Vor 45 Jahren hat Pietro Granata an der Schwerter Rathausstraße sein Restaurant eröffnet. Seit unserem Test der Mittagskarte wissen wir, warum so viele Gäste dem „Miramare“ die Treue halten.

Schwerte

, 02.03.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wenn man „total genudelt“ und wohlig satt vom Mittagessen beim Italiener an den Arbeitsplatz zurückkehrt, hat der Koch wohl alles richtig gemacht. Für die dritte Folge unseres Restaurantchecks haben wir uns im „Miramare“ an der Rathausstraße bekochen lassen.

Die Atmosphäre:

Wir haben freie Platzwahl, denn als wir um 14 Uhr kommen, ist das Haupt-Mittagsgeschäft im „Miramare“ schon vorbei. Wir sitzen kaum am sonnigen Fensterplatz, da kommt die freundliche Kellnerin schon mit der Mittagskarte zum Tisch. Die unterscheidet sich - so steht’s geschrieben - von der Abendkarte durch Preise und die Portionsgröße. Das „Miramare“ setzt auf Tradition, auch bei der Einrichtung.

Pietro Granata hat das Restaurant vor 45 Jahren in den Räumen der ehemaligen Metzgerei Ortmann eröffnet. Warme Farben, Holzbänke, picobello saubere Vitrinen mit Flaschen und Gläsern, weiße Stofftischdecken - alles ein bisschen altmodisch, aber authentisch. Der Chef pfeift hinter der Theke laut ein fröhliches Lied, aus der Küche schallt Gelächter herüber. Gute Laune allerorten.

Das Essen:

Wir bestellen mehr, als ein ungeübter Mittagesser vertragen kann: Ich nehme Bruschetta vorweg und dann die Lasagne. Der Kollege entscheidet sich für Tomatensuppe, Geflügelbrust mit Rosmarinkartoffeln und einem kleinen Salat. Zu allen Gängen gibt es italienisches Weißbrot, unter den gewürfelten Bruschetta-Tomaten liegt es natürlich frisch geröstet. Später werden wir Zeugen, wie das Weißbrot fürs Abendgeschäft dampfend aus dem Pizzaofen kommt: Der Chef backt es jeden Tag höchstpersönlich.

Pietro Granata bereitet Brot und Pizzateig vor und und betreut die Theke.

Pietro Granata bereitet Brot und Pizzateig vor und und betreut die Theke. © Björn Althoff

In der Küche verarbeitet sein Vetter Emanuele Brunetti es weiter. Olivenöl, kleingeschnittene Tomaten und Gewürze drauf - für 2,50 Euro ein leckeres Entrée.

Bruschetta mit hausgebackenem Brot.

Bruschetta mit hausgebackenem Brot. © Björn Althoff

Die Tomatensuppe (4 Euro), gut abgestimmt urteilt der Kollege, kommt ebenfalls frisch und selbst gekocht daher. Kein Dosenprodukt, keine Geschmacksverstärker, aber auch keine Geschmacksexplosion. Die Vorsuppe kann am Abend kaum größer ausfallen, denn sie schwappte schon am Mittag bedrohlich über den Tellerrand.

Nach kurzer Pause kommt die Kellnerin mit den Hauptspeisen, die wir zuvor schon „gehört“ haben. Das Brutzeln des Fleisches klang deutlich aus der Küche zu uns rüber. Zwei knusprig, aber keineswegs tot gebratene Stücke Fleisch, eine große Handvoll gebratene Kartoffelstücke mit Rosmarin, der Kollege fand’s würzig, hält aber nicht für ausgeschlossen, dass der Koch ein bisschen verliebt sein könnte.

Rosmarinkartoffeln und Geflügelbrust.

Rosmarinkartoffeln und Geflügelbrust. © Björn Althoff

Sollte er sich verliebt haben, muss es zwischen der Herstellung meines Bruschetta und seines Hauptgerichts (8 Euro) passiert sein. Ein Salat rundete des Kollegen Hauptgang ab. Recht robust kam der kleine gemischte Salat (3,50 Euro) daher, die relativ großen Gemüse- und Tomatenstücke waren klassisch mit Balsamico-Essig und Öl garniert. Ein anderes Dressing wurde nicht angeboten.

Der kleine Salat kam etwas robust daher.

Der kleine Salat kam etwas robust daher. © Björn Althoff

Meine Lasagne (7 Euro) brodelte noch verführerisch in der Auflaufform. Vier Lagen Lasagneplatten, eine cremige Bechamel, Hackfleisch in Tomatensauce, obendrauf genau die richtige Menge Käse für meinen Geschmack: Diese Lasagne war eine der besten und heißesten, die ich jemals gegessen habe. Aber sie war für mich nicht zu schaffen, zumal auch zum Hauptgang wieder das leckere Weißbrot gereicht wurde, von dem ich nicht die Finger lassen konnte.

Kochend heiß und sehr lecker: die Lasagne im Miramare.

Kochend heiß und sehr lecker: die Lasagne im Miramare. © Petra Berkenbusch

Wer abends zur Lasagne ins „Miramare“ einkehrt, sollte eine Menge Hunger mitbringen. Unseren Plan, das Mittagessen mit einem Dessert zu krönen, mussten wir aufgeben: nichts ging mehr. Der Kollege nahm noch einen Espresso, schüttete viel Zucker rein und freute sich über die gelungene Abfolge von süß und gerade richtig bitter auf der Zunge.

Der Service:

Ohne Hektik, aber dennoch schnell. Die aufmerksame junge Kellnerin versorgt uns zügig mit Speisenkarten und Getränken. Das Essen kommt heiß auf den Tisch. Um 15 Uhr beginnt ihre Pause, wenige Minuten zuvor sie bittet freundlich, schon mal kassieren zu dürfen, und versichert, dass sich fortan der Chef uns kümmern werde (obwohl das Restaurant eigentlich schließt).

Die Preise:

32,50 Euro für die oben beschriebene Speisefolge und drei 0,3-Liter-Apfelschorlen für zwei Personen: Ein absolut angemessener Preis für ein Mittagessen dieser Qualität. Die teuerste Mittagspizza schlägt mit 8,50 Euro zu Buche und ist belegt mit Lachs, Spinat, Krabben und Mozzarella. Eine kleine Margherita kostet 4,50 Euro. Wer weniger genudelt als wir zurückkehren will an den Arbeitsplatz, dem sei eine Pizza leicht (ohne Käse, aber mit frischen Tomaten und Rucola) für 5,50 Euro empfohlen.

Emanuele Brunetti in der Miramare-Küche.

Emanuele Brunetti in der Miramare-Küche. © Manuela Schwerte

Barrierefreiheit:

Es ist eng im Miramare, auch der Zugang zu den Toiletten im Hausflur und die sanitären Anlagen selbst sind beengt. Außerdem führen Stufen ins Restaurant.

Parkmöglichkeiten:

An der Bahnhofstraße gibt es Parkbuchten, die sind aber selten frei. Glückssache also. Wer sich im Miramare satt isst, ist anschließend eh froh, wenn er ein paar Schritte bis zum Auto laufen kann.

Das sagt das Netz:

Beim Reise- und Empfehlungsportal Tripadvisor bekommt das „Miramare“ 4,0 von 5 Punkten. Von 20 Bewertungen gab es 15 mal „Ausgezeichnet“ und „Gut“.

Restaurant-Infos:

Das Miramare bietet Platz für etwa 60 Gäste. Im Sommer kommen einige Tische auf der Terrasse hinzu. Die liegt allerdings an der Rathausstraße, wo Busse und Autos entlangfahren. Das Restaurant hat täglich geöffnet von 12 bis 15 und 17 bis 0 Uhr. Piedro Granata gönnt sich keinen Ruhetag, mal abgesehen von Ostersonntag, Heiligabend und dem 1. Weihnachtstag. Reservierungen und Bestellungen für außer Haus: Tel. 17412.

Wie funktioniert der Restaurant-Check? Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants, als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfache Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich. Nachdem wird die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren einen Fototermin für die Gaststätten-Aufnahmen.