Überraschung am Ende: CDU und SPD fangen die Grünen in Schwerte auf der Zielgeraden ab
Europawahl in Schwerte
Bis kurz nach 21 Uhr durften sich die Grünen als Sieger der Europawahl in Schwerte fühlen. Bei der Auszählung der Stimmlokale lagen sie vorn. Bis der letzte Briefwahlbezirk an die Reihe kam.

„Solange ich lebe, werde ich wählen gehen“, sagte der 82-jährige Egon Grimmling, der mit dem Rollator ins Wahllokal 7021 kam, das in der Cafeteria des Altenheims Haus Schwerte in Schwerte-Ost eingerichtet war. © Reinhard Schmitz
Die Grünen konnten ihre Stimmanteile in Schwerte zwar auf 23,98 Prozent verdoppeln. Am Ende zogen aber die CDU mit 24,09 Prozent und die SPD mit 23,99 Prozent noch knapp vorbei. Die AfD kam auf 8,41 Prozent.
So lief der Wahltag in Schwerte
Wer die Treppe zum Wahllokal herunterging, dem kam meistens auch schon jemand entgegen: Ein ständiges Kommen und Gehen herrschte am Sonntag im Wahllokal 7021 in der Cafeteria des Altenheims Haus Schwerte. Der Stapel der abgegebenen Wahlbenachrichtigungen, jeweils in Zehner-Packen sortiert, wuchs auf dem Tisch des Wahlvorstands. Bis gegen 14 Uhr hatten schon 330 von 1521 Wahlberechtigten des Bezirks persönlich ihre Stimme abgegeben. Dazu kamen noch die Briefwähler, die ihr Kreuzchen schon in den Wochen zuvor zu Hause gesetzt hatten.
Mit dem Rollator zur Stimm-Urne
Auch dass er einen Rollator benötigte, konnte den 82-jährigen Egon Grimmling nicht daran hindern, das Wahllokal im Untergeschoss des Altenheims an der Ostberger Straße aufzusuchen. „Solange ich lebe, gehe ich wählen“, betonte der Senior: „Das ist für mich Bürgerpflicht.“ Er wusste die freie Wahl zu schätzen, von der man in seinem Geburtsjahr 1937 nur träumen konnte. Damals in der Hitlerzeit gab es nur eine Partei.
Auch aus anderen Wahllokalen wurde den Verantwortlichen im Rathaus zwischendurch eine Beteiligung gemeldet, die die Erwartungen übertraf. In der Friedrich-Kayser-Schule, wo in einem Klassenraum die Innenstadt-Bewohner aus dem Bezirk 7112 zur Stimm-Urne gehen konnten, sprach man am frühen Nachmittag von geschätzt 50 Prozent. Man durfte gespannt sein, ob die Europawahl am Ende mehr Wähler an die Stimm-Urne lockte als vor fünf Jahren. Damals lag die Wahlbeteiligung in Schwerte bei 55,35 Prozent. Jetzt stieg sie auf 63,02 Prozent.
Die Stadt hatte den Wählern den Weg zur Urne möglichst kurz bemacht. Es waren 37 Wahllokale in der Ruhrstadt geöffnet - fast doppelt so viele, wie es Wahlbezirke gibt. Beispielsweise war im Wahlbezirk 7070 eine Stimmabgabe im Rathaus I an der Rathausstraße in der Innenstadt und eine weitere in der Lenningskamp-Grundschule an der Straße Am Lenningskamp in Schwerte-Nord eingerichtet. Für jedes Wahllokal hatte die Stadt Schwerte einen siebenköpfigen Wahlvorstand besetzt.
Keine Wahlparty im Rathaus
Insgesamt hatten rund 36.300 Wahlberechtigte in der Ruhrstadt die Möglichkeit, eine der 40 auf dem langen Wahlzettel angegebenen Parteien anzukreuzen. Rund 7.300 von ihnen hatten das bis Donnerstagnachmittag bereits per Briefwahl erledigt.
Nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr hatte dort die öffentliche Auszählung der Stimmen begonnen, bei der jeder Interessierte zuschauen konnte, sofern er nicht störte. Nach Abschluss der Auszählung griff der jeweilige Wahlvorstand zum Telefon und gab das Ergebnis als sogenannte Schnellmeldung an die Wahlleitung im Rathaus I weiter. Die war im Haupt- und Personalamt eingerichtet.
Eine Wahlparty gibt es am Sonntagabend nicht im Rathaus, vor dem die Europaflagge gehisst war. Das Interesse an der Veranstaltung war bei der vergangenen Europawahl zu gering gewesen für eine Wiederholung.