Benefizkonzert
Kaleidoskop der Orgelkunst: Meister aus Warschau gastierte in Hennen
Dr. Michal Markuszewski aus Warschau spielte ein Konzert in der Johanneskirche in Hennen. Der kleinen Orgel entlockte er dabei große Töne, die auch der Kirche zugutekommen sollen.
Eine bunte Vielfalt musikalischer Stile und Möglichkeiten entfaltete Dr. Michal Markuszewski (42), der Meister aus Warschau, an der kleinen Orgel der Johanneskirche in Hennen. Nicht zum ersten Mal saß er an diesem Instrument.
Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit der Dokumentation und Erhaltung historischer Orgeln in seiner Heimat. Dabei hat er über 600 Konzerte in ganz Europa gespielt und ist Dozent für Orgelimprovisation an der Frederic-Chopin-Musikuniversität Warschau.
Publikum versammelte sich vor der Kirche
Zur „Blauen Stunde“ hatte sich das Hennener Publikum schon zu einem Gläschen auf dem Vorplatz der Kirche eingefunden, bevor Michal Markuszewski mit einer Improvisation im Barockstil sein Programm eröffnete. Wäre da nicht der sonore Bass des Pedals, so hätte man im munteren Präludium das Spiel eines Orchestrions vermuten können.
Mit einer einzigen Stimme ließ er die Fuge beginnen, verdichtete diese beständig bis zum triumphalen Schluss. Seidig säuselnde Romantik entlockte er dem Instrument mit einem Präludium von Brahms. Klanggewalt des Prinzipals und der Begleitregister mit einer Ouvertüre Mozarts.
Gleich vier Vorspiele zum Gemeindegesang hatte er aus dem umfangreichen Werk des Stettiner Organisten Carl Loewe ausgewählt. Hohl und dumpf erklangen die Holzregister, ließ Fagott-Klang die Melodie über marschierender Basslinie übernehmen. Klaren und hellen Diskant über dem Bassfundament, schließlich ein Jubilieren zum Leuchten des Morgensterns entlockte Markuszewski den Tasten.
Improvisationen umranken die Werke
Werke weniger bekannter oder für dieses Genre unerwarteter Komponisten umrankte er mit Improvisationen über Kirchenlieder von der Renaissance bis zur Klassik, nahm seine Zuhörer mit auf eine Reise der Musikentstehung während des Spiels.
Blühend freitonal mit hell und zart herabschwebender Melodie, beachtlichen Wandlungen der Stimmungen im Luther-Choral „Ein feste Burg“, entwickelte er den spontanen Musikfluss, gewann später variationsreich einem weiteren Choral klangliche Fassetten ab. Ein Präludium des polnischen Orgelkomponisten Władysław Żeleński begann mit majestätischer Schwere, entwickelte sich mit verklärter Leichtigkeit zu trübsinnigem Ende.
Dem setzte der 42-Jährige als höchsten Kontrast eine Sonate des italienischen Opernkomponisten Bellini entgegen. Deren Orchestrion-Klang, gepaart mit einem Hauch von Schifferklavier, ließ an hölzerne Karussellpferde auf dem Rummel denken.
Wie ein Trauermarsch nahm sich dagegen ein Orgel-Nachspiel des schlesischen Organisten Moritz Brosig aus. Lebhaft tirilierend, ernst zurückhaltend, signalhaft rufend stellte sich eine Toccata des Belgiers Flor Peeters dar. Ein solches Feuerwerk, ein Kaleidoskop des Orgelspiels an nur einem Manual mit wenigen verfügbaren Registern zu zaubern ist ganz große Kunst.
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