Der ehemalige Club 95 ist wieder unbewohnt. Die Mieter zogen aus. Der Besitzer würde das ehemalige Bordell aber gerne wieder für Wohnzwecke vermieten.

© Heiko Mühlbauer

Aus Bordell wurde Wohnraum: Club 95 kann wieder gemietet werden

rnImmobilien

Die meisten Schwerter kennen das kleine Haus an der B236 als Club 95. Doch aus dem Bordell wurde ein Wohnhaus. Aktuell steht es aber leer. Die Mieter zogen aus und hatten einen Grund dafür.

Schwerte

, 04.01.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am Gebäude ist der Name Club 95 nicht mehr sichtbar. Die grünen Markisen mit der Aufschrift wurden schon vor einiger Zeit abmontiert. Schließlich war 2017 Schluss mit dem berüchtigten Bordell an der B236. Aus dem Gebäude wurde ein Wohnhaus, und eine elfköpfige Familie zog in die Räume ein.

Das zeigte sich auch, als plötzlich auf den Fensterbänken im Erdgeschoss Topfpflanzen auftauchten. Doch seit einiger Zeit ist das Gebäude wieder verwaist.

Elfköpfige Familie ist wieder ausgezogen

Das bestätigte der Hausbesitzer jetzt auf Anfrage. Die Familie, die hier gelebt habe, sei wieder ausgezogen. Der Grund dafür: die hohen Heizkosten. 200 Quadratmeter Wohnfläche bietet das ehemalige Bordell. Die müssen allerdings auch beheizt werden, und das sei angesichts der schlechten Energiebilanz sehr teuer, räumt der Eigentümer ein.

Jetzt lesen

Das Gebäude an sich ist rund 100 Jahre alt. Die Bausubstanz besteht aus Fachwerk, die Fenster sind noch einfach verglast, und das Gebäude ist nicht energetisch renoviert. Das wirkt sich auf die Heizkosten aus. Dennoch hofft der Eigentümer, das Gebäude weiter vermieten zu können. Aber bislang habe es noch keine Interessenten gegeben.

Der vorherige Besitzer war schillernde Persönlichkeit

Bevor das 1910 gebaute Haus zum Club 95 wurde, diente es wie heute als Wohnhaus. Allerdings war der damalige Eigentümer auch eine schillernde Persönlichkeit. Vor der Bordell-Ära hatte der Tankstellen-König Erhard Goldbach das 200 Quadratmeter große Haus zu seiner Villa umgebaut.

Mit Tresor im Keller und einer aufwendigen Toilettenanlage aus Marmor. Erhard Goldbach ging in die Insolvenz, wurde später wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt. Das Haus an der B236 wurde der Insolvenzmasse zugeschlagen und dann verkauft.

Die Marmorwaschbecken sollen noch aus der Zeit von Erhard Goldbach stammen.

Die Marmorwaschbecken sollen noch aus der Zeit von Erhard Goldbach stammen. © Reinhard Schmitz

Nie offiziell als Bordell genehmigt

Bis 2017 war es der Club 95, nie aber ein offiziell genehmigtes Bordell. Die Stadt und der Besitzer hatten sich in einem Gerichtsverfahren auf eine Duldung geeinigt. Als 2017 das neue Prostituiertenschutzgesetz in Kraft trat, musste die rote Laterne gelöscht werden.

Das neue Gesetz fordert eine Erlaubnis des Kreis-Ordnungsamtes, für die unter anderem nachgewiesen werden muss, dass die Bordellnutzung baurechtlich genehmigt ist. Aber diese Baugenehmigung hatte es nie gegeben.

Jetzt lesen

Jetzt hofft der Besitzer, dass er einen neuen Mieter findet, der die Heizkosten für die fünf Räume tragen will. Ansonsten könne man ja auch noch das 480 Quadratmeter große Grundstück direkt an der B236 anders nutzen. Das Gebäude stehe zumindest nicht unter Denkmalschutz.

Jetzt lesen
Jetzt lesen

Lesen Sie jetzt