Bahnhof Schwerte seit Monaten eingerüstet Warum beginnen die Dacharbeiten nicht?

Bahnhof seit Monaten eingerüstet: Tauben verzögern die Dacharbeiten
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Als die eisernen Stangen und Streben vor der Fassade aufgebaut wurden, konnte man noch gut mit kurzer Hose vom Zug zu den benachbarten Bushaltestellen oder auch weiter in die Stadt spazieren. Seit gut einem Vierteljahr ist der Bahnhof Schwerte bis auf die Höhe des Uhrentürmchens hinauf eingerüstet.

Verändert hat sich hinter der aufwendigen Konstruktion seitdem scheinbar gar nichts. Anwohner schwören Stein und Bein, dass sie noch nie einen Bauarbeiter auf den Treppen und Bohlen gesehen hätten. Denn was bislang passiert ist, war von außen eher unsichtbar.

Tauben verdreckten Dachboden

Tauben waren der Grund für die Verzögerung, wie ein Bahnsprecher (Düsseldorf) auf Anfrage mitteilt. Sie hätten sich auf dem Dachboden eingenistet, nachdem sich im nördlichen Teil des modernisierungsbedürftigen Dachs, der vor allem betroffen ist, Pfannen gelockert hätten. Einige davon seien auch in den Dachboden hineingefallen.

Die so entstandenen Löcher nutzten die Vögel als Durchschlupf und machten sich im Inneren des Gebäudes breit. „Sie müssen ausgesiedelt werden“, erklärt der Sprecher. Anschließend sei eine Komplettreinigung des Dachbodens nötig, bevor mit den eigentlichen Arbeiten begonnen werden könne.

Dach Schwerter Bahnhof
Modernisierungsbedürftig ist das Dach des Schwerter Bahnhofs. Die Pfannen weisen schon viele Flickstellen auf. © Reinhard Schmitz

Vor drei Monaten sei man mit einem Dachdecker durch das Gebäude gegangen, um die Maßnahme abzusprechen, so der Bahnsprecher weiter: „Voraussichtlich Ende nächster Woche oder in der übernächsten Woche werden die Arbeiten beginnen (Anfang/Mitte Dezember, Anm. d. Red.).“

Dabei würden Stützen in das Dach gesetzt, um anschließend die Reinigung vorzunehmen und die Löcher in der Eindeckung zu verschließen. Auch ein Statiker sei hinzugezogen worden. Ein weiterer Sachverständiger habe empfohlen, das Empfangsgebäude für die Dauer der Arbeiten einzurüsten.

Alle Bombardements überstanden

Es soll also nicht mehr lange dauern, bis die Nachbarn und auch Passanten tatsächlich Arbeiter auf dem Baugerüst und auf dem Dach des historischen Gebäudes herumwuseln sehen, das bei genauem Hinschauen etliche Flickstellen aus früheren Zeiten offenbart.

Im Jahr 1904 wurde der repräsentative Bahnhof als eine Visitenkarte der Stadt errichtet. Er überstand die Bombardements des Zweiten Weltkriegs, bei denen das nahe Nickelwerk und der Güterbahnhof schwer getroffen wurden. Auch das benachbarte Casino der Nickelwerke und die Villa der Fabrikantenfamilie Möhling (heute ist das Grundstück bekannt als Looksche Wiese) wurden damals zerstört.

Bahnhof Schwerte
Bäume und Büsche waren noch grün, als das Empfangsgebäude des Bahnhofs im Spätsommer eingerüstet wurde. Äußerlich ist seitdem wenig passiert. © Reinhard Schmitz (A)

Die Stadt Schwerte hat das Bahnhofsgebäude in ihre Denkmalliste aufgenommen. Im Jahre 2016 wurde es schon einmal eingerüstet, weil die Fassade neue Farbe erhalten sollte. Drei Jahre zuvor war der mächtige steinerne Adler über dem Eingangsportal fachgerecht gesäubert und imprägniert worden, um das Material vor dem Zerbröckeln zu schützen.

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