Vor einigen Jahren geriet der Schwerter Digitaldruck-Betrieb Bonacker in finanzielle Turbulenzen. Anfang 2020 war dennoch klar: Die Firma Bonacker kann weitermachen. Das Insolvenzverfahren lief zwar im Hintergrund, aber der Betrieb und die Arbeitsplätze waren gerettet. Allerdings hieß es schon damals, dass die Immobilien Bestandteile des Insolvenzverfahrens seien. Und die wurden am Montagmorgen (15.5.) im Amtsgericht Schwerte versteigert.
Der Gerichtssaal war gut gefüllt. Auf dem Papier kamen gleich drei Grundstücke unter den Hammer: das markante Gebäude mit der Werbeagentur am Anfang der Adolph-Kolping-Straße im Gewerbegebiet Nattland, das dahinter liegende Gebäude mit der Druckerei und zwei kleine Grundstücke dazwischen, auf denen Leitungen liegen. Da kein Verfahrensbeteiligter einen Antrag auf gemeinsame Versteigerung des gesamten Firmenkomplexes gestellt habe, werde nun alles einzeln versteigert, erläuterte die zuständige Rechtspflegerin Christina Dörnbrack.

Auswirkungen auf Unternehmen
Die Verkehrswerte hatte der Gutachter mit 600.000 Euro für das Druckereigebäude und 770.000 Euro für die vorgelagerte Werbeagentur sowie weitere Betriebsteile festgesetzt. Am Ende teilten zwei Bieter die Immobilien unter sich auf. Eine Immobilienfirma mit Hauptsitz in Monheim und der Inhaber eines Metallbau-Betriebs erhielten den Zuschlag.
Das hat auch seine Auswirkungen auf das Unternehmen Bonacker. Denn nach Auskunft des Bieters, der für die Immobilienfirma aufgetreten ist, will man das Gebäude für den Betrieb retten und nach dem Kauf an Bonacker zurückvermieten. Aktuell ist Dieter Bonacker hier ohnehin schon Mieter. Denn im Zuge des Insolvenzverfahrens wurden die Immobilie unter Zwangsverwaltung gestellt.
Der Vertrag dauere noch bis Ende 2029 und verlängere sich dann automatisch. Die Miete sei immer zuverlässig gezahlt worden. Darauf möchte offensichtlich auch die Immobilienfirma setzen, die immerhin etwas über 600.000 Euro für das Grundstück zahlt. Der Vertreter vor Gericht erklärte: Ein Umzug wäre für die Firma eine Katastrophe, deshalb wolle man so auch das Unternehmen stützen.
Anders sieht es im Fall der Immobilie Adolph-Kolping-Straße 1 bis 3 aus. Denn ein Hersteller von Hundeboxen aus Aluminium, der das Gelände ersteigerte, möchte seinen Betrieb dorthin verlegen, wie er auf Nachfrage erklärte. 870.000 Euro war ihm das Grundstück wert. Durch den Zuschlag steht ihm nun auch das Recht zu, die Immobilie zu nutzen, unabhängig von bestehenden Mietverträgen.
Ringen um den Zuschlag
Eine halbe Stunde nach der offiziellen Bieterfrist lieferten sich die Konkurrenten noch ein heißes Gerangel um den Zuschlag. Zum Teil wurden die Gebote für das Druckerei-Grundstück nur um dreistellige Beträge erhöht. Zum Schluss stiegen die anderen Bieter aus, die Immobiliengesellschaft erhielt den Zuschlag.
Im Jahre 1972 hatte sich der Büromaschinenmechaniker-Meister Hans-Dieter Bonacker selbstständig gemacht. „Mit 5.000 Mark auf dem Konto, einem Buckel-VW und meiner Werkzeugtasche“, wie er später erzählte. Die Service-Leistungen wurden auf den Verkauf von Büromaschinen und ein Copycenter ausgeweitet. Der Schritt zum Digitaldruck-Zentrum war getan.
Weil sich in der Heimatstadt Hagen kein Grundstück für eine Betriebserweiterung fand, zog Bonacker 2004 ins Gewerbegebiet Nattland um. Als erstes Unternehmen errichtete er am Eingang der Adolph-Kolping-Straße seinen Firmensitz, der 2011 noch einmal um den futuristischen Anbau erweitert wurde.
Strafmündig ab 10 Jahren?: Schwerter Mutter startet Petition mit drastischer Forderung
Gewerbegebiet mit Kinderbetreuung – letztes Grundstück im Nattland verkauft