Anke Willnat kandidiert für die Linke bei der Landtagswahl 2022 in NRW.

© Heiko Mühlbauer

Anke Willnat (Linke): Von der Musik-Bühne auf die politische Bühne

rnLandtagswahl 2022

Die Kandidatin der Linken haben viele Menschen im Wahlkreis schon mal gesehen. Auf der Bühne – aber nicht auf der politischen Bühne. Dort will Anke Willnat für mehr Gerechtigkeit kämpfen.

Kreis Unna

, 29.04.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Kandidatenbesuch bei der Landtagskandidatin der Linken führt in die Ökosiedlung hinter dem Elsebad, im Grünen unweit des Beginenhofs. Wer das rote Holzhaus betritt, sieht schnell das Schild: Kultur ist auch systemrelevant. Ein altes Klavier steht im Wohnzimmer.

Anke Willnat (46) haben viele Menschen zumindest in Schwerte bestimmt schon einmal gesehen. Allerdings nicht in ihrer Funktion als Landtagskandidatin. Denn die Plakate mit ihrem Konterfei hängen noch gar nicht im Wahlkreis. Anke Willnat ist Sängerin. Eventsängerin steht bei „Google Maps“, wenn man ihre Adresse eingibt. Doch außer dieser Solo-Tätigkeit spielt sie auch in zahlreichen Bands. Oft bei Stadtfesten. Im Herbst ist sie auf dem Pannekaukenfest in Schwerte mit der Band Soundpark zu sehen und zu hören.

Nicht über die Landesliste abgesichert

Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dort im Herbst als neues Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags auftritt, ist gering. Über die Landesliste ist sie nicht abgesichert. Sie will als Direktkandidatin für Die Linke Stimmen sammeln. Kein einfacher Job in diesen Tagen. Aber Anke Willnat ist zuversichtlich: „Wir haben gute Kandidatinnen“, sagt sie.

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Wie kommt jemand von der Musik zur Politik? „Seit meiner Jugend war ich links unterwegs“, erzählt sie. Das war mehr eine soziale Lebenseinstellung als eine politische Idee. Doch dann begann sie, Soziale Arbeit zu studieren. Da landet man schnell bei Themen, die man nur strukturell ändern kann.

2018 im Frauenhaus gearbeitet

2018 arbeitete sie in einem Frauenhaus. „Da habe ich zum ersten Mal erfahren, wie schwierig die Rahmenbedingungen sind, wie schwierig es einem gemacht wird, gute Arbeit zu leisten. Also nicht, dass dort jetzt keine gute Arbeit gemacht würde, aber eben unter schwierigen Bedingungen.“ Und die könne man nur politisch ändern.

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Im Studium lernte sie Rebekka Kämpfe kennen. Die tritt für Die Linke im Wahlkreis Unna II an und besetzt Platz 7 auf der Landesliste. Und als ehemalige Bundestagskandidatin hat sie auch schon politische Erfahrung. Kämpfe brachte Willnat die Parteiarbeit näher und schließlich auch das Parteibuch.

Die meisten Überschneidungen mit der Linken

Warum gerade Die Linke und warum gerade jetzt? Das Erste ist einfach zu beantworten: Es gibt zwar mit den meisten Parteien immer mal Überschneidungen, wenn man deren Programme mit den eigenen Ansichten abgleicht. „Aber die meisten gab es bei mir mit der Linken.“

Anke Willnat (Die Linke) kandidiert bei der Landtagswahl 2022.

Anke Willnat will sich für mehr Gerechtigkeit einsetzen, unter anderem zwischen den Geschlechtern und in der Bildung. © Heiko Mühklbauer

Und was ist mit Linken wie der Spitzenpolitikern Sahra Wagenknecht? Da wird die Kandidatin dann schon vorsichtiger. Manche Dinge in Parteien seien eben schwierig, sagt sie, fügt dann aber an, dass Wagenknecht für die Partei auch einiges geleistet habe. Und generell müsse man auch mal extreme Ziele formulieren, wenn man langfristig und grundsätzlich etwas ändern wolle.

„Ich kämpfe für Geschlechter- und Bildungsgerechtigkeit“

Und ändern will sie etwas: „Mir geht es um Gerechtigkeit. Ich will die soziale Ungerechtigkeit ändern und kämpfe auch für Geschlechter- und Bildungsgerechtigkeit.“ Und das hänge ja am Ende alles zusammen. Wenn nicht alle die gleichen Bildungschancen hätten, wirke sich das später aus.

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Mittlerweile werde Armut ja auch in Schwerte sichtbar. „Als ich vor 18 Jahren hierhin gezogen bin, war das in Schwerte noch nicht so sichtbar.“ In ihrer Geburtsstadt Essen gab es schon lange Gegenden, wo man auf offensichtlich arme Menschen wie Obdachlose traf. In der Dortmunder Nordstadt, wo sie zwischenzeitlich wohnte, auch. In Schwerte sei da noch heile Welt gewesen. Da seien Themen wie Obdachlosigkeit im Stadtbild noch gar nicht sichtbar gewesen. Das habe sich geändert. Und das sei ein Indiz, dass sich auch die heile Welt der Ruhrstadt wie die gesamte Gesellschaft verändert.

Selbstständige Musikerin und Mediengestalterin

Beruflich machte Anke Willnat zunächst eine Ausbildung zur Mediengestalterin. In diesem Job arbeitete sie auch eine Weile, bis sie eine Familie gründete. Parallel war da immer die Musik. Meist in Teilzeit. Als sie 2016 begann, Soziale Arbeit zu studieren, bestritt sie den Lebensunterhalt als selbstständige Musikerin.

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Hochzeiten, Firmenfeiern, Events, Geburtstage und Volksfeste boten ausreichend Möglichkeiten. Seit Corona arbeite sie auch in einem sozialen Job. Doch die Anfragen dieses Frühlings stimmen sie wieder leicht hoffnungsvoll, dass auch Musik wieder ein wichtiger Teil ihrer Arbeit werden wird.

Knappe Personaldecke bei den Linken

Zunächst ist aber noch der Wahlkampf zu absolvieren. Ein Problem ist die knappe Personaldecke bei den Linken. Im Wahlkreis gibt es nicht so viele aktive Mitglieder. Aktuell arbeitet Willnat in der Offenen Ganztagsgrundschule in Villigst, ein Job, der bis in die Nachmittagsstunden dauert. Als Alleinerziehende mit zwei Kindern und einem Hund muss sie den Wahlkampf streng durchstrukturieren. Podiumsdiskussionen, Plakate aufhängen, Wahlkampfstände, das erfordert einiges an Organisationstalent und Durchhaltevermögen. Aber bis zum 15. Mai ist es ja auch nicht mehr lange hin.