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Wolfsgebiet: Bürgerforum bittet nach Pony-Riss Armin Laschet um Hilfe
Wolfsgebiet Schermbeck
Erneut ist im Wolfsgebiet Schermbeck ein Pony gerissen worden. Die Besitzer vermuten eine Attacke mehrerer Wölfe. Das Bürgerforum bittet nun NRW-Ministerpräsident Armin Laschet um Hilfe.
Vermutlich in der Nacht auf den 4. Januar ist die siebenjährige Stute „Ella“ am Hardbergweg in Hünxe durch einen Kehlbiss getötet worden. Das Shetlandpony stand auf einer Weide, etwa 20 Meter von einem Wohngebäude entfernt. Gegen 9.30 Uhr benachrichtigten die Besitzer die Wolfsberater des LANUV - gegen 14 Uhr wurden Proben entnommen.
Bis die DNA-Proben ausgewertet sind, steht noch nicht fest, ob ein Wolf oder gar mehrere Wölfe beteiligt waren. Zwei Indizien sprechen laut der Besitzer des Ponys für die letzte Variante. Das etwa 150 Kilogramm schwere Tier wurde, so die Spuren, etwa acht Meter bis zum Fraßplatz gezogen und 20 Kilogramm Fleisch fehlten.
Für die Betroffenen ist es nicht der erste „Wolfsbesuch“. Bereits am 19. September 2018 hatte Wölfin Gloria nachweislich zwei Schafe gerissen.
Zweites Pony gerissen
Mit dem Tod der Stute Ella ist zudem bereits der zweite Ponyriss zu verzeichnen, seit das Wolfsgebiet Schermbeck 2018 ausgerufen wurde. Bereits Ende Oktober 2020 war in Kirchhellen ein Shetlandpony gerissen worden - der Ehemann der Besitzerin hatte an dem Abend zwei Wölfe beobachtet. Im November wurde per DNA-Test festgestellt, dass es sich tatsächlich um einen Wolfsriss handelte.
Bei diesem und auch im aktuellen Fall waren keine Herdenschutzmaßnahmen erfolgt. Heißt: Der Zaun wird nicht als wolfsabweisend eingestuft. Allerdings profitieren die Halter von Ponys auch nicht wie die Halter von Schafen, Ziegen oder Gehegewild von der Förderrichtlinie Wolf. Heißt: Sie bleiben komplett auf Kosten für Zaun, Elektrogerät und Arbeitskosten sitzen.
Offener Brief an Ministerpräsident Laschet
Das Gahlener Bürgerforum wandte sich am Dienstag in einem offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet. Obwohl die Wölfin mehrfach den empfohlenen Herdenschutz überwunden habe, sei seitens des Umweltministeriums nichts passiert.
„Stattdessen wurden den Tierhaltern immer weitere Schutzmaßnahmen aufgebürdet. Es geht nicht mehr darum festzustellen, dass GW954f verhaltensauffällig ist, sondern darum, dass den Tierhaltern jetzt zugemutet werden soll, sich Herdenschutzhunde zuzulegen und Ställe zu bauen, damit sie ihre Weidetiere nachts einstallen können“, so Jürgen Höchst, Bernhard Steinmann und Margot Drinkmann vom Bürgerforum.
Angesichts des Ponyrisses fragen die drei Vertreter des Bürgerforums: „Sollen jetzt auch alle Pferde- und dann Rinderwiesen wolfsabweisend eingezäunt werden? Dazu fehlen jegliche Empfehlungen und finanziellen Unterstützungen des Landes. Im Übrigen: Auch das LANUV spricht nie von wolfsschützenden Zäunen, sondern immer nur von wolfsabweisenden Zäunen. Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz vor Wölfen.“
Andere Bundesländer „sehr viel weiter“
Kritik übt das Bürgerforum an NABU und BUND. Diese argumentierten mittlerweile sehr unsachlich, weil ihnen die Argumente ausgegangen sind.“ Andere Bundesländer seien „sehr viel weiter“. „Die Rechtsprechung in Niedersachsen hat mehrmals die Rechtmäßigkeit von Entnahme-Genehmigungen bestätigt. Warum sollte dies nicht auch in NRW möglich sein?“
Das Bürgerforum fürchtet, dass die Wölfin ihr Jagdverhalten an den Nachwuchs weiter gibt. „Es ist schon seit Längerem ein schnelles, effektives und verantwortungsvolles Handeln gefragt. Bitte helfen Sie uns, es endlich umzusetzen!“
Peter Schütz, Sprecher des Umweltministeriums, weist auf Nachfrage darauf hin, dass derzeit ein Gutachten zur Verhaltensauffälligkeit der Wölfin erstellt werde, „dass in den kommenden Wochen vorliegen soll“. Schütz: „Vor dem Hintergrund eines erneuten Pony-Risses muss auch die Frage der Sicherung von Pferdeweiden, gegebenenfalls auch Wirtschaftlichkeits-Erwägungen neu erörtert werden. Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass alle Weidetierhalter eine kostenfreie Herdenschutzberatung bei der Landwirtschaftskammer in Anspruch nehmen können.“ Das gelte auch für Halter kleiner Pferde.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
