Sie haben doch die Kamera. Ich muss sehen, was die aufgenommen hat. Vielleicht sehen wir, wer mein Geld genommen hat“, flehte ich sie an.
Sie versuchte, aber schaffte es nicht, die Aufnahmen zurück zu spulen. „Wir müssen ins Hotel, da muss jemand groß.“ Meine Frau stand hinter mir. „Ja, verdammt“, schrie ich. „Ich komme gleich zurück und dann mit der Polizei“, drohte ich der armen Frau, als ob sie mein Portemonnaie gestohlen habe.
Alarm bei der Gendarmerie
Mit 210er-Puls lieferte ich meine Familie am Hotel ab, suchte die Gendarmerie und bekam sie tatsächlich dazu bewegt, mit mir zu der Tankstelle zu fahren. Und tatsächlich schaffte es der Polizist, die Aufnahmen zurück zu spulen und abzuspielen.
Und da sah ich mich. Wie ich aus dem Auto stieg. Wie ich das Portemonnaie aufs Autodach legte. Wie ich den Zapfhahn einführte und begann, mit meiner Frau zu diskutieren. Wie ich ihn wieder herausnahm, gestikulierend ins Auto stieg und davon brauste. Mit dem dicken schwarzen Portemonnaie auf dem Dach. Mit 900 Euro in bar und allen Papieren auf dem Dach.

Die Aufnahme der Tankstellen-Kamera zeigt, wie unser Autor mit offenem Tankdeckel und Ladung auf dem Dach davon braust. © Habersack
Die Polizisten sagten nicht viel, sondern nickten nur. Die dicke Frau hinter der Theke schüttelte den Kopf. Bis tief in die Nacht suchte ich die Landstraße ab. In jeden Busch sah ich fünf Mal. Nichts.
Ich überlegte, den Urlaub abzubrechen, bevor er begonnen hatte. Das machte doch alles keinen Sinn mehr. Aber für meine Frau war das keine Option. „Wir haben ja noch meine Kreditkarte“, sagte sie. „Wir wollen doch zum Meer“, sagte meine ältere Tochter. Und sie hatten Recht. Es wurde ein wunderschöner Urlaub, den wir nie vergessen werden.

Am Ende wurde es doch ein wunderschöner Urlaub. © Habersack
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