
© Reinhard Schmitz
Askania wegen Inventur geschlossen – aber viel zu zählen gibt es nicht
Einkaufen in Schwerte
Vor verschlossenen Türen stehen Kunden bei Askania an der Wilhelmstraße. Erst im Sommer war die Kette von einem Investor übernommen worden. Jetzt gibt es wieder einen Insolvenzverwalter.
Seit Tagen verkündet ein Zettel hinter der gläsernen Eingangstür „Wegen Inventur geschlossen“. Doch so viel zu zählen gibt es gar nicht in der Askania-Filiale an der Wilhelmstraße.
Durch die Schaufensterscheiben fällt der Blick auf die Regalreihen, die so gut wie leergefegt sind. Noch einmal mit Schreibwaren-Artikeln und dem übrigen Sortiment bestückt werden sie auch nie wieder.
Der Vermieter hat Askania die Kündigung geschickt
Das Geschäft in Schwerte sei geschlossen, bestätigt Dr. Immo Hamer von Valtier (Hannover). Der Rechtsanwalt ist vom Amtsgericht Hameln zum Konkursverwalter für die Firma cm.supplies GmbH bestellt worden, die erst im Juni die Recklinghäuser Askania-Kette mit damals 22 Filialen aus einer Insolvenz übernommen hatte.
Für Schwerte habe man – wie an einigen anderen Standorten auch – eine Kündigung vom Vermieter erhalten. „Das Mietverhältnis ist zum 15. Dezember gekündigt“, erklärt Dr. Immo Hamer von Valtier. Es habe zwei offene Monatsmieten gegeben, aber auch Gegenansprüche.

„Wegen Inventur geschlossen“ lässt ein Zettel am Eingang die Kunden des Askania-Markts an der Wilhelmstraße 34 wissen. Am Parkplatz-Kassenautomat im Foyer dahinter klebt ein Schild „Defekt“. © Reinhard Schmitz
Die Kündigung für die Verkaufsräume in Schwerte – so der Rechtsanwalt weiter – sei schon im November geschehen, bevor er selbst zum Insolvenzverwalter eingesetzt worden sei: „Die Geschäftsführung hatte beschlossen, das zu schließen.“ Und was schon vor seinem Amtsantritt in der Abwicklung gewesen sei, könne er nur so hinnehmen.
Die Reste der Ware würden soweit möglich in andere Filialen gebracht, auf die auch die Mitarbeiter verteilt würden. Entlassungen habe es nur bei Minijobs gegeben und in Fällen, wo Verträge ausliefen. Bei einer Betriebsversammlung seien alle Beschäftigten informiert worden.
Die Filiale im Rodenberg-Center Aplerbeck ist weiter normal geöffnet
Aktuell seien in der Kette 130 Mitarbeiter beschäftigt, sagt Dr. Immo Hamer von Valtier. Es müsse noch 16 Filialen geben, die nicht vom Vermieter gekündigt seien. Schwerter Askania-Kunden können so beispielsweise jetzt nach Dortmund-Aplerbeck ins Rodenberg-Center fahren. Dort sei alles offen und ungekündigt: „Da läuft der Verkauf ganz normal weiter.“

Die Schranken sind oben am Askania-Parkplatz an der Wilhelmstraße. Deutlich wird auf die Schließungszeiten hingewiesen. © Reinhard Schmitz
Ziel des Insolvenzverwalters ist es jetzt, das Verfahren zum 1. Februar 2022 zu eröffnen und „so viel wie möglich zu erhalten“. Es gebe auch schon Gespräche mit Interessenten für eine sogenannte „übertragende Sanierung“. Dr. Immo Hamer von Valtier zeigt sich zuversichtlich, auf diese Weise einen Großteil des Unternehmens retten zu können. Bis dahin werde man die Zeit nutzen, um es zu stabilisieren.
Investor hatte nicht genug Ware bekommen
Das Konzept, das cm.supplies für Askania entwickelte, sei eigentlich stimmig gewesen, betont der Rechtsanwalt. Dass die Kette jetzt trotzdem erneut wirtschaftlich ins Schlingern geriet, habe seiner Ansicht nach zwei Gründe. Einer davon: „Sie haben ein Problem mit den Waren bekommen, die man sich hat zusichern lassen.“
Es sei nur so viel gekommen, dass vier Läden bestückt werden konnten. Dann sei nichts mehr nachgeliefert worden. Ob wegen Schwierigkeiten bei der Produktion oder auch wegen plötzlich aufkeimender Ängste, darüber kann man nur rätseln.
Um die anderen Fachmarkt-Geschäfte für Schreibwarenartikel aufzufüllen habe man in der Not teilweise andere Waren hineingenommen, berichtet Dr. Immo Hamer von Valtier: „Das passte nicht.“ Dazu kam dann als zweites Problem die nächste Corona-Welle und die Omikron-Variante des Virus, die viele Kunden vom Ladenbesuch abhielten – mit gravierenden Folgen für die Wirtschaftlichkeit: „Der Tagesumsatz ist unter die Fixkosten gesunken.“ Zunächst habe die Geschäftsführung noch versucht, mit Rabatten entgegenzusteuern – vergeblich.
Insolvenzverwalter: „Man kann keine Vorwürfe machen“
Die Übernahme durch cm.supplies wertet der Anwalt als einen „Versuch, der in unglücklicher Zeit gekommen ist“. Externe Einflüsse hätten dazu geführt, dass das Unternehmen wieder in Schieflage geraten sein: „Man kann keine Vorwürfe machen.“ Die Zeit habe auch nicht gereicht, um Reserven aufzubauen.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
