
© Reinhard Schmitz (A)
Recycling-Pionier gibt auf: Pater Beda stellt Altkleider-Sammlung ein
Nach 50 Jahren
Nach der Corona-Pause steht für Samstag (11.12.) wieder eine Altkleider-Sammlung des Aktionskreises Pater Beda im Abfallkalender. Doch sie fällt aus. Die Hilfe für Hilfe geht neue Wege.
Das Entrümpeln war so bequem – und ohne schlechtes Gewissen. Ganz im Gegenteil: Man konnte Gutes tun, wenn man die Säcke mit ausgedienten Textilien einfach vor die Haustür stellte. „Pater Beda“ – so der allseits bekannte Name für die Helfer des 2015 gestorbenen Franziskanermönchs – holte sie ab, um mit dem Verkauf eine Vielzahl sozialer Projekte in Brasilien zu finanzieren.
Dasselbe passierte mit ausgedienten Zeitungen, Prospekten und anderem Papier, die man ebenfalls für die Sammlung auf dem Bürgersteig aufstapeln konnte.
Die Pater-Beda-Sammlungen in Schwerte werden eingestellt
Mehr als 50 Jahre lang war das so, bis 2020 die Corona-Krise alles jäh stoppte. Zwar taucht in diesem Jahr für Samstag (11.12.) wieder eine Pater-Beda-Sammlung im Abfallkalender der Stadt auf, doch jetzt steht fest: Sie findet nicht statt – und wird auch nie mehr nachgeholt.
„Wir stellen die Sammlungen in Schwerte ein“, erklärt Udo Lohoff, Geschäftsführer des Aktionskreises Pater Beda: „Die Umstände zwangen uns, diese Entscheidung zu treffen.“ Den Ausschlag gegeben hätten die immer noch nicht überstandene Corona-Zeit, die die Umsetzung einer so großen Aktion schwierig mache, und gesundheitliche Gründe bei Cheforganisator Eberhard Vickermann (78).

Da sprach noch keiner von Recycling: Vor mehr als 50 Jahren hat der Aktionskreis Pater Beda seine regelmäßigen Altpapier- und Altkleidersammlungen in der Stadt gestartet und bis zur Corona-Krise zweimal jährlich durchgeführt. © Bernd Paulitschke (A)
Eberhard Vickermann, ein Bruder von Pater Beda, war von der ersten Stunde an das Herz und der Motor der Altmaterial-Aktionen in Schwerte gewesen. Auf seiner legendären Papierrolle, die bis auf eine Länge von zwölf Metern anwuchs, notierte er jeden Schritt und jeden Ansprechpartner – von den ehrenamtlichen Helfern bis zu den Firmen, die ihre Klein-Lkw zur Verfügung stellten.
Vom Verteilen der Handzettel in die Briefkästen bis zur Notrufnummer, bei der versehentlich liegengebliebene Spenden gemeldet werden konnten. Für dieses Engagement wurde der Ergster mit der Stadtmedaille und der Pannekaukenfrau der Nachbarschaften ausgezeichnet.
Beim Start vor über 50 Jahren sprach niemand von Recycling
Auch Udo Lohoff möchte Eberhard Vickermann und seinem Team ausdrücklich danken. Sie sammelten nicht nur in ganz Schwerte, sondern auch in Hagen-Garenfeld und Dortmund-Lichtendorf.
Bei insgesamt 103 Aktionen kam bis Dezember 2019 soviel Altpapier für den sozialen Zweck zusammen, dass es einen Zug mit 420 Großraum-Güterwaggons gefüllt hätte. Für den Abtransport aller Altkleider wären 300 große 40-Tonner-Sattelzüge nötig gewesen.

Auf bis zu zwölf Meter Länge wuchsen die Papierrollen, auf denen Cheforganisator Eberhard Vickermann jeden Schritt und jeder Aufgabe der Altmaterialsammlungen notierte und abhakte. © Reinhard Schmitz (A)
„Als es anfing, gab es das Wort Recycling noch nicht mal“, erklärt Udo Lohoff. Die Idee hatten Jugendliche gehabt, mit denen Pater Beda auf einem Heimatbesuch durchs Lennetal gefahren war. Dort war ihr Blick auf Altpapierstapel vor einer Papierfabrik gefallen: „Das könnten wir auch machen.“
Das Modell, das Eberhard Vickermann in Schwerte dazu entwickelte, fand Nachahmer im ganzen Sauer-, Münster- und Oldenburger Land. Doch dort sind die Lkw ebenfalls inzwischen längst nicht mehr überall im Auftrag von Pater Beda unterwegs. „Wir haben auch in anderen Städten die Sammlungen eingestellt“, sagt Udo Lohoff.
Arbeitskreis finanziert seine Projekte zunehmend mit Geldspenden
Als Ersatz hat der Aktionskreis an manchen Orten Sammelcontainer aufgestellt. 300 bis 400 seien es insgesamt, rechnet der Geschäftsführer vor. Für Schwerte sei das aber nicht geplant. Da könne er nur auf die Container der Kolpingfamilie und der kreiseigenen Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft (GWA) verweisen.

Auf die Altkleider-Container der Kolpingfamilie oder der GWA muss der Geschäftsführer des Aktionskreises Pater Beda die Schwerter künftig verweisen. Die eigenen Sammlungen müssen eingestellt werden. © Reinhard Schmitz
Ein Loch in die Kasse des Aktionskreises reißt der Verzicht auf die Sammel-Tradition nicht. „Wir haben nicht weniger Mittel“, berichtet Udo Lohoff. Die Arbeit habe sich nur ein Stück verlagert. Viele Unterstützer stellten Geldspenden zur Verfügung, mit denen sich in Brasilien Projekte umsetzen lassen, für die es Zuschüsse vom Entwicklungshilfe-Ministerium gibt. Das übernehme oft 75 Prozent der Kosten: „Auf diese Weise können wir jeden Spendeneuro vervierfachen.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
