„Kind totgefahren“: Schock-Anrufer versetzen Senioren in Schrecken
Kriminalität in Schwerte
Der Herzinfarkt war nahe. Doch das war der Betrügerin egal, als sie das Schwerter Senioren-Paar mit ihrem Schock-Anruf attackierte. Mittlerweile gibt es eine neue Masche per WhatsApp-Text.

Vor der neuen Betrugsmasche per WhatsApp warnt die Kreis-Polizei Unna mit einem Erklärvideo in ihrem Internet-Auftritt. © Reinhard Schmitz
Das Herz raste, der Blutdruck erreichte bedrohliche Werte. Das ältere Ehepaar ließ sich kaum beruhigen, so sehr hatte der Anruf es aufgeschreckt. Es war am Donnerstagmorgen (3.3.) als das Telefon in ihrem Haus am grünen Stadtrand von Schwerte klingelte.
Völlig aufgelöst, meldete sich eine Frauenstimme, die kaum erkennbare Worte stammelte. „Bist du es, ...?“, fragten die bestürzten Senioren und verrieten den Namen ihrer Tochter. Die Falle schnappte zu.
Angeblich hat die Tochter bei einem Unfall ein Kind totgefahren
Perfide ins Vertrauen geschlichen, schluchzte die Betrügerin ihre perfekt einstudierte Legende vor. Sie habe einen schlimmen Verkehrsunfall verursacht, bei dem ein Kind ums Leben gekommen sei. Die Mutter sei schwerstverletzt im Krankenhaus und liege im Sterben.
Als die aufgeregten Senioren richtig „weichgekocht“ waren, schaltete sich eine angebliche Polizistin ein. „Beruhigen Sie sich erstmal“, sagte sie scheinbar mitfühlend, um dann zum Kern der Sache zu kommen: Nur durch Zahlung einer Kaution könne der verhafteten Tochter die Gefängniszelle erspart werden.
Schockanrufer nehmen Herzinfarktgefahr bei Opfern in Kauf
Obwohl vor Sorge außer sich, wurde der Senior an dieser Stelle doch etwas misstrauisch. Er hatte schon einmal erlebt, wie „falsche Polizisten“ bei ihm angerufen hatten, um ihn nach Wertgegenständen im Haus auszufragen, weil angeblich eine Einbrecherbande in der Nachbarschaft ihr Unwesen treibe.
Auf diesen Trick war er damals nicht hereingefallen. Auch diesmal rief er glücklicherweise erstmal seine anderen Kinder an, die das Geschehen aufklärten. Die Angst vor den gesundheitlichen Gefahren durch den Schockanruf bei ihren Eltern konnte das aber so schnell nicht nehmen.
Die Polizei kassiert keine Kautionen zur Haftverschonung
Die Betrüger feilen ihre Maschen immer mehr aus. Polizei-Pressesprecherin Vera Howanietz kennt viele ihrer Tricks. Mal seien es falsche Polizisten, die beispielsweise Geld oder Wertsachen abholen wollen. Mal locke man mit falschen Gewinnversprechen oder berichte von einem angeblichen Unfall, um die Opfer zu manipulieren.
Doch eine Kaution gibt es nur in amerikanischen Filmen. „Jemanden auszulösen gegen Zahlung einer Geldsumme gibt das Gesetz gar nicht vor bei der Polizei“, betont die Sprecherin. Wenn jemand am Telefon Geld verlange, solle man sofort Angehörige anrufen – vielleicht auch schon parallel zu dem Gespräch.
Neuerdings sind die Betrugsversuche auch schon in den Messengerdienst WhatsApp ausgeweitet worden, wie die Polizeisprecherin warnt. Dort schicken Betrüger plötzlich Textnachrichten wie „Hallo Mama, ich bin’s.“ Die geben sich als der Sohn aus, der angeblich eine neue Telefonnummer habe, aber im Moment nicht telefonieren könne. Dann wird um Geld gebeten und eine Kontonummer geschickt. Wer darauf überweist, ist sein Geld los auf Nimmerwiedersehen.