Diskussion um Rattenloch spitzt sich zu Verein Kunterbunt verlässt Runden Tisch

 Rattenloch oder Ganztagsschule: Kunterbunt verlässt Runden Tisch
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Die Diskussion ist nicht neu, die zeitliche Dimension allerdings dringend. 2026 haben alle Kinder einen Anspruch auf einen Platz in der Ganztagsschule. Auch die Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Kayser-Schule. Und mit der Ganztagsschule auch einen Anspruch auf Verpflegung. Und das kann zum Problem werden.

Denn die OGS der Kayser-Schule wurde für maximal 50 Kinder erbaut. Schon heute werden 95 Kinder in dem 210 Quadratmeter großen Bau betreut, in der Mensa gibt es genau 28 Plätze, sodass aktuell in Schichten gegessen wird.

Für die Friedrich-Kayser-Schule sucht die Stadt einen Platz, um die OGS zu erweitern.
Für die Friedrich-Kayser-Schule sucht die Stadt einen Platz, um die OGS zu erweitern. © Manuela Schwerte (A)

Damit ist klar: Ein An- oder Neubau müsste her. Doch das Schulgelände ist begrenzt, ein Aufstocken auf die OGS-Räume sei nicht möglich, so die Stadtverwaltung. Die Kinder in der Mittagspause in Räume des benachbarten Rathauses am Stadtpark zu schicken, lehnt die Schule aus Betreuungsgründen ab.

Damit kehrte die Diskussion um das Rattenloch zurück. Im ehemaligen Lehrschwimmbecken der Schule sind seit Jahrzehnten die Räume des Vereins Kunterbunt, die im wesentlichen aus dem Musikclub Rattenloch bestehen, untergebracht. Keine problemlose Nachbarschaft, wie auch in der Vergangenheit immer wieder diskutiert wurde.

Kein Gremium für Lösung

Um das Problem möglichst im Einvernehmen zu lösen, wurde ein Runder Tisch mit Vertretern von Kunterbunt, der Schule, der Jugendarbeit und der Stadt ins Leben gerufen – auch, um vielleicht für Kunterbunt eine Lösung zu finden. Doch dieser Versuch ist gescheitert. Die Vertreter von Kunterbunt kündigten ihre Mitarbeit auf.

So hat der Kunterbunt e.V. beschlossen, den Runden Tisch nicht weiter fortzuführen, da der Verein der Auffassung ist, dass dieser in der Öffentlichkeit als Gremium zur Lösungsfindung in der Raumfrage der OGS wahrgenommen werde. Aber: „Aus unserer Sicht wurde der Runde Tisch ins Leben gerufen, um eine Kommunikation mit der Friedrich-Kayser-Schule zu etablieren.“ Selbstverständlich stehe man Lösungsansätzen oder Gesprächen weiterhin offen gegenüber.

SPD für Rattenloch

Inhaltlich hat der Verein die SPD-Fraktion hinter sich. Die erklärte Anfang März nach einer Besichtigung: „Damit einhergehend sollten alle Kinder auch einen Anspruch auf angemessene, lichtdurchflutete Aufenthaltsräume haben. Bei einer Besichtigung der Kellerräume in der Friedrich-Kayser-Schule, dem sog. ‚Rattenloch‘, welches als Vereinsräume von Kunterbunt Schwerte e.V. genutzt wird, wurde deutlich, dass diese Räume den Anforderungen an eine OGS nicht entsprechen.“

Weiter hieß es im März: „Nach Meinung der SPD-Fraktion eignen sich Kellerräume, wie auch die des PBC Schwerte 1987 e.V., grundsätzlich nicht als Aufenthaltsräume für Kinder. Selbst durch eine bauliche Veränderung der Fensterfront verbliebe eine bedrückende Kelleratmosphäre und eine Lichtdurchflutung wäre nur begrenzt erreichbar.“

Bereits im November hatten SPD und Grüne einen Antrag formuliert, in dem sie die Verwaltung aufforderten, sich um eine Erweiterung der Schule zu kümmern, ohne das Lehrschwimmbecken, in dem das Rattenloch untergebracht ist, in Betracht zu ziehen. Dass der Schutz des Rattenlochs ausgerechnet im Schulausschuss beantragt wurde, stieß bei CDU, FDP und WfS auf Unverständnis.

Letztlich zog man den Antrag zurück und brachte ihn nun, nach dem Rückzug des Vereins vom Runden Tisch, wieder auf die Tagesordnung zurück. Allerdings diesmal mit dem Fokus, dass die Räume im Souterrain der Schule nicht geeignet wären.

Schon 2004 Kündigung

Die Diskussion um das Rattenloch ist nicht neu. Schon kurz nach der Jahrtausendwende hatte es eine ähnliche Diskussion gegeben. Seit April 1990 ist das renovierte ehemalige Lehrschwimmbecken der Friedrich-Kayser-Schule das Rattenloch. Im Jahr 2004 hatte die Stadt den Vertrag gekündigt, weil die Schule Eigenbedarf angemeldet hatte.

Nach langer Auseinandersetzung, auch innerhalb der Politik, entschied der Rat schließlich im August 2007, dass Kunterbunt in den Räumen bleiben dürfe. Zwei Jahre lang konnten aber wegen Baumängeln und des Baus eines Notausgangs keine Veranstaltungen stattfinden. 2011 wurde dann ein unbefristeter Nutzungsvertrag mit der Stadt geschlossen.

Entscheiden, wie und was gebaut wird, muss letztlich der Rat der Stadt. Ob tatsächlich die Räume des Rattenlochs für eine Offene Ganztagsschule geeignet wären, darüber gibt es verschiedene Ansichten – aber keine konkreten Umbaupläne, sondern allenfalls erste Analysen.

Bleiben im Gespräch

Der zuständige Dezernent bei der Stadtverwaltung ist der erste Beigeordnete Tim Frommeyer. Er ist übrigens sowohl für die Jugendhilfe und die Kultur als auch für die Schulen zuständig. Er verspricht auch nach dem Rückzug des Vereins, mit dessen Vertretern im Gespräch zu bleiben.

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