
© Animation: Heimatverein
Ein Feiertag, weil die Stadt Schwerte vor 350 Jahren abgebrannt ist?
Brauchtum in Schwerte
Am 23. Februar feiert Schwerte das Jubiläum 350 Jahre Brand- und Bettag. Doch wie kam es überhaupt zu diesem städtischen Feiertag, an dem es einst sogar schulfrei gab?
Es war der 19. Februar 1669, als in Schwerte am Westentor ein Feuer ausbrach. Der Warnruf schallte schnell durch die engen Gassen der kleinen Stadt. Doch Holz und Stroh der Häuser der Ackerbürger fingen schnell Flammen. Nach wenigen Stunden waren 100 Häuser zerstört.
„Man konnte angeblich vom Marktplatz aus die Stadttore sehen“, erklärt Oberschichtmeisterin Jutta Kriesten. Und sogar das Wahrzeichen der Stadt, die stolze Viktorkirche, war von den Flammen bedroht. Vermutlich war es die Unterstützung durch eine Löschkolonne aus dem benachbarten Hörde, die zumindest die Kirche vor der Zerstörung bewahrte.
Drei schwere Brände innerhalb von zehn Jahren
Es war nicht der erste, sondern bereits der dritte Brand innerhalb von zehn Jahren, der die Stadt erschütterte. Im März 1659 war das Feuer im Haus des Bürgermeisters Sassenscheidt ausgebrochen, bei starkem Südwind breiteten sich die Flammen rasend schnell aus. Am Ende waren 200 Häuser dem Erdboden gleich gemacht. Zwei Jahre später, im März, zerstörte ein weiterer Brand 50 Häuser rund um den Markt.
Löschteich war an der Teichstraße
„Damals gab es noch keine Feuerwehr oder gar Spritzenwagen“, erzählt Uwe Fuhrmann. Der Vorsitzende des Heimatvereins hat sich mit diesem Teil der Stadtgeschichte beschäftigt. Mit Ledereimern musste das Wasser aus dem Löschteich, der sich im Bereich der heutigen Teichstraße befand, zum Brand geschafft werden. „Man konnte auch das Wasser ablassen und in die Altstadt leiten“, so Fuhrmann. Aber eine echte Sicherheit gab es nicht.
Wer damals übrigens als Nachbar in ein Schicht aufgenommen werden wollte, musste einen Feuereimer und eine Feuerklatsche besitzen. Denn für den Brandschutz waren die Nachbarschaftsschichte zuständig.
In den 20-er Jahren gab es am Brand- und Bettag schulfrei
Die gehörten auch zu den Hütern des Brand- und Bettages. Denn zum Gedenken an den großen Stadtbrand von 1669 hatte die Stadt einst einen Feiertag eingerichtet. Bis in die 20-er Jahre hatten Schulkinder am 19. Februar frei. Die Kirchen feierten einen Gottesdienst, und die Menschen gedachten der schlimmen Brände und würdigten die Arbeit der Feuerwehr.
Vor rund 15 Jahren stieß Uwe Fuhrmann im Archiv auf die Geschichte dieses lokalen Feiertags. Gemeinsam mit den Schichten, der Feuerwehr und den Kirchen wurde er wieder eingeführt. Allerdings ohne schulfrei. Das wird es wohl auch beim 350. Brand- und Bettag in Schwerte nicht geben. Dafür aber ein großes Programm. Weil es eben kein echter Feiertag ist, wird das Jubiläum am Sonntag, 23. Februar, in St. Viktor, im Gemeindezentrum und auf dem Marktplatz gefeiert.
Dazu hat das Oberschicht zusammen mit dem Hanseverein und den Kirchen ein großes Programm organisiert.
Dieses Programm erwartet die Besucher auf dem Markt
Um 16.30 Uhr geht es auf dem Marktplatz mit einem Empfang los. Danach, ab 17 Uhr, findet ein ökumenischer Gottesdienst in der St.-Viktor-Kirche statt.
Pünktlich um 18 Uhr gibt Nachtwächter Ferdi Ziese Feueralarm. Wie genau man das Feuer simulieren will, wurde noch nicht verraten. Auf jeden Fall wird es Qualmen, Feuerschalen kommen zum Einsatz, und auf die Giebelfront des Museums werden per Video-Beamer Flammen projiziert. Schülerinnen und Schüler sollen mit einer Eimerkette dann die Flammen löschen. Unterstützt und begleitet werden sie dabei von der Jugendfeuerwehr in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken, die für eine ausreichende Zahl an Eimern sorgen will. Die sind allerdings aus Plastik und nicht stilecht aus Leder.
Sponsoren machen Veranstaltung möglich
Danach wird, wie auch bei den normalen Brand- und Bettagen üblich, ein Kranz mit der Feuerwehr-Leiter an der Fassade von St. Viktor emporgezogen.
Im Anschluss sind alle Mitfeiernden ins Gemeindezentrum am Markt zu Getränken, Suppe und Schmalzbroten eingeladen. Die Veranstaltung wird durch die Gastronomen am Markt und örtliche Geschäftsleute unterstützt.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
