Unterwegs daheim Marielle und Henning fahren hoch hinaus in das Gebirge von Tadschikistan

Marielle und Henning unterwegs in den Höhen von Tadschikistan
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Durch endlose Wüstenlandschaften und über hohe Gebirgsketten: Die Schermbecker Marielle Oberkandler (30) und Henning Vengels (32) sind „Daheim unterwegs“. Mittlerweile haben sie 18.500 Kilometer auf ihren Rädern zurückgelegt. Nachdem sie 2018 Osteuropa erradelten, starteten sie im März 2022 eine Reise rund um die Welt. Aktuell sind sie in Tadschikistan.

Mitten im Oman überqueren Kamele die Straße.
Mitten im Oman überqueren Kamele die Straße. © privat

Ihr großes Zwischenziel, den Pamir Highway in Zentralasien, erreichten sie nach 16 Monaten. Diese Strecke hat sich in der Radfahrerszene einen Namen gemacht. Der Highway führte sie durch eine Gebirgskette, über 4.600 Meter hoch: „Da oben wird die Luft manchmal schon ganz schön dünn“, erklärt Hennig.

Widrigkeiten trotzen

Zwischendurch gerieten sie so manches Mal an ihre Grenzen: Bei über 50 Grad in der Wüste zu radeln, ist nicht ohne. Geradelt wurde deswegen ab vier Uhr morgens. „Ich hätte es vorher gar nicht für möglich gehalten, durch die Wüste zu fahren“, meint Marielle rückblickend. Einmal brach ihnen im hohen Gebirge eine Achse am Rad und ihr Zelt ging kaputt. Solche Ereignisse brachten sie an ihre Grenzen. Doch sie meisterten alle Widrigkeiten und gewannen ihre Freude am Reisen zurück.

Unterwegs auf unwegsamen Gelände: Marielle und Henning trotzen allen Widrigkeiten auf ihrem Weg.
Unterwegs auf unwegsamen Gelände: Marielle und Henning trotzen allen Widrigkeiten auf ihrem Weg. © privat

Saudi-Arabien ist sicher

Zehn Wochen lang blieben sie in der Türkei, bevor ihre Reise weiterging: „Erstmals sind wir geflogen, um Syrien und den Irak zu umgehen“, erklärt Henning. Sie landeten in Tel Aviv (Israel) und fuhren durch das Herz Arabiens: „Ich habe mich als Frau in keinem Land so sicher gefühlt wie in Saudi-Arabien“, erzählt Marielle.

Doch es gab auch einen Moment, der sie sehr bewegte: Zwei Anschläge erschütterten Palästina, gar nicht weit von ihrem Standort entfernt.

Dennoch: Ihre Erfahrungen mit den Menschen vor Ort zeigen ein anderes Bild, als es hierzulande oft den Eindruck erwecke: „Der Mittlere und Nahe Osten sowie Zentralasien sind nicht so schlimm, wie man es durch die Medien schnell glaubt.“ Im Gegenteil: Hier begegneten ihnen freundliche und aufgeschlossene Menschen, die selbst nicht viel haben und einem doch alles geben, was sie anbieten können. Vom Schlafplatz bis hin zum Essen. „Die Menschen sind hilfsbereit und freundlich und wollen stets etwas Gutes tun.“

An der Grenze zu Afghanistan

300 Kilometer ging es entlang der afghanischen Grenze, in das Land hineinfahren konnten sie indes nicht: „Es war aber sehr interessant, all das mal zu sehen“, sagt Henning. Ein weiteres Etappenziel war Jordanien – hier erlebte das Paar unglaublich viel Kultur.

Derzeit befinden sie sich in Land Nummer 23, Tadschikistan. Auch hier bestätigt sich: „Wir erfahren unglaublich viel Gastfreundschaft“. So sieht das Paar, wie gut die Welt ist und will das auch so sehen.

Durch die Reise mit dem Rad er-„fahren“ sie die Welt mit ihren Kulturen sehr langsam und intensiv. Das Auto wäre zu teuer gewesen, und ein Zelt ist schnell aufgebaut. Sie fahren über Wege, die sich kaum als Straße bezeichnen lassen, doch bekommen sie am Ende viel mehr an Eindrücken geschenkt, als es mit einem Auto und der Übernachtung in teuren Hotels der Fall gewesen wäre.

Einsamkeit in der Wüstenlandschaft von Saudi-Arabien
Einsamkeit in der Wüstenlandschaft von Saudi-Arabien © privat

Was ihnen immer wieder neuen Aufwind gibt, ist die Freude am Reisen und an den vielfältigen Kulturen. Doch auch die Stille in einsamen Gegenden mitten in der Wildnis ist für sie etwas ganz Besonderes. Aktuell sind die Schermbecker noch auf dem Pamir-Highway unterwegs. Marielle Oberkandler und Henning Vengels sind „Daheim unterwegs“. Für die beiden Schermbecker ist es eine sehr intensive Reise.

Ein kurzer Halt fürs Foto am Dead Quarter in Saudi-Arabie.
Ein kurzer Halt fürs Foto am Dead Quarter in Saudi-Arabien © privat

Die Menschen kommen offen auf sie zu und seien nicht so verschlossen, wie es Marielle und Henning aus Deutschland kennen. Ganze Familien leben in kleinen Lehmhäusern mit einem Ofen, der als Heizung dient und mit Kuhfladen angefeuert wird.

Weitere Pläne

Demnächst geht ihre Reise weiter. Ihr Plan sieht vor, nach Südostasien – China und Russland – zu reisen, doch noch haben sie kein Visum. Weiter soll es dann auf Dauer noch nach Thailand, Kambodscha, Vietnam und in die Höhen der Mongolei gehen. Ihre Erfahrung zeigt ihnen: „Egal, was man plant, es kommt immer anders, daher radeln wir einfach drauf los.“

Traditionelle Trachten: Henning zu Gast in Saudi-Arabien
Traditionelle Trachten: Henning zu Gast in Saudi-Arabien © privat

Zwischen Verzicht und Luxus

Wegen ihrer Reise verpassen sie manches Ereignis daheim. Zum Beispiel die Hochzeit der besten Freunde. Oft haben die Schermbecker keinen Handyempfang und merken besonders in der Ferne, wie wichtig ihnen die Familie und die Freunde zu Hause sind.

„Manchmal wünscht man sich einfach nur die eigenen vier Wände zurück, eine Couch und Pizza“, verrät Henning. „Oder einfach ein Butterbrot“, meint Marielle. Dort, wo sie unterwegs seien, gebe es immer nur Weißbrot. So sei das Thema Essen unterwegs immer wieder ein Gespräch.

„Man merkt, was für einen Luxus wir zu Hause haben“, bestätigen sie. Denn auch wenn sie sich nicht darum sorgen, kein Trinkwasser zu bekommen, so habe das Wasser auf ihrer Reise doch nicht die Qualität, die es daheim habe.

Freude am Reisen

„Wir trafen sieben weitere Radreisende auf dem Pamir-Gelände und fragten uns, was würde man sich her wünschen, was fehlt?“, erinnert sich Marielle. „Es fehlte nichts wirklich. Das Einzige, was sie beim nächsten Mal anders machen würden: Das Zelt eine Nummer größer nehmen.“ Die Freude, zurück in die Heimat zu kommen, ist auf jeden Fall bei beiden da. Doch noch überwiegt die Freude über die vielen schönen Momente unterwegs. Nun möchten sie erst einmal weiterreisen, solange die Beine durchhalten. Ende offen.

Unterwegs daheim auf dem Pamir-Highway in Tadschikistan
Unterwegs daheim auf dem Pamir-Highway in Tadschikistan © privat

Weitere Infos und Tipps gibt es unter unterwegs-daheim.blog

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