Braucht Schwerte ein Familienbüro? CDU: „Pflichtaufgabe einer Kommune“

CDU zum Familienbüro: „Familienbüro ist Pflicht einer Kommune“
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Ein zentrales Familienbüro mit Räumlichkeiten direkt in der Schwerter Innenstadt – mit der Gelegenheit, sich auszuruhen, Babynahrung aufzuwärmen oder sogar mit einer kleinen Still-Ecke: Eine solche Einrichtung wird auf Initiative des Schwerter Familienbündnisses schon länger diskutiert.

Aufregung hatte es gegeben, weil das Thema in der Jugendhilfeausschuss-Sitzung am 10. November 2022 gar nicht auf der Tagesordnung erschienen war. Der Sprecher des Familienbündnisses Michael Schlabbach hatte dann doch vor dem Ausschuss ein Statement für die Wichtigkeit der Einrichtung abgegeben. Zuletzt hatten Gudrun Körber von der Arbeitsgemeinschaft Schwerter Frauengruppen und Ulla Meiser vom Bündnis an alle Parteien appelliert, sich in der kommenden Ausschusssitzung am 2. Februar zum Konzept eines Familienbüros zu bekennen. Auch die Grünen hatten sich dafür eingesetzt.

Inzwischen ist auch die Schwerter CDU der Meinung, ein zentrales Familienbüro sei eine wichtige Anlaufstelle – und die Pflicht einer Kommune. Fraktionsvorsitzender Marco Kordt schreibt: „Die CDU hat sich das Familienbüro bereits 2020 unter dem Namen Generationenbüro in ihr Parteiprogramm geschrieben.“ Die aktuelle Verunsicherung zu dem Thema sei nicht zielführend (Die Stadtverwaltung hatte auf fehlende finanzielle Mittel verwiesen, Anm. der Red.).

Mitarbeiter „rekrutieren“?

Deshalb habe die Fraktion nun einen Antrag in den Jugendhilfeausschuss und den Rat eingebracht, dieses Familienbüro in Schwerte einzurichten und auch in den folgenden Jahren die nötigen Mittel dafür bereitzustellen.

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion verweist in dem Zusammenhang darauf, dass man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des bereits bestehenden Netzwerks in Schwerte „rekrutieren“ könne. „Die Arbeitsgemeinschaft nach §78 SGB VIII tagt regelmäßig und vernetzt alle in Schwerte tätigen Akteure in der Jugendhilfe. Sie ist eine wertvolle Schnittstelle zwischen den verschiedenen Trägern und beratenden Mitgliedern, wie z.B. dem Jugendamtselternbeirat, um dem ständigen Informationsaustausch zu dienen. Aus diesen in der AG78 vernetzten Akteuren können sich auch die MitarbeiterInnen des Familienbüros rekrutieren, indem deren bisher bereits geleisteten Aufgaben in sinnvollen Stundenabschnitten in die Räume des Familienbüros verlegt werden“, so Marco Kordt.

Die Jugendarbeit in Schwerte ist schon gut vernetzt. Viele Akteure fordern jedoch ein zentrales Familienbüro in der Innenstadt.
Die Jugendarbeit in Schwerte ist schon gut vernetzt. Viele Akteure fordern jedoch ein zentrales Familienbüro in der Innenstadt. © Martina Niehaus (A)

Auf Anfrage erklärt dazu Stefan Simon, Sprecher der CDU-Fraktion im Jugendhilfeausschuss: „Ich selbst war früher ein Kritiker und habe mich gefragt: Warum ein Familienbüro?“ Inzwischen habe er sich vom Jugendamt aufklären und überzeugen lassen, dass ein generationenübergreifendes Familienbüro in der Innenstadt eine wichtige Sache sei. „Die Herleitung aus der Pflichtleistung ist wichtig“, betont Simon. Und durch die Besetzung des Büros mit Akteuren, die bereits im Netzwerk tätig sind, entständen keine zusätzlichen Personalkosten.

„Zwangloser Ort“

Marco Kordt betont in seiner Pressemitteilung den Einsatz des Bündnisses für Familie in Schwerte. Nach mehreren Workshops sei man unisono zu der Erkenntnis gelangt, „dass viele Menschen Hemmungen haben, das ,Amt‘ direkt anzusprechen und lieber auf eine niederschwellige Einstiegsberatung in zentraler Örtlichkeit außerhalb des Rathauses zurückgreifen würden.“

Stefan Simon sagt dazu: „Das wäre in dem Sinne kein Büro, sondern ein zwangloser Ort, den man besuchen kann.“ Auch Senioren seien ausdrücklich eingeladen; ein Familienbüro sei generationenübergreifend.

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Hemmungen verlieren

Einfache Beratungen oder Tipps könnten bereits direkt vor Ort erledigt werden, bzw. tiefergehende Anliegen sachlich vorbereitet und an den richtigen Ansprechpartner in der Verwaltung vermittelt werden. In der CDU-Pressemitteilung heißt es: „Dabei wird den Beratungssuchenden eine Hand gereicht, um die Hemmungen gegenüber der Behörde zu verlieren und Vertrauen aufzubauen.“

Marco Kordt schreibt: „Wir sehen die Einrichtung des Familienbüros als eine pflichtige Aufgabe der Kommune an, die sich aus mehreren Paragraphen des Sozialgesetzbuches ableitet. Ein etabliertes und auch funktionierendes Netzwerk haben wir bereits seit vielen Jahren in Schwerte.“