Griechische, italienische und deutsche Küche auf einer Karte ist eine gewagte Kombination. „Das Lokal“ setzt es gut um, aber die stilvollen Formulierungen wecken manchmal falsche Hoffnungen.

Schwerte

, 09.03.2019, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Von allem ein bisschen: Das hat sich im „Lokal“ schon immer bewährt. Das Restaurant an der Hellpothstraße legt sich in der Küche nur ungern auf eine Stilrichtung fest, will lieber mit Frische punkten.

Es gibt italienische Nudelgerichte und Vorspeisen, Steaks, ein wenig asiatische Küche, was vom Griechen und viel Gutbürgerliches. Normalerweise halte ich Abstand von Lokalen, die viele internationale Küchen auf ihrer Speisekarte haben. Aber dieses spezielle Lokal wird meine Vorurteile ausradieren.

Die Atmosphäre:

Wir werden freundlich begrüßt und können zwischen mehreren Tischen wählen. „Das Lokal“ ist gut besucht, aber nicht überlaufen. Chef Zeljko Sarcevic kennt seine Gäste, an vielen Tischen schaut er vorbei, plaudert hier und da über Privates. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Stammtisch-Gesellschaft mit Würfeln und Bechern. Familiäre Atmosphäre - wir fühlen uns wohl.

Sehen Sie sich im Restaurant „das Lokal“ um:

Das Essen:

Wir hätten an einem Mittwoch auch das drei-Gänge-Menü wählen können, entscheiden uns aber für mehr Auswahl von der Karte.

Die Vorspeisen lesen sich gut. Ich möchte Mozzarella im Frühlingsrollenteig mit Pesto auf Tomatencarpaccio (6,90 Euro) bestellen - meine Begleitung auch. Also schwenke ich kurzfristig auf die Tomaten-Cremesuppe (4,60 Euro) um. Eine gute Entscheidung - in doppelter Hinsicht, wie sich noch herausstellen wird.

Während wir warten, bekommen wir Brot mit einem kleinen Schälchen serviert - leider schmeckt es wie ungetoastetes Toast. Die Chilli-Alioli reißt es wieder raus, sie ist wirklich gut!

Die Tomaten-Suppe schmeckt fruchtig. Eine Gute Wahl.

Die Tomaten-Suppe schmeckt fruchtig. Eine Gute Wahl. © Aileen Kierstein

An meiner Tomaten-Suppe ist nichts auszusetzen, sie schmeckt fruchtig, hat nicht zu viel Sahne und ist auf jeden Fall selbst gemacht. Nach wenigen Minuten werde ich von meiner Begleitung für meinen spontanen Vorspeisen-Wechsel beneidet. So richtig zufrieden ist er nicht.

Der wuchtigen Mozzarella-Kugel im leider nicht so krossen Teigmantel hätte etwas mehr Pesto gut getan. Und statt Carpaccio - hauchdünn geschnittene Scheiben - gibt es einfach nur Tomatenscheiben. Die Formulierung auf der Karte hatte mit dem Gericht auf dem Teller nur wenig zu tun.

Leider nicht so toll wie es auf der Karte versprochen wurde: Mozzarella und Basilikumpesto in Frühlingsrollenteig gebacken, auf Tomatencarpaccio mit Balsamicovinaigrette.

Leider nicht so toll wie es auf der Karte versprochen wurde: Mozzarella und Basilikumpesto in Frühlingsrollenteig gebacken, auf Tomatencarpaccio mit Balsamicovinaigrette. © Aileen Kierstein

Beim Hauptgang muss ich lange suchen. Fleischlose Gerichte gibt es nur wenige auf der Speisekarte. Ich entscheide mich für die frische Dorade vom Grill mit Rosmarinkartoffeln und frischem Salat (17,90 Euro). Der Fleischfreund neben mir wird die Penne Argentinia mit Rinderfiletspitzen und getrockneten Tomaten in einer Rotweinsahnesauce testen.

Dass „das Lokal“ auf Frische setzt, zeigt sich bei der Dorade: Die könnte frischer nicht sein, sie kommt im Komplettpaket auf meinen Teller - mit Flossen, Gräten und Kopf. Ich zögere kurz, aber eigentlich ist es kein Problem.

Eine ganze Dorade kam beim Hauptgang auf den Teller.

Eine ganze Dorade kam beim Hauptgang auf den Teller. © Aileen Kierstein

Der Fisch ist gut gegart, garniert mit grünen Oliven und viel Knoblauch - richtig gut! Das gleiche gilt für die Rosmarinkartoffeln und auch für den Beilagensalat, den ich allerdings schon beim Warten auf das Hauptgericht verputzt hatte.

Und wie sieht es an der Fleisch-und-Nudel-Front aus? Die Kombination funktioniert - das Rindfleisch ist zart, die Nudeln bissfest und die Sauce schmeckt toll nach Rotwein, urteilt der Fan.

Eine tolle Kombination - optisch konnten die Nudeln mit Rinderfiletspitzen aber nicht mit den anderen Gerichten mithalten.

Eine tolle Kombination - optisch konnten die Nudeln mit Rinderfiletspitzen aber nicht mit den anderen Gerichten mithalten. © Aileen Kierstein

Einziger Kritikpunkt: Das Gericht wurde nicht wirklich mit Liebe angerichtet, und ein bisschen weniger Sauce hätte auch gereicht. Trotzdem ist er nach der Vorspeisen-Pleite wieder glücklich. Für Nachtisch reicht das Glück aber nicht - der Magen ist voll.

Zum Abschluss gibt es einen Schnaps aufs Haus - ich wurde also kurzerhand als Fahrerin auserkoren. Nicht schlimm, denn der warme Weinbrand wäre sowieso nicht mein Fall gewesen.

Der Service:

Freundlich und aufmerksam. Der Chef nimmt persönlich unsere Bestellungen entgegen, stellt bei all seinen Gästen regelmäßig sicher, dass alles in Ordnung ist. Ein Kellner unterbricht sogar seine kurze Essenspause, um uns die Rechnung zu bringen.

„Das Lokal“ betont, wie wichtig ihnen eine frische Zubereitung ist. Wartezeiten seien hier und da möglich, heißt es auf der Karte. Wir sind vorbereitet, das fast 40-minütige Hoffen auf unsere Vorspeise ist aber hart an der Grenze.

Die Preise:

Alle Gerichte liegen preislich im Rahmen. Die Auswahl auf der Karte ist vielfältig -hier sollte jeder Gast fündig werden. Vorspeisen liegen zwischen 5 und 10 Euro, bei den Hauptgerichten ist von 10 bis 27 Euro für das Filetsteak alles dabei.

Für unseren kulinarischen Abstecher in „das Lokal“ zahlen wir mit Getränken 62 Euro.

Kinderfreundlichkeit:

Es stehen zwei Gerichte auf der Kinderkarte - aber Nudeln mit Tomatensauce (3,50 Euro) und Schnitzel mit Gemüse und Pommes (6,90 Euro) gehen immer.

Barrierefreiheit:

Der Eingang von „das Lokal“ ist nur über eine Treppe zu erreichen. Die Toilette wäre allerdings barrierefrei.

Parkmöglichkeiten/Anfahrt:

Wir drehen mehrere Runden durch die Straßen, bis wir eine freie Parkbucht in der Nähe finden. Falls er nicht belegt ist, geht auch der Parkplatz Ostenstraße/ Ecke Hellpothstraße.

Das sagt das Netz:

Beim Reise- und Empfehlungsportal Tripadvisor sowie bei Facebook bekommt „das Lokal“ 4,5 von 5 Punkten.

Restaurant-Infos:

“Das Lokal“,Hellpothstraße 9, ist Dienstag bis Sonntag von 12 bis 14.30 Uhr und von 17 bis 23 Uhr geöffnet. Reservierungen sind möglich unter Tel. 23 85 91. Zur Website.

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Wie funktioniert der Restaurant-Check?

Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants, als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfache Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich. Nachdem wird die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren einen Fototermin für die Gaststätten-Aufnahmen.