
© Reinhard Schmitz
City-Center: Eigentümer haben viele Pläne – und: „Ein Bäcker wäre schön“
Einkaufen in Schwerte
80er-Jahre-Charme raus, neue Geschäfte rein und wieder Kundenmagnet werden: Die Eigentümer wollen das City-Center voran bringen. Sie hörten auch, warum die frühere Tedi-Fläche noch leer ist.
Man mag es kaum glauben. Es gibt noch einen Schwarzweiß-Fernseher in der Stadt. Er wird regelmäßig eingeschaltet, fast jeden Tag leistet er noch seine Dienste. Ähnlich wie die Schwerter sich bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 an den Schaufenstern des Telecenters an der Hüsingstraße die Nasen vor den ersten Farbfernsehern plattdrückten, hat ihn der Parkhauswächter der Tiefgarage am City-Center stets im Blick. Tief versteckt in seiner Kabine unter dem Marktplatz.
Eigentümer planen neue Video-Überwachung auch für die Passage
Doch die Tage der Technik-Nostalgie scheinen gezählt. „Die Tiefgarage muss das auch haben“, sagte der Hausverwalter des Einkaufszentrums, als er mit engagierten Eigentümern über Pläne sprach, die Einkaufspassage ihres City-Centers mit einer Video-Überwachung aufzurüsten. „Das ist notwendig“, pflichtete der neue Hausmeister Jens Seiffert bei: „Vor einiger Zeit wurde in der Passage schon gezündelt.“ Wie bisher nur um 22 Uhr die Gitter an den Zugängen herunterzulassen, reiche nicht mehr aus. Auch Farbschmierern müsse das Handwerk gelegt werden.

Das City-Center am Markt soll seinen 80er-Jahre-Charme ablegen. © Reinhard Schmitz
„Wir wollen, dass die Leute wieder gerne hierher kommen“, sagte Günther Kranhold, der erfolgreich zwei Ladenlokale modernisiert und vermietet hat: „Wir wollen das Marktcenter wieder zum Leben erwecken.“
Dazu passiert hinter den Kulissen einiges. „Die brandschutztechnischen Pläne werden derzeit für das gesamte Gebäude neu gemacht“, erklärte Jens Seiffert. 25.000 Seiten habe er dazu auf einem Speicherstick. Es gehe um die Umsetzung der Ergebnisse der Brandschau vor drei Jahren. Das sei auch ein Grund, warum die früher von Tedi genutzte große Verkaufsfläche im Erdgeschoss - der Discounter zog im Februar in den ehemaligen Centershop nebenan um - immer noch leer stehe. Denn die müsse noch „brandschutztechnisch ertüchtigt“ werden: „Es macht keinen Sinn, vorher einen neuen Mieter reinzusetzen.“
Das City-Center gehört rund 20 Teil-Eigentümern
Der Fokus - so war zu hören - sei aber im Moment auf die Passage gerichtet: „Damit sich die Läden wieder füllen.“ Derzeit ist das Eiscafé an der Marktfront geschlossen, die ehemals von einem Sonnenstudio genutzten Räume gegenüber sind auch nicht gerade ein Hingucker: „Da können Sie sich zurzeit Müllsäcke ansehen.“ Das Problem sei, dass man den Eigentümern ja nicht vorschreiben könne, was sie tun sollten, hieß es. Das City-Center gehört einer Gemeinschaft von rund 20 Teil-Eigentümern - teils mit Gewerbe-, teils mit Wohn-Immobilien. Der größte von ihnen, ein Investor, besitze rund 25 Prozent. Dann folge mit 23 Prozent die Stadt. Der Rest ist auf etliche Hände verteilt. Für viele Entscheidungen in der Gemeinschaft ist eine 75-Prozent-Zustimmung nötig.
„Wir müssen endlich mal handeln, nicht immer nur reden“, forderte Bewohnerin Eva Witter-Mante. Ein Zeichen für die Aufbruchsstimmung ist die Überdachung der Innentreppe, die seit zwölf Jahren geplant war. Damit der Schlagregen auch an windigen Tagen nicht die Stufen hinunterrinnt, folgt als Ergänzung noch eine Seitenwand. Nicht so auffällig, aber auch nötig waren viele kleine Maßnahmen wie Reparaturen an Entwässerungs-Fallrohren, eine neue Drainage und die Beseitigung von Stolperfallen.
Der 80er-Jahre-Charme soll aus dem Gebäude vertrieben werden
„Im Moment passiert viel“, sagte Jens Seiffert: „Hier sind die Eigentümer darauf bedacht, was zu ändern.“ Man müsse den 80er-Jahre-Charme aus dem Gebäude vertreiben. „Sonst kommen die Kunden nicht“, betonte die Hausverwaltung. Laut nachgedacht wird in diesem Zusammenhang über eine neue Farbgestaltung. Den sandfarbenen Anstrich habe 2006 die Denkmalbehörde vorgeschrieben, erinnerte Eva Witter-Mante. Selber habe man damals Rosatöne favorisiert.
Und was fehlt noch an Geschäften im City-Center? Günther Kranhold hat da schon seine Ideen: „Schön wäre ein Bäcker.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
