
© Reinhard Schmitz
Trittbrettfahrer klauen Altkleidersäcke: Pfadfinder trotzdem zufrieden
Altkleidersammlung
Es ist schon dreist. Um Gas und Strom für ihr Jugendheim bezahlen zu können, sammelten die Pfadfinder Altkleider und Altpapier. Doch Trittbrettfahrer bedienten sich einfach an den Spenden.
Was ein richtiger Pfadfinder ist, der lässt sich so schnell nicht entmutigen. Auch nicht von den Schneemassen, die ausgerechnet in der Nacht zu dem Tag vom Himmel fielen, für den der Stamm Schwerte zur großen Altkleider- und Altpapiersammlung aufgerufen hatte.
Die nötigen Klein-Lkw waren schon von befreundeten Firmen zur Verfügung gestellt, die Riesencontainer für den Transport zum Verwerter aufgebaut. Und auch die Helfer kamen natürlich wie verabredet am Samstagmorgen (2.4.) in großer Zahl zum Sammelplatz auf dem Parkplatz des früheren Freizeit-Allwetterbads am Schützenhof. Über den Tag verteilt, beteiligten sich an die 60 Freiwillige.
Pfadfinder sammelten fleißig
„Wir sind zufrieden. Es war eine total schöne Sammlung“, zog der Vorsitzende Alexander Lategahn anschließend Bilanz. „Das Wichtigste ist, dass keiner zu Schaden gekommen ist.“ Trotz der widrigen Witterungsverhältnisse waren die Fahrzeuge bis in die Abendstunden unterwegs, um die Spenden in den Straßen einzusammeln.
Smiley-Buttons auf dem Stadtplan am Umschlagplatz markierten die Bezirke, die nach und nach abgearbeitet waren. Bisweilen standen dort nicht nur Kartons voller Altpapier und säckeweise Altkleider bereit. Einige Spender kamen auch vor die Tür, um den Jugendlichen zusätzlich noch ein paar Süßigkeiten in die Hände zu drücken. Die wurden am Sammelplatz auch noch mit Linsensuppe und Getränken belohnt.

Vom Wintereinbruch im April ließen sich die Pfadfinder bei ihrer Altkleider- und Altpapiersammlung nicht stoppen. Hier ist einer der Sammel-Lkw auf der Ostberger Straße unterwegs. © Reinhard Schmitz
Viele Schwerter waren froh, dass nach der langen Corona-Pause nach dem Neustart im vergangenen Herbst endlich wieder die zweite Altkleidersammlung der Pfadfinder stattfand. Der Aktionskreis Pater Beda, mit dem sie sich früher im Halbjahres-Rhythmus abwechselten, hat ja seine Sammlungen für immer eingestellt.
Offensichtlich waren Trittbrettfahrer unterwegs
Am Ende waren sieben Großcontainer am Schützenhof gefüllt: drei 33-Kubikmeter-Behälter mit Textilien und vier 25-Kubikmeter-Behälter mit Altpapier. Es hätte noch mehr sein können, wenn nicht Trittbrettfahrer in der Stadt unterwegs gewesen wären.
Wie Alexander Lategahn berichtet wurde, hatten die offensichtlich Wind gerochen von der Aktion und sich an den eigentlich für die Pfadfinder an den Straßenrand gestellten Spenden bedient.

Für die Verpflegung ihrer Helfer hatten die Pfadfinder am Sammelplatz am ehemaligen Spaßbad mit Linsensuppe gesorgt. Die Smileys auf dem Stadtplan markierten die Straßenzüge, wo die Lkw die Spendensäcke und -kartons schon abgeholt hatten. © Reinhard Schmitz
Trotzdem hoffen die Pfadfinder, dass mit dem Verkaufserlös der Unterhalt ihres Jugendheims an der Emil-Rohrmann-Straße zumindest für die erste Jahreshälfte gedeckt ist – wenn die Preise für Gas, Strom, Wasser und Internet nicht noch weiter explodieren.
Außerdem müssen Reparaturen an dem Treffpunkt bezahlt werden, der Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens von rund 120 Mitgliedern ist. Kürzlich wurden beispielsweise auch Lärm-Dämmplatten in den großen Raum eingebaut, um den Stresspegel zu senken. Die nächste Sammelaktion für Altkleider und Altpapier planen die Pfadfinder schon für den 10. September.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
