Seit zehn Jahren arbeitet Fatma Türüt in der Jugendarbeit. Für sie bedeutet das unter anderem, dass sie sich für ein gewaltfreies Miteinander ihrer Schützlinge einsetzt. „Eine gewaltlose Kindheit ist ein Grundrecht“, erklärt sie.
Doch die Anzahl der Gewalttaten unter Kindern steigt. Anfang April gab es auch in Schwerte eine brutale Prügelattacke: Ein Junge schlug auf ein anderes Kind ein. Für Fatma Türüt der Anlass, tätig zu werden. Sie möchte nicht mehr passiv bleiben.
Petition zur Strafmündigkeit
Online hat sie bereits eine Petition gestartet, das „analoge“ Stimmensammeln auf Papier wird in etwa einer Woche losgehen (voraussichtlich ab dem 8. Mai). Unterschriftenlisten möchte Fatma Türüt unter anderem in Schwerte, Bochum, Dortmund und Köln auslegen. Als Petitionsstarterin steht dort Fatima Karadeniz. Sie ist eine Mitstreiterin von Fatma Türüt.
Der Titel der Petition lautet: „Stoppt die Gewalt bei Kindern/Jugendlichen“. Damit möchte die Schwerterin, die selbst Mutter ist, erreichen, dass die Altersgrenze für die Strafmündigkeit in Deutschland von 14 auf zehn Jahre gesenkt wird.
Das soll Kinder abschrecken, gewalttätig zu werden. Fatma Türüt möchte aber keine pauschale Bestrafung erreichen. „Bei Kindern muss die Bestrafung besonders individuell und gemessen am Schweregrad der Tat ausfallen“, sagt sie. Das sei dann aber die Aufgabe der Politik.
Insgesamt 50.000 Unterschriften benötigt Fatma Türüt, damit sich die Politik mit ihrer Petition beschäftigt. Sobald sie die gesammelt hat, möchte sie die Listen beim Petitions-Ausschuss des Bundestages einreichen.
„Könnte auch Frankfurt Hauptbahnhof sein“
Für Fatma Türüt ist das Absenken der Altersgrenzen zur Strafmündigkeit längst überfällig. „Beim Familiengericht dürfen Kinder ab zwölf Jahren entscheiden, bei welchem Elternteil sie leben wollen, aber bei Gewalttaten bleiben sie bis 14 Jahren straffrei. Das kann doch nicht sein.“
Ab kommender Wochen sollen in verschiedenen Schwerter Geschäften Unterschriftenlisten auslegen. Plakate und Flyer werden aushängen und auf die Petition hinweisen. Für dieses Material muss Fatma Türüt keinen Cent bezahlen. Denn mit der Druckerei Bonacker in Westhofen habe sie einen passenden Sponsor gefunden, sagt sie.
Bis wann sie die nötigen Unterschriften gesammelt hat, kann Fatma Türüt noch nicht absehen, doch insgeheim peilt sie den August als Ende der Aktion an. Dann muss sie die Namenslisten wieder einsammeln und nach Berlin bringen.
Einen Erfolg traue sie sich zu, weil sie bisher viel Zuspruch erfahre, so die Schwerter Mutter. Vor allem andere Mütter unterstützen ihr Anliegen. Schwerte scheine zwar eine ruhige Stadt zu sein, so Fatma Türüt über die Erfahrungen der Menschen, mit denen sie spricht. „Doch wenn man von den Gewalterfahrungen der Kinder und Jugendlichen hier hört, könnte es hier auch Frankfurt Hauptbahnhof sein.“
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