
© Reinhard Schmitz
Gefährliche Raupenplage: Eichenprozessionsspinner verbreitet sich rasant
Gefahr für Gesundheit
Mit dem Abschießen ihrer Brennhaare können die Eichenprozessionsspinner heftige allergieartige Beschwerden auslösen. Die gefährliche Raupe verbreitet sich derzeit so massiv wie nie.
Wie gut, dass die 100-jährige Bismarck-Eiche am Friedrich-Bährens-Gymnasium schon 2014 abgesägt wurde. Auf dem kleinen Hof zur Ostberger Straße musste sie damals dem Aula-Neubau weichen.
Ansonsten müssten Schüler und Lehrer jetzt wohl auf dem Weg zum Unterricht einen großen Bogen um den Baum machen und die Fenster ihrer Klassenzimmer geschlossen halten. Denn der gefährliche Eichenprozessionsspinner, der in diesen Tagen in der Stadt grassiert, hätte ihn bestimmt auch befallen.
Schädling hat sich explosionsartig vermehrt
Nur ein paar hundert Meter weiter nisten schon die Raupen, die mit dem „Abschießen“ ihrer winzigen Brennhaare beim Menschen heftige allergieartige Beschwerden auslösen können. Zwischen den Einmündungen Dieckerhofsweg und Hermannstraße haben sie die einzigen beiden Eichen entdeckt, die sich in die ansonsten als Platanenallee bepflanzte Ostberger Straße gemogelt haben.
Die Stadt hat die mächtigen Stämme mit rot-weiß-roten Banderolen markiert, an denen ein Schild „Vorsicht! Eichenprozessionsspinner“ angebracht ist. Eine weitere Tafel vor einem Nachbarhaus kündigt „Baumpflegearbeiten“ für nächsten Montag (28.6.) an.

Nur zwei Eichen unterbrechen die Platanenallee an der Ostberger Straße. Und genau diese beiden Stämme hat der Eichenprozessionsspinner gefunden. © Reinhard Schmitz
Damit ist die Bekämpfung der Schädlinge gemeint, wie Stadt-Pressesprecher Ingo Rous auf Anfrage bestätigt: „Die Mitarbeiter vom Bauhof versuchen, da dranzukommen und die Nester zu finden.“ Überall im Stadtgebiet müssen sie solche Einsätze mit ihrem Staubsauger derzeit in Schutzkleidung fahren.
Denn der Eichenprozessionsspinner hat sich in diesem Sommer explosionsartig vermehrt, nachdem er 2019 zum ersten Mal vereinzelt am Westhellweg aufgetaucht war. Auch der extrem kalte Winter konnte ihm offenbar nichts anhaben.
Ein Spielplatz musste schon komplett gesperrt werden
Die Liste der befallenen Gebiete, die Ingo Rous auflisten kann, ist lang. Befall ist bislang gemeldet für: Ostberger Straße, Westhellweg, Am Bohlgarten/Lenningskamp, Lichtendorfer Straße, Dorfstraße (Geisecke) und Rheinener Weg (Ergste). Wegen der Raupen-Gefahr mussten der Spielplatz an der Gotenstraße und die Sitzgruppe unter der großen Eiche auf dem Friedhof in Wandhofen sogar gesperrt werden.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners können ihre giftigen Brennhaare wie Pfeile abschießen. © dpa
Bei der Bekämpfung halte sich die Stadt an einen Ratgeber des NRW-Umweltministeriums, erklärt Ingo Rous. Der dortige Maßnahmenkatalog bilde die Grundlage für das Vorgehen des Bauhofs. Das reiche vom Absperren über die allgemeine Information der Bevölkerung bis zu Warnhinweisen vor Ort: „Dann kann jeder selbst entscheiden: Gehe ich unter dem Baum her oder drumherum oder wähle ich einen anderen Weg.“
Mit dem Absaugen der Nester versucht der Bauhof, die Plage zu beseitigen. „Allerdings sind die Raupen manchmal nach wenigen Tagen wieder da“, weiß Ingo Rous. Denn es könne sein, dass nicht alle Nester entdeckt wurden. Oder die Bäume sind zu hoch, um sie vom Hubsteiger aus einsammeln zu können.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
