Immer wieder gab es Ärger im Wald. Seien es freilaufende Hunde, Mountainbiker, die abseits der Wege fahren, oder Raucher, die ihre Zigarettenstummel im Sommer einfach in den Wald werfen, was die Waldbrandgefahr erhöht: Die Liste der Ärgernisse - auch in den Wäldern rund um Schermbeck - ist lang.
Aus diesem Grund macht der Kreis Wesel nun ernst und setzt künftig fünf Jahre lang zwei Ranger in den Wäldern der Region ein. Die Idee ist nicht neu und werde an vielen Stellen schon erfolgreich praktiziert, wie Julian Mauerhof, Forstamtsleiter von Wald und Hof NRW und dem Regionalforstamt Niederrhein, betont.
Forst- und Landschaftsbehörden hätten schon lange das Problem, geltendes Recht nicht in der Fläche umsetzen zu können. So wurde es Zeit, dass etwas passiert. Am Dienstag (18. Juli) hat Ingo Brohl nun einen Kooperationsvertrag unterschrieben. Die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Land NRW (Landesbetrieb Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Niederrhein), dem Kreis Wesel, dem Waldbauernverband NRW, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW sowie den Forstbetriebsgemeinschaften Hünxe, Schermbeck-Drevenack, Rheinaue und Moers läuft vorerst für fünf Jahre.
Ziel des Vertrages
Ziel des Einsatzes ist laut Vertrag, „die vom Nachhaltigkeitsgedanken getragenen naturverträglichen Nutzungsmöglichkeiten der bewirtschafteten und unbewirtschafteten Waldflächen zu vermitteln und die Multifunktionalität des Waldes zu fördern.“
„In der Vergangenheit ist es in unseren Wäldern leider immer häufiger zu Fehlverhalten von Waldbesuchenden und dadurch zu Schäden in der Natur gekommen. In der Folge kam es zu Konflikten zwischen Erholungssuchenden und Eigentümern, Forstleuten sowie der Naturschutzbehörde. Durch den Einsatz der Rangerinnen und Ranger und die damit verbundene Aufklärung über den Wald, seine Lebewesen und die Natur stärken wir das Verständnis für den Wald und erleben hoffentlich zukünftig ein rücksichtsvolleres Miteinander und weniger Regelverstöße“, so Ingo Brohl.
Kinder müssen mehr in den Wald
„Es findet gefühlt eine immer stärkere Entfremdung, vor allem der jungen Generation, zu Natur und Wald statt, der dringend entgegengewirkt werden muss“, erklärt Julian Mauerhof, Leiter des Regionalforstamtes Niederrhein, auf Nachfrage.
Vor allem Kinder müssten mehr in den Wald und könnten hier optimal von Rangern und Förstern auch in Schermbeck begleitet werden: „Deshalb haben wir, das Forstamt Niederrhein, im Austausch mit dem Kreis Wesel und aus deren guten Erfahrungen mit den Rangern des RVR gemeinsam dieses Projekt für den Niederrhein gestartet und hoffen, dass auch andere Bereiche unserer Region Interesse an solchen Kooperationen haben“, sagt er.
Ihm und seinem Team sei aufgefallen, dass die Wahrnehmung des Waldes als Erholungsraum in den vergangenen Jahren - auch rund um Schermbeck - immer stärker geworden sei. Auch die Anzahl der Waldnutzer habe deutlich zugenommen. Doch gerade hier sei es wichtig, die Regeln des Landschafts- und Forstrechtes einzuhalten.

Für Waldbesucher in den Wäldern Schermbecks bedeutet das:
- in den Naturschutzgebieten auf den Wegen bleiben;
- Hunde in den Bereichen anleinen, in denen sie angeleint werden müssen;
- Radfahren, Mountainbiken und Reiten nur auf den entsprechenden Wegen;
- kein Feuer im Wald;
- In der Sommerzeit auf das Rauchen im Wald verzichten;
- Tiere und ihre Rückzugsräume beachten und nicht stören;
- keinen Müll hinterlassen.

Leider seien diese einfachen Verhaltensregeln auch rund um die Wälder in Schermbeck noch nicht überall angekommen. Julian Mauerhof und sein Team stoßen immer wieder auf Mountainbiker, die durch ihr rücksichtloses Verhalten andere Waldbesucher in Gefahr bringen oder neue Trails anlegen und dadurch den Boden und Baumbestand schädigen.
Andere Waldbesucher hinterlassen Spuren offenen Feuers von Lagerfeuern oder Grills, die im Wald verboten seien und eine erhebliche Brandgefahr darstellten.
Doch auch Natur- und Wolfbeobachter würden sich tags und nachts in Naturschutzgebieten abseits der Wege herumschleichen, um Beobachtungen zu machen, ungeachtet dessen, dass sie Wildtiere in ihren Ruhebereichen störten. Und nicht selten hinterließen die Menschen, die sich in den Wäldern bewegten, auch ihren Müll.
Anforderungen an die Ranger
Die beiden Ranger werden übrigens noch gesucht. Sie müssen eine Berufsausbildung im Bereich Forst, Agrar, Gartenbau oder als Revierjäger mitbringen. Außerdem ist eine Qualifikation zum „Geprüften Natur- und Landschaftspfleger“ notwendig, die aber noch erworben werden kann.
Ein Waldpädagogikzertifikat sollte auch vorhanden sein, oder noch erworben werden. Außerdem sollte ein Führerschein der Klasse B vorliegen. „Unsere zukünftigen Rangerinnen oder Ranger sollten natürlich freundlich und offen auf Waldbesuchende zugehen können, eine gewisse körperliche Fitness mitbringen – da sie häufig zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sein werden – und zeitlich flexibel sein, da auch oder besonders an den Wochenenden und an Feiertagen eine Präsenz im Wald sehr wichtig ist“, erklärt Julian Mauerhof.

Einsatzgebiet der Ranger
Das Einsatzgebiet der Rangerinnen oder Ranger umfasst die Waldflächen außerhalb der Liegenschaften des RVR im gesamten Gebiet des Kreises Wesel sowie besondere Waldgebiete mit bedeutsamer Größe und Konfliktpotenzial und somit auch Schermbeck mit seinen großen Waldgebieten.
In diesen Bereichen werden sie täglich Erholungssuchende vor Ort informieren, Pflege- und Instandsetzungsarbeiten durchführen sowie den gesetzlichen Forstschutz und die Naturschutzwacht sicherstellen. Darüber hinaus werden die Rangerinnen und Ranger im Rahmen der Umweltbildung unter anderem Führungen anbieten und Schulen und Kindergärten besuchen, um dort über den Wald und die Natur aufzuklären.
Die Personalkosten sowie die Bereitstellung von Dienstwagen und die notwendige IT-Infrastruktur übernimmt der Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Der Kreis Wesel beteiligt sich an den Personalkosten mit jährlich 17.000 Euro pro Rangerin bzw. Ranger. Sobald die Rangerinnen und Ranger ihren Dienst aufnehmen, wird der Kreis Wesel entsprechend informieren, heißt es in einer Mitteilung des Kreises.
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