
Mutter und Tochter am Testzentrum abgewiesen: „Ein bisschen Empathie kann man erwarten“
Coronavirus
Die 80-jährige Mutter von Gaby Pape wurde am Testzentrum am Markt abgewiesen, weil sie keinen Termin hatte. Der Krankenhausbesuch bei ihrem Mann fiel aus. Das Testzentrum hat eine Erklärung.
Für die Mutter von Gaby Pape kamen in diesen Tagen mehrere unglückliche Begebenheiten zusammen. Die 80-Jährige wollte ihren 85 Jahre alten Mann im Krankenhaus besuchen. Der ist gerade operiert worden und erholt sich im Marienkrankenhaus.
Um ihn besuchen zu können, braucht die geimpfte Seniorin einen aktuellen Test. Den lässt sie normalerweise im Testzentrum an der Bahnhofstraße machen. Doch nun hatte sie gerade ihre Tochter besucht, die in der Nähe des City-Zentrums wohnt.
Weder Smartphone noch Rechner
Da lag das Testzentrum am Markt von dem bundesweiten Anbieter „Corona-Testcenter“ praktisch auf dem Weg. Und die Zeit war zu knapp. Es war kurz vor 15 Uhr und dann schließt das Testzentrum an einem Sonntag.
Doch die Seniorin hatte keinen Termin. „Meine Mutter besitzt weder Smartphone noch Rechner“, erklärt Gaby Pape. Normalerweise macht Gaby Pape die Termine für ihre Mutter aus, doch diesmal war der Test ungeplant. Dass das ein Problem werden könnte, war beiden nicht klar.
Mutter und Tochter wurden abgewiesen
Doch es wurde zum Problem. Denn die Mitarbeiter des Testzentrums, „junge Leute“, meint Gaby Pape, hätten ihre Mutter abgewiesen. Kein Termin, kein Test. Gaby Pape sei mit dabei gewesen: „Ich habe so etwas noch nicht erlebt, das erlebt man doch überall, dass man sich auch ohne Termin testen lassen kann.“ Doch die Mitarbeiter hätten nicht mit sich reden lassen. Die Umstände, der Krankenhausbesuch, die knappe Zeit, das alles hätte man nicht gelten lassen.
Sarah Doll, Apothekerin in der Rathaus-Apotheke und Verantwortliche des Testzentrums am Markt, erklärt auf Nachfrage: „Grundsätzlich kann man zu uns auch ohne Termin kommen, nur kurz vor Schluss ist es schwierig. Bis das Ergebnis da ist, dauert es ja auch noch mal ein wenig, deswegen werden die Termine extra nur bis eine Viertelstunde vor Schluss vergeben.“
Frustriert verließ Pape mit ihrer Mutter das Testzentrum. „Das hat meine Mutter sehr mitgenommen“, sagt Gaby Pape. Denn damit fiel der Besuch im Krankenhaus an diesem Tag aus.
Besuch im Krankenhaus erst am Dienstag
Auch am nächsten Tag konnte die 80-Jährige nicht ins Krankenhaus, sie war krank. Erst am Dienstag besuchte die Senioren das Testzentrum an der Bahnhofstraße. Und aus Schaden klug geworden, hat sie nun für jeden zweiten Tag einen Termin.
Alles gut? Nein. Gaby Pape ärgert sich noch immer: „Eine Frau, die ihren Mann im Krankenhaus besuchen möchte, da kann man doch mal etwas Mitgefühl zeigen. Soviel Empathie kann man von erwachsenen Menschen erwarten.“
Testzentrum: „Man hätte ein Auge zudrücken können“
Sarah Doll jedenfalls habe absolutes Verständnis für den Unmut von Gaby Pape: „In diesem speziellen Fall tut es mir natürlich leid und ich kann das verstehen. Da hätte man vielleicht ein Auge zudrücken können.“ Man müsse jedoch auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen: „Irgendwann muss eben der Cut sein.“
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.

Kommt gebürtig aus dem beschaulichen Forchheim in Bayern, lebt aber mittlerweile seit über 20 Jahren glücklich im „Pott“. Nach der Bankausbildung in den Journalismus gewechselt und an der Ruhr-Uni Germanistik und Medienwissenschaft studiert. Hat eine besondere Leidenschaft für den Fußball, sei es auf dem realen oder auf dem virtuellen Rasen.