Berichte vom Krieg – und der Wunsch nach Frieden Berührendes Konzert in St. Viktor

Berichte vom Krieg: Und der Wunsch nach Frieden
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Ewigen Frieden wünschten den Zuhörern die Mitwirkenden eines Konzertes zum Ende des Kirchenjahres. Für dessen diesjährige Konzertreihe hatte sich das Stuttgarter Männersextett „Varietas Cantandi“ um einige Gäste verstärkt: Als „Vocibus Novis“ stellten sich nun sechs Damen und acht Herren in St. Viktor unter die Leitung von Johann-Ardin Lilienthal. Begleitet wurden sie von Kantorin Clara Ernst am Cembalo und dem jungen Kontrabassisten Matthias Dennecke.

Nachruf auf die allerschönste Stadt

Anlässe zu diesem Wunsch gibt es bekanntlich reichlich, doch griffen die Sänger aus Stuttgart, Berlin, Dresden und Braunschweig zunächst auf eine Motette zurück, mit der Rudolf Mauersberger seine Eindrücke aus Dresden nach der Bombardierung Dresdens 1945 in Töne setzte.

Langsam, moll-tönend setzten sie zum Trauergesang, einem Nachruf auf die allerschönste Stadt, ein. Die in allen Lagen kraftvollen Stimmen überrollten einander, ausdrucksstark, voll empathischer Würde, bei diesem a-Cappella-Gesang. „Warum?“ war die große Frage, heute aktueller denn je.

Clara Ernst, Kantorin der Marktkirche St. Viktor, begleitete nicht nur das Vokalensemble „Vocibus Novis“ am Cembalo, sondern steuerte auch eine Reihe von Solostücken auf diesem Instrument bei.
Clara Ernst, Kantorin der Marktkirche St. Viktor, begleitete nicht nur das Vokalensemble „Vocibus Novis“ am Cembalo, sondern steuerte auch eine Reihe von Solostücken auf diesem Instrument bei. © Martin Schreckenschläger

Musik des Frühbarocks schloss sich an, ein dreiteiliges Werk von Heinrich Schütz, einhundert Jahre vor Bach geboren. Dem Dresdner Hofkapellmeister. Mitten im Dreißigjährigen Krieg entstanden diese „Musikalischen Exequien“, beginnend mit einem „Concert in Form einer teutschen Begräbnismissa“.

Kurze Rezitative wechselten einander ab mit Solo-Partien von Stimmen und Stimmgruppen, fugenhaften Tutti-Passagen, diesmal begleitet von den beiden Instrumentalisten. Eine der Damen gesellte sich als Kontraalt den Männerstimmen zu.

„Lied des Simeon“

Den zweiten Teil, eine Motette, stellte die Sängerschar unbegleitet als Raumklang vor, bezog in zwei opponierenden Gruppen an den Seitenwänden des Kirchenschiffes Stellung. Lilienthal dirigierte vom Mittelgang aus.

Auch für das von ewigem Frieden kündende „Lied des Simeon“ teilte sich der Chor in zwei Gruppen: den Hauptchor vor den Altarstufen und ein Trio auf der Treppe zum Anbau des Gemeindezentrums, gegen einander gesetzt und miteinander verwoben.

Stereo war das Vokalensemble „Vocibus Novis“ in St. Viktor zu erleben: Zwei Gruppen an den Wänden des Kirchenschiffes umrahmten das Publikum, aus dessen Mitte heraus Johann-Ardin Lilienthal dirigierte.
Stereo war das Vokalensemble „Vocibus Novis“ in St. Viktor zu erleben: Zwei Gruppen an den Wänden des Kirchenschiffes umrahmten das Publikum, aus dessen Mitte heraus Johann-Ardin Lilienthal dirigierte. © Martin Schreckenschläger

Umrahmt und abgesetzt wurden die Teile des Werkes durch Interludien von Clara Ernst am Cembalo. Ausgewählt hatte sie Werke von Salzburger, Erfurter und Italienischen Komponisten des 18. Jahrhunderts, deren Wirkung nicht immer die Klangvorstellungen von jener Zeit widerspiegelten.

So erinnerte etwa Häßlers Sonate eher an ein balladenhaftes französisches Chanson und Graziolis Aria an Filmmusik der 60er-Jahre – und das bei Interpretation auf einem Kielflügel.

Stereo-Effekt

Für Bachs „Komme, Jesu, komm!“, einem nun Hoffnung schöpfenden Werk, formierte sich der Chor neu, umrahmten die Damen nun die Männerstimmen. Einem munteren ersten Teil folgte ein langsamer, führte zum „wahren Weg zum Leben“.

Herzlichen Applaus dankten die Künstler mit einer koloraturreichen Reprise der Schütz-Motette, diesmal von vorn ohne Stereo-Effekt. Tolle Stimmen und eine berührende Musik.

So geht es weiter:

  • Zu besinnlichen Momenten mit „Piano & Poesie“ laden Clara Ernst und Pfarrer Tom Damm in die von Kerzenlicht erhellte Marktkirche ein.
  • St. Viktor, Am Markt 1, Dienstag, 20. Dezember, Beginn 17 Uhr. Weitere Informationen gibt es im Internet: evangelische-kirche-schwerte.de

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