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Volker Franken muss mit Diakoniestiftung jetzt Risiko in Kauf nehmen
Diakoniestiftung
Von Negativzinsen sind nicht nur Sparer, sondern mittlerweile auch die Diakoniestiftung betroffen. Deren Vorsitzender Volker Franken musste nun erstmals ein Risiko in Kauf nehmen.
Auf fast 356.000 Euro ist das Vermögen der Schermbecker Diakoniestiftung mittlerweile angewachsen, die 2007 mit 120.000 Euro gestartet war. Im letzten Jahr seien etwa 25.000 Euro hinzugekommen, sagt Volker Franken. Der Zweck der Stiftung ist die Unterstützung der diakonischen Arbeit der Evangelischen Kirchengemeinde. Was, so Pfarrer i.R. Wolfgang Bornebusch, damals in Erwartung von geringer werdenden Finanzmitteln der Kirche initiiert wurde.
Während die Stiftung 2014 noch etwa 7.000 Euro jährlich an Zinserträgen generieren konnte, seien es jetzt nur noch knapp 4000 Euro, sagt Volker Franken. „Das ist aber auch nur darauf zurückzuführen, dass wir noch einige längerfristige Sachen haben.“
Stiftungsvermögen wäre durch Negativzinsen geschrumpft
Für 120.000 Euro lief nun eine solche langfristige Anlage bei einer Bank aus. Was bedeutet hätte, dass darauf nun 0,5 Prozent Strafzinsen zu zahlen gewesen wären. Im Klartext: Die 120.000 Euro wären pro Jahr um 600 Euro geschrumpft.

Pfarrer i.R. Wolfgang Bornebusch, Ursula Fischer, Sabine Porsche und Volker Franken (v.l.) laden zum Benefizkonzert in die Georgskirche ein. © Berthold Fehmer
Das Geld musste also anders angelegt werden. „Wir haben uns da relativ schwer getan bei den Überlegungen, wie wir das handhaben wollen“, gibt Ursula Fischer, Mitglied des Stiftungsrates, zu. „Wir haben uns mehrfach von Fachleuten beraten lassen.“ Auch deshalb, so Franken, um zu klären: „Was dürfen wir als kirchliche Stiftung machen?“ In Immobilien oder Grundstücke hätte die Stiftung etwa nicht investieren dürfen.“
„Wir dürfen nur 25 Prozent in Aktien stecken“
Mit der DZ Privatbank und der Volksbank Schermbeck wurde vereinbart, dass 75 Prozent der 120.000 Euro in Anleihen und 25 Prozent in Aktien investiert werden. „Wir dürfen nur 25 Prozent in Aktien stecken“, so Franken. Ein Verlust ist, wie bei Aktien generell, nun also möglich. Wobei Franken betont, dass die Stiftung nicht auf kurzfristige Rendite, sondern die langfristige Erhöhung des Kapitalstocks aus ist.
Bei der Auswahl der Aktien stand „Nachhaltigkeit“ ganz vorn. „Auch wenn das nicht so viel Ertrag bedeutet“, so Franken. Ausgeschlossen sind etwa Aktien im Zusammenhang mit Alkohol, gefährlichen Chemikalien, Tierversuchen, Glücksspiel, Gentechnik, Atomkraft, Pornografie, Reproduktionsmedizin, Tabak, zivilen Feuerwaffen und Militär sowie fossilen Brennstoffen.
Da mittlerweile Signale seitens der Europäischen Zentralbank gesendet werden, dass die Leitzinsen wieder angehoben werden könnten: Würde die Stiftung dann wieder schnellstmöglich in Richtung sicherer Anlagen steuern? „Das haben wir noch nicht festgelegt“, sagt Franken. Er persönlich tendiere dazu, „zu schauen, wie die Entwicklung ist“. In zwei sowie in vier Jahren muss die Stiftung erneut Entscheidungen treffen. Denn dann laufen langfristige Anlagen aus.
Unterstützt wurden von der Stiftung im vergangenen Jahr wieder die Kitas sowie der Offene Ganztag der Gemeinschaftsgrundschule (2.000 Euro). Außerdem wurden Gemeinderäume mit Luftfiltern ausgestattet (600 Euro).
Stiftung könnte Menschen aus der Ukraine helfen
Geklärt wurde laut Franken bereits die Frage, ob auch Flüchtlinge aus der Ukraine von der Stiftung in Schermbeck unterstützt werden könnten. Dazu gebe es noch keine Anträge, aber laut Satzung sei dies möglich.
Wolfgang Bornebusch weist auf das Konzert „Halleluja³“ mit dem „Calmus Ensemble Leipzig“ am Sonntag (17. März) ab 17 Uhr in der Georgskirche hin. Die Musik von Salomone Rossi, Paul Gerhardt und Leonard Cohen wird auch dem Jubiläum „321-2021 - 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ gewidmet.
Vor dem Konzert wird Franken über die Stiftung berichten und Bornebusch wird um eine Spende von mindestens 10 Euro bitten. Diese Kollekte kommt dann der Diakoniestiftung zugute. Es gelten 3G-Bedingungen und eine Anmeldung unter Tel. (02853) 3114 ist erforderlich. Bornebusch: „120 können wir reinlassen, über 100 haben sich schon angemeldet.“
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
