Ausflüge wie hier im Jahre 1977 mit einem Musikdampfer der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt gehören fest zum Programm des Ökumenischen Seniorenkreises. © Ökumenischer Seniorenkreis
Ökumenischer Seniorenkreis
50 Jahre Seniorenkreis: Für viele Frauen damals die einzige Möglichkeit, mal alleine wegzugehen
Raus aus der Einsamkeit. Dafür wurde vor 50 Jahren der Ökumenische Seniorenkreis gegründet. Frauen bot er auch andere Möglichkeiten. Heute ist es nicht mehr leicht, zu Veranstaltungen zu locken.
Man muss den Frauen schon etwas bieten. Der Ökumenische Seniorenkreis hat in der Freizeit längst kein Monopol mehr. „Manche Frauen sind heute in verschiedenen Gruppierungen“, sagt Christel Ibert (72), die die Gruppe gemeinsam mit Maria Tebroke (70) leitet: „Die gucken aufs Programm: Was ist interessant?“ Wenn das nicht stimmt, gehen sie in der Woche vielleicht lieber zur Arbeiterwohlfahrt.
Für Frauen die einzige Möglichkeit, mal alleine wegzugehen
Das war noch ganz anders, als der Ökumenische Seniorenkreis vor 50 Jahren gegründet wurde. „Für viele Frauen waren die Veranstaltungen damals die einzige Möglichkeit, mal alleine wegzugehen von der Familie“, weiß Christel Ibert.
In einem dicken Ordner hat sie die Chronik der Gruppe gesammelt. In der blauen Schreibmaschinenschrift aus dem Spiritus-Umdrucker ist die Einladung zum ersten Vorbereitungstreffen getippt.
Der damalige Museumsleiter Gerhard Hallen führte die Teilnehmer des Ökumenischen Seniorenkreises 1978 durch das Ruhrtalmuseum. © Ökumenischer Seniorenkreis
Die Idee, eine Stätte der Begegnung für ältere Menschen zu schaffen, war bei einem Ökumenischen Gottesdienst Anfang Juni 1971 in der Viktorkirche aufgekommen. Für Programm-Ideen starteten die Initiatoren um Marlies Wilkes, Margarete Göckmann und Pfarrer Walter Rattelsberger eine Umfrage.
Singen, Basteln und Tischspiele wurden genauso gewünscht wie Theaterbesuche, Dia-Berichte über Reisen und Vorträge zu Themen wie Rente oder Gesundheit. Darüber hinaus sollen natürlich auch gemeinsame Ausflüge nicht fehlen.
Teilnehmerliste des ersten Treffens 1971 nennt 25 Personen
Zum ersten Treffen am 5. November 1971 erschienen exakt 25 Personen, wie eine handschriftliche Teilnehmerliste belegt – sie erinnert ein wenig an die heutigen Corona-Kontaktlisten. Fotos zeigen die Altenkreis-Mitglieder der ersten Jahre bei fröhlichen Ausflügen zum Rhein, im Ruhrtalmuseum und beim Karneval.
Hoch her ging es immer bei den Karnevalsfeiern des Ökumenischen Seniorenkreises, hier bei einer Polonäse durch den großen Saal des Pfarrheims St. Marien. © Ökumenischer Seniorenkreis
Mehr als 100 Teilnehmer erschienen zur Weihnachtsfeier 1990 im Pfarrheim St. Marien. „Das waren die Zeiten, wo auch noch Ehepaare mit ihren Männern kamen“, sagt Christel Ibert. Die blieben später aus: „Jetzt sind wir ein reiner Frauenkreis.“
Auch der Titel „Ökumenischer Altenkreis fand Wege aus der Einsamkeit“, mit der ein Pressebericht zum 20-Jährigen im Jahre 1991 überschrieben ist, passt längst nicht mehr. „Die Frauen sind mobil, haben ein Auto“, berichtet Christel Ibert. Sie sind aktiv, haben vielseitige Kontakte.
Zu Einkehrtagen hatten die Frauen später keine Lust mehr
An ihre Vorlieben ist das Programm angepasst worden. Die großen Einkehrtage, die zu Anfang in der Katholischen Akademie und später im Pfarrheim stattfanden, sind Geschichte. Vom Morgen bis zum Abend dauerte die Veranstaltung, die immer unter einem religiösen Motto stand. „Die Frauen wollten nicht mehr so lange sitzen und sich konzentrieren“, erklärt Christel Ibert.
Karnevalistisch verkleidete sich das Leitungsteam (v.l.) Doris Kluge, Hildegard Schuster, Maria Tebroke, Margot Lotte und Christel Ibert im Jahr 2018. © Ökumenischer Seniorenkreis
Dafür gibt es anderes in der Chronik: Nachmittage mit dem Schwerter Moritatentrio, eine 3D-Fotoshow von Thomas Emde, Karneval und Besuche von Sternsingern und vom Nikolaus. Berater der Polizei warnten vor den Tricks von Betrügern. Und Ausflüge führten ein- bis zweimal im Jahr nach Schmallenberg, zu einer Planwagenfahrt oder an den Rhein. „Der letzte Ausflug vor Corona war zur Möhne“, berichtet Christel Ibert.
Christel Timmer hofft auf Jubiläumsfeier im November
Die Pandemie stoppte auch die regelmäßigen Treffen am 1. und 3. Montag im Monat im Pfarrheim St. Marien. Letztmalig fand eines am 2. März 2020 mit Bürgermeister Dimitrios Axourgos statt. Danach kam man nur noch zweimal auf Abstand zu Andachten in der Viktorkirche zusammen: im Oktober zum Erntedank und im Dezember zu Weihnachten.
Die Gründerinnen des Ökumenischen Seniorenkreises, Marlies Wilkes (2.v.l.) und Margarete Göckmann (3.v.l.) bereiteten 1987 in Kostümen zusammen mit Maria Reinecke (l.) und Heidi Stappert (r.) die Karnevalsfeier vor. © Ökumenischer Seniorenkreis
Weihnachtskarten hielten den Kontakt zu den rund 60 Teilnehmern – die ältesten sind über 90 Jahre, die jüngsten 67. Ende August sollen sie sich endlich in der Viktorkirche persönlich treffen. „Viele warten darauf, wieder Leute zu sehen“, sagt Christel Ibert.
Das Jubiläum möchte sie im November gern mit einer größeren Feier begehen – doch das hängt alles noch von der aktuellen Entwicklung der Coronalage ab.
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